Kürzlich haben sich über 100 Anguszüchter auf dem Zuchtbetrieb Gerd Lang aus Rodenbach eingefunden. Bei herrlichem Wetter hatten sich die Teilnehmer der 33. Deutschen Angustage aus allen Regionen Deutschlands auf den Weg in die Pfalz gemacht, um an einem vielseitigen Programm teilzunehmen.
Nach der Begrüßung durch den Betriebsleiter Gerd Lang und den Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutscher Angus-Halter (BDAH) Dietz Kagelmann begrüßte der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Norbert Schindler, die Teilnehmer. Schindler lobte den Wert der Mutterkuhhaltung in der Region und im Besonderen die Ruhe, die Leichtkalbigkeit, die guten Muttereigenschaften und die Frühreife der Rasse Angus. Als gelernter Landwirt schätze er besonders den Wert der Mutterkuhhalter, die in der Nord- und Westpfalz und auch im Saarland die teilweise schwer zu bewirtschaftenden Ecken pflegen. So wird die Verknüpfung von Naturschutz, Offenhaltung der Flächen und Nutzung der Weideflächen für die Absetzerproduktion realisiert. Begünstigt wird dies durch die moderaten Ansprüche der Rasse an den Futterstandort und eine dennoch zügige Entwicklung mit hohen Tageszunahmen bei guter Futterverwertung.
Auf der nahegelegenen Weide wurden zwei Herden vom Betriebsleiter Gerd Lang vorgestellt. Alle Tiere zeigten sich trotz der vielen Besucher ruhig und zutraulich. Die gesamte Herde präsentierte sich in einem guten Futterzustand und in einer harmonischen sehr guten züchterischen Klasse. Als Herdenbullen beeindruckten der fünfjährige Radler, Vater ist AWA Rocky, sowie der knapp dreijährige Ironman vom Mittenhof, Vater ist Iron Ore.
Im Anschluss wurde eine kleine Auswahl an schönen und gut im Futter stehenden Tieren besichtigt, drei Kühe und eine Färse, die der Zuchtbetrieb „Vulkanangus Meyer“ aus Duppach mitgebracht hatte. Der Betrieb Meyer liegt nördlich von Bitburg, und es hätte den Rahmen des Wochenendes gesprengt, den Betrieb mit dem Bus anzufahren. Die vorgestellten Tiere konnten sehr gut gefallen und zeigten die züchterische Ambition der Familie Meyer. Bis vor sechs Jahren wurden alle Tiere besamt, sodass Töchter verschiedenster bekannter Besamungsbullen in der Herde stehen. Wegen des wachsenden Bestands von derzeit 50 Kühen, 80 bis 90 sind das Ziel, und damit aus arbeitsorganisatorischen Gründen kommen inzwischen auch Zuchtbullen im Natursprung zum Zuge, so Ruffuswin vom Hilsbacherhof (Vater: Red Label), Bobo MS (Vater: Farno-Boss), Westfalica Trend (Vater: Westfalica Troll) sowie Ernst (Vater: Emil). Für die Teilnehmer endete der Tag mit der Besichtigung des Betriebes Guth auf dem Wörschweilerhof bei Homburg und einem Züchterabend mit hervorragendem Essen vom Angusrind, Tanz und guter Laune. Auf dem Wörschweilerhof imponierten die herzliche Gastfreundschaft und langjährige züchterische Traditionen. So befindet sich der Betrieb seit 111 Jahren in Familienbesitz, seit 38 Jahren werden auf dem Hof Angus gehalten, die die nicht einfachen Flächen rund um die Hofstätte pflegen. Zurzeit besteht die Herde aus 36 Kühen mit 36 Kälbern. Zwei Deckbullen (aktuell Emil v. Edoro und Rudolf v. Ruffus, Züchter von beiden ist Gerd Lang) sorgen für den Nachwuchs. Die Absetzer werden zur Mast verkauft.
Vorstand mit Sippel und Clausen
Der Samstag begann mit der Mitgliederversammlung im Schlossberghotel in Homburg. Neben einem Rückblick auf das Zucht- und Verbandsjahr sowie auf die Anfang Mai stattgefundene, erfolgreiche Angus-Bundesschau, standen Wahlen zum Vorstand an. Ingrid Sippel, die dem Vorstand seit 2011 angehört, stellte sich einer erneuten Wahl und wurde in ihrem Amt bestätigt. Marietta Meyer, ebenfalls seit 2011 Vorstandsmitglied, kandidierte aus zeitlichen und beruflichen Gründen nicht wieder. Für ihre Nachfolge standen zwei Kandidaten zur Wahl, von denen sich Kurt Karsten Clausen, langjähriges und engagiertes Beiratsmitglied aus Schleswig-Holstein, deutlich in der Abstimmung durchsetzen konnte. Am Nachmittag wurden zwei weitere Betriebe besichtigt. Der Biobetrieb von Richard Brinette hat im Jahr 2012 auf Angus umgestellt, aktuell werden 28 Zuchttiere gehalten, ein Teil bereits aus eigener Nachzucht, andere noch Zukäufe. Für den Nachwuchs des kommenden Jahres ist der anderthalbjährige Gote (Grandios x REA Satino) aus der Zucht von Klaus Raps, Theta, verantwortlich.
Interesse und Hochachtung fand auch das Betriebskonzept von Nina und Sebastian Kill, die auf dem Bärenbrunnerhof in Schindhard Landwirtschaft mit Direktvermarktung über eine eigene Schlachtstätte und Hofladen betreiben. Der ökologisch ausgerichtete Betrieb hält 45 Mutterkühe (Verdrängungskreuzung mit hohem Angusblutanteil), Schweine (Schwäbisch-Hällische Muttersauen sowie Masttiere, ebenfalls für die Direktvermarktung) sowie Legehennen im Mobilstall.
Zuletzt ging es zum Betrieb Herbert Willersinn-Erben auf dem Eichelscheiderhof in Waldmohr. Der sehr schön gelegene ehemalige Landgestüts-Hof wird von Ulrich Schläfer als Verwalter geleitet. Derzeit werden 460 ha bewirtschaftet und 140 Mutterkühe der Rassen Blondè Aquitaine und Angus gehalten. Der Rundgang über den Betrieb und die Weiden machte deutlich, dass im Betrieb Willersinn stets mit sehr guten Vererbern gearbeitet wird. Die sehr homogene und funktionelle Herde zeigte bei mittlerem Rahmen eine sehr gute Kondition und gute Exterieureigenschaften, aber auch Milchreichtum bei den Müttern, die sich in bestens entwickelten Kälbern widerspiegelte.
Gerhardt Henn – LW 29/2018