Die NIRS-Technik vereinfacht die Nährstoffermittlung bei Wirtschaftsdüngern. Außerdem besteht das Potenzial für eine exakte und gleichzeitig unkomplizierte Ausbringung. Jedoch fehlt der Technik in einigen Bundesländern (auch in Hessen und Rheinland-Pfalz) die düngerechtliche Anerkennung.
Ein Landwirt darf nicht frei entscheiden, wieviel Gülle er auf seine Flächen ausbringt. Es gilt, die flächenspezifischen Nährstoffvorgaben zu befolgen und alle Düngevorgänge zu dokumentieren. Um unter diesen Umständen maximale Ernteerträge erzielen zu können, müssen die verfügbaren Nährstoffe möglichst effizient, bedarfsgerecht und in der Regel gleichmäßig ausgebracht werden. Auf diese Weise wird eine abwechselnde Über- und Unterdüngung vermieden. Üblicherweise werden deshalb die Nährstoffgehalte der Gülle ermittelt, indem Proben genommen oder Richtwerte verwendet werden. Jedoch können in beiden Fällen deutliche Abweichungen zu den tatsächlichen Werten auftreten. Beispielswese können die Nährstoffgehalte in Abhängigkeit der Gülleart, der Fütterung und der Homogenität extrem schwanken.
Ertragspotenzial rauf, Umweltbelastungen runter
Vor diesem Hintergrund ist eine exakte Nährstoffausbringung mit organischen Düngern schwer realisierbar. Das Ertragspotenzial wird nicht ausgeschöpft und es können Umweltbelastungen hervorgerufen werden. Ein Einsatz der Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) könnte deutliche Verbesserungen herbeiführen: Die Nährstoffermittlung könnte vereinfacht, eine exaktere Ausbringung ermöglicht, der überbetriebliche Nährstoffaustausch gefördert und der Dokumentationsaufwand minimiert werden. In diesem Artikel werden die Potenziale der NIRS-Technik aufgezeigt. Dafür wird – ausgehend vom praktischen Ablauf einer Nährstoffmessung – die Funktionsweise der NIRS-Technik verdeutlicht. Auf dieser Grundlage werden die Vorteile des Verfahrens ermittelt und die Eignung der NIRS-Technologie für die Praxis kritisch hinterfragt.
Bernd Schlagge, Projektmitarbeiter MuD NIRS, Lk Niedersachsen – LW 19/2022