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Bewässerung an der Nahe

Nahe-Fachforum in Bad Kreuznach zur Bewässerung

Der Weinbauverband Nahe hatte zu einem Fachforum zum Thema Bewässerung in die Aula des DLR Rheinhessen-Nahe-­Hunsrück nach Bad Kreuznach eingeladen. In Zeiten des Klimawandels erlangt nachhaltiges Bewässerungsmanagement zunehmende Bedeutung.

Der Weinbauverband Nahe befasst sich mit dem Thema Bewässerung. Von links: Rainer Klöckner, Weinbauvizepräsident an der Nahe, Dr. Jörn Schultheiss von der Hochschule Geisenheim University, Dr. Thomas Höfer, Weinbaupräsident an der Nahe, Ralf Gockel sprach für die Bodenverbände, Joachim Gerke von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Koblenz Wasserwirtschaft und Dr. Daniel Heßdörfer von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau Veitshöchheim. Foto: Bettina Siée

In Zukunft werden sich Landwirte und Winzer stärker mit dem Thema Bewässerung befassen, davon ist Dr. Thomas Höfer, Präsident des Weinbauverbandes Nahe, überzeugt. „Zu viel Wasser fließt ungenutzt über die Nahe und den Rhein in die Nordsee“, meint Höfer, der die Landespolitik für das Problem sensibilisieren möchte. „Wasser ist genug da, aber zum falschen Zeitpunkt“, so Höfer, deshalb müsse es aufgefangen werden, um es dann gezielt in Trockenphasen einzusetzen.

Joachim Gerke, Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord Koblenz, referierte zur Wasserwirtschaft im Weinbau in Zeiten des Klimawandels. Er zeigte eine Grafik, die eine Temperaturerhöhung im Nahetal von 1,8 °C zwischen 1880 bis 2020 dokumentiert und berichtete von möglichen Szenarien. Rheinland-Pfalz liege noch deutlich über den errechneten pessimistischsten Modellen.

Laut Prognose wird sich die Niederschlagsmenge bis zum Jahr 2100 nicht stark verändern, aber die Verteilung. Starkregen und längere Trockenphasen sind zu erwarten. Vor allem die fehlende Grundwasserneubildung macht Gerke Sorge. Landwirte und Winzer müssen Anpassungsstrategien entwickeln. Welche Sorten an welche Standorte? Inwieweit kann die Bewirtschaftung – Erziehung und Laubwandhöhe ­ angepasst werden?

Wasser- und Bodenverbände organisieren Bewässerung

Ralph Gockel, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, informierte über Möglichkeiten der Wasser- und Bodenverbände als geeignete Organisationsform zur Bewässerung im Weinbau. Voraussetzung sei die Verfügbarkeit von Wasser, um dann die Zuleitung und Verteilung auf der Fläche zu klären. Es gebe einzelbetriebliche und überbetriebliche Förderung. Die Gründung eines Wasser- und Bodenverbandes ist ein sinnvoller Zusammenschluss der Bewirtschafter. Dabei sei wichtig zu wissen, dass das Grundstück Mitglied ist, nicht der Eigentümer.

Dr. Daniel Heßdörfer von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim, berichtete vom nachhaltigen Bewässerungsmanagement für Weinbau in Franken. Der Klimawandel führe zu einem früheren Austrieb der Reben und erhöhter Spätfrostgefahr. Während der Vegetation nehmen Hitzewellen, Trockenstress und Starkniederschlagsereignisse zu. Ein gutes Begrünungsmanagement könne hier sehr helfen. Bei der Beregnung von Rebflächen gehe es nicht um Ertragssteigerung, wie Heßdörfer erklärte, sondern um Ertragssicherung und das Überleben der Reben.

Digitalisierung des Bewässerungsmanagements

Trockenstress kann digital mithilfe von vielen Sensoren festgestellt werden, noch bevor er sichtbar wird. Heßdörfer berichtete von einer Kooperation der LWG Veitshöchheim mit der israelischen Firma Netafim, ein führender Anbieter von Präzi­sionsbewässerungslösungen. Der 2016 in Betrieb genommene dezentrale Wasserspeicher steht am Thüngersheimer Scharlachberg, einer Weinbergslage der LWG Veitshöchheim. Mittelfristig müssten in Franken 2 000 ha bewässert werden. Zur Auffüllung des Zwischenspeichers für die Bewässerung von 2 000 ha Reben rechnet Heßdörfer mit einem Wasserbedarf von 1 500 000 m³ im Jahr. Das Pilotprojekt ergab, dass man dafür 5,26 Tage lang dem Main zwei Prozent des mittleren Abflusses im Winter entnehmen müsste.

Dr. Jörn Schultheiss, Hochschule Geisenheim University, Kompetenzzentrum Kulturlandschaft, stellte eine Schwammregion als Strategie des Wassermanagements in der Landschaft am Beispiel der Region Soonwald-Nahe und des Rheingaus vor. Es geht darum, Wasser zu halten (Schwammkonzept), zur Anpassung an den Klimawandel. Im Hunsrück-Hochwald sollen Maßnahmen zur Erhöhung des natürlichen Wasserrückhalts ergriffen werden (Abläufe verhindern). Die Diskus­sion mit den Referenten moderierte Harald Sperling, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Nahe im Bauern- und Winzerverband.

bs – LW 45/2023
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