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Die Witterung bestimmte das Befalls-Geschehen

LSV mittelfrühe Speisekartoffeln im ökologischen Anbau 2020

Der Versuch zu Öko-Kartoffeln wurde im vierten Jahr mit ausschließlich Sorten aus der mittelfrühen Reifegruppe (RG III) angelegt. Insgesamt konnten acht Sorten mit allen drei Kocheigenschaften geprüft werden. Neu im Sortiment waren die zwei festkochenden Sorten Antonia und Muse. In der Regel werden diese mindestens drei Jahre auf ihre regionale Eignung geprüft.

Die festkochende Sorte Antonia erreichte mit relativ 126 den höchsten Speisewareertrag. Foto: Mohr

Wie in den letzten Jahren üblich, wurde der Versuch in Kleinparzellen (1,50 x 10 m) und in dreifacher Wiederholung angelegt. Alle Sorten wurden im Frühjahr in weißen Kunststoffkisten vorgekeimt.

Viertes Jahr in Folge zu trocken

Die Temperaturen im Januar und Februar lagen mit +3 °C beziehungsweise +4,4 °C sehr deutlich über dem langjährigen Mittel (Wetterstation Kleinniedesheim). Besonders zeigt sich das an nur fünf Frosttagen im Februar. Eine Frostgare kam so gut wie nicht zustande. Auch der März und besonders der April lagen wieder über dem langjährigen Mittel. Neben den überdurchschnittlichen Temperaturen war die Klimatische Wasserbilanz negativ. Zwischen dem 22. März und 29. April gab es keinen Niederschlag. Zusätzlich entzog der oftmals auftretende trockene Ostwind dem Boden die Feuchtigkeit. Die Pflanzung der vorgekeimten Knollen erfolgte am 8. April bei trockener und etwas zu grobscholliger Bodenstruktur.

Früher und langanhaltender Zuflug von Blattläusen

Durch die beschriebenen Witterungsverhältnisse konnten bereits am 7. Mai bei den aufgelaufenen Sorten geflügelte Blattläuse, überwiegend grüne Pfirsichblattlaus, bonitiert werden. Am 15. Mai waren alle Sorten betroffen, und die Befallshäufigkeit lag zwischen 10 und 30 Prozent. Auch erste ungeflügelte Blattläuse waren an der Blattunterseite vorhanden. In abgeschwächter Ausprägung hielt der Zuflug bis Anfang Juni an. Erste Eigelege des Kartoffelkäfers konnten ebenfalls bereits zum Ende der ersten Maidekade gefunden werden. Die Mitte Mai auftretende kühlere Witterung ließ aber keinen Massenschlupf zu. Dieser kam dann Ende Mai, als die Bekämpfungsschwelle von 15 Larven/Staude überschritten wurde. Durch das sehr starke Auftreten der Kartoffelkäferlarven musste am 29. Mai und 7. Juni mit NeemAzal-T/S behandelt werden.

Krautfäule – nur von kurzer Dauer

Die anschließende Witterung bis Ende Juni war geprägt von moderaten Temperaturen und etwas unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer. Zwar lag die Niederschlagsmenge mit 18 Prozent über dem langjährigen Mittel (Gewitter am 17. mit 35 mm, insgesamt 16 Regentage), aber die Wasserbilanz blieb mit -22 mm nicht ausgeglichen. Durch diese Niederschläge waren nach Prognosemodell SIMPHT 3 zwischen 14. und 23. Juni Infektionen wahrscheinlich. Bei der am 24. Juni durchgeführten Bonitur konnte bei keiner Sorte Krautfäule festgestellt werden. Zum zweiten Termin am 9. Juli waren dann sechs Sorten (mindestens Note 2) mit Krautfäule befallen. Keinen Befall (Note 1) zeigten Otolia, Muse und Gwenne. Die meisten Läsionen am Blatt konnten bei der Sorte Bernina (Note 4) bonitiert werden. Die übrigen Sorten wurden mit der Note 2 bewertet.

Im Juli wurde die langjährige durchschnittliche Temperatur um +2,0 °C überschritten. Die Niederschlagsmenge für diesen Monat lag mit nur 25 mm (Wetterstation Kleinniedesheim) sehr deutlich unter dem langjährigen Mittel (-62 %). Auch drei Niederschlagsereignisse Mitte Juli reichten nicht für eine weitere Ausbreitung der Krautfäule. Insgesamt blieb die Befallsausbreitung begrenzt und unter dem Niveau von 2019. Kupfer kam nicht zum Einsatz. Eine mechanische Kartoffelkrautregulierung blieb aus. Am 7. September wurde geerntet.

Manfred Mohr, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück – LW 4/2021
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