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Deutscher Weinbauverband feierte 150. Jubiläum

Sich immer wieder den Herausforderungen gestellt

Historischer Meilenstein: Der Deutsche Weinbauverband e.V. (DWV) feierte sein 150-jähriges Bestehen mit einer festlichen Veranstaltung im Saalbau Neustadt an der Weinstraße. Zahlreiche Vertreter der Weinbranche kamen zusammen, um dieses bedeutende Jubiläum zu feiern und die Erfolge der letzten anderthalb Jahrhunderte zu würdigen.

Das Präsidium und die Geschäftsführung des Deutschen Weinbauverbandes vor dem festlichen Saalbau in Neustadt an der Weinstraße (v.l.): Vizepräsident Heinz-Uwe Fetz, Vizepräsident Thomas Walz, Generalsekretär Christian Schwörer, Präsident Klaus Schneider, Vizepräsident Jens Göhring, Vizepräsident Peter Albrecht und Vizepräsident Hans Albrecht Zieger. Foto: DWV/dieth+schröder

Nach einer Begrüßung durch DWV-Präsident Klaus Schneider und DWV-Generalsekretär Christian Schwörer wurde die Jubiläumsfeier durch Grußworte von Eva Brockmann, der Deutschen Weinkönigin, sowie von hochrangigen Vertretern aus Politik, darunter Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Ministerin Daniela Schmitt vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz und Generaldirektor John Barker von der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) eröffnet.

Weinbau ist ein lebendiges Kulturgut

Bundesminister Cem Özdemir gratulierte: „Deutscher Wein steht für ein lebendiges Kulturgut, das Tradition und Moderne miteinander vereint. Der Weinbau ist nicht nur ein starker Wirtschaftsfaktor in unseren ländlichen Regionen, sondern leistet einen bedeutenden Beitrag zur Biodiversität: Weinberge bieten Rückzugsraum für seltene und bedrohte Arten.“

Seit 150 Jahren vertritt der Deutsche Weinbauverband die Branche und die Menschen, die vom Weinbau leben. Der unermüdliche Einsatz verdiene große Anerkennung, meinte Özdemir. Für den deutschen Weinbau liege der Wandel in der Natur der Sache. Es sei bewundernswert, wie anpassungsfähig die Weinbaubetriebe sind. Viele haben auf den Trend hin zu Bio-Weinen reagiert und ihre Produktion umgestellt.

Dennoch seien die Herausforderungen groß – Sorge bereitet Özdemir etwa die Klimafolgen, eine angespannte Marktlage und gestiegene Produktionskosten. Hier unterstütze das Bundesministerium die Winzer passgenau: „Wir fördern Investitionen, helfen bei der Umstellung mit dem Umstrukturierungsprogramm für Rebflächen und setzen auf Züchtungsforschung bei der Anpassung an das Klima.“ Außerdem kündigte Özdemir den Abbau unnötiger Bürokratielasten an.

DWV-Präsident Klaus Schneider gab einen Überblick über die Geschichte des Dachverbandes. Er ging insbesondere auf drei Meilensteine aus den letzten 25 Jahren der Verbandsgeschichte ein. Kaum ein Thema habe sich in den letzten Jahren so schnell entwickelt wie die gesellschaftliche und politische Erwartung an den Pflanzenschutz. Doch auch die Weinbranche habe sich hier weiterentwickelt und bereits erhebliche Reduktionen vorgenommen. „Ein Meilenstein in dieser Entwicklung sind unsere Leitlinien zum Integrierten Pflanzenschutz“, so der Weinbaupräsident.

Als weiteren Meilenstein nannte er die Gründung der europäischen Initiative „Wine in Moderation“, mit der der Berufsstand ein klares Bekenntnis zu moderatem Weingenuss und gegen Alkoholmissbrauch gesetzt hat. Als erschreckend bezeichnete Schneider die aktuellen Entwicklungen in der WHO, in einigen Mitgliedstaaten und auch in Teilen des EU-Parlaments, die nicht mehr zwischen moderatem Konsum und Missbrauch unterscheiden. „Ich fordere die Rückkehr zu einer faktenbasierten, wissenschaftlichen Diskussion. Die Branche bekennt sich weiterhin zu ihrer Selbstverpflichtung und setzt auf Aufklärung statt auf Verbote.“

Herkunft und Qualität rechtlich verknüpft

Als dritten Meilenstein nannte Schneider den Übergang vom germanischen zum romanischen Bezeichnungssystem. Herkünfte und Qualität sind nunmehr auch rechtlich miteinander verknüpft. Bedeutsam war in diesem Zusammenhang die vom Verband initiierte Schaffung der Schutzgemeinschaften und eine Anpassung des Bezeichnungsrechts, um den Paradigmenwechsel auch im Gesetz nachzuvollziehen.

Ausführungen zu den aktuellen Brandthemen der Branche durften in Schneiders traditionellen „Bericht zur Lage“ natürlich nicht fehlen: Die Funktionsfähigkeit der Schutzgemeinschaft, eine Regulierung des Anbaupotenzials auf EU-Ebene und die Berücksichtigung der Pflanzenschutzreduktionsstrategie der Branche waren seine wesentlichen Forderungen. „Wir haben uns Gedanken gemacht, welche Biodiversitätsleistungen aus Sicht der Praxis und der Wissenschaft tatsächlich sinnvoll sind und wie diese auch ökonomisch tragfähig gestaltet werden können,“ so Schneider im Hinblick auf das Leitthema Biodiversität im Weinbau, das Dr. Christoph Hoffmann vom Julius Kühn-Institut (JKI) anschließend in seiner Keynote beleuchtete.

Seit seiner Gründung im Jahr 1874 legt der DWV ein besonderes Augenmerk auf die Vernetzung zwischen weinbaulicher Praxis, Wissenschaft und Politik, weshalb die anschließende Podiumsdiskussion mit dem Thema „Biodiversitätsleistungen im Weinbau – politische Forderungen und praktische Notwendigkeiten“ weiteren Raum für Austausch und Diskussion bot. Unter der Moderation von DWV-Vizepräsident Heinz-Uwe Fetz diskutierten Experten wie Michael Pielke von der EU-Kommission, Aly Leonardy von der Assemblée des Régions Européennes Viticoles (AREV), Steffen Bilger, MdB und Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, sowie Dr. Jo Marie Reiff von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) zu diesem Themenkomplex.

Arbeit in der Natur ist nicht in Gesetze zu gießen

„Die Arbeit mit und in der Natur lässt sich nicht in Gesetzestexte pressen. Der Weinbau erkennt seine Verantwortung für eine enkelgerechte Bewirtschaftung und hat in den letzten Jahren konstruktive Lösungsvorschläge erarbeitet, das bestätigt uns die Wissenschaft. Jetzt müssen wir mit der Politik Hand in Hand arbeiten, um tragbare Lösungen auf den Weg zu bringen, um Betriebe und die Biodiversität zu erhalten“, resümierte Fetz die lebhafte Podiumsdiskussion zwischen den hochkarätigen Diskussionsteilnehmenden.

Der Deutsche Weinbauverband dankte allen Unterstützern für ihre Mitwirkung in der 150-jährigen Verbandsgeschichte und freut sich auf die kommenden Jahre des gemeinsamen Engagements für den deutschen Weinbau.

dwv/bs – LW 26/2024
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