Der Verband Wetterauer Zuckerrübenanbauer blickte mit gemischten Gefühlen auf die nun fast abgeschlossene Kampagne zurück. Einerseits sorgten hohe Erträge für lange Laufzeiten der Zuckerfabriken, andererseits lassen schwache Zuckergehalte auf das Fortschreiten von SBR schließen. Ein weiteres Problem stellen die negativen Aussichten am Zuckermarkt dar.
Zur Begrüßung freute sich Vorsitzender Dr. Matthias Mehl über den regen Zuspruch nicht nur seitens der Landwirte, sondern auch von Seiten der Lokal-Politiker. Neben Vorstandsmitglied und Bürgermeister von Niddatal, Michael Hahn, waren die Erste Kreisbeigeordnete des Wetteraukreises, Birgit Weckler, und die Erste Beigeordnete der Gemeinde Wölfersheim, Carmen Körschner, der Einladung gefolgt und sprachen Grußworte. „Der Rübenanbau prägt die Wetterau“, so der gemeinsame Tenor.
Dr. Mehl sagte zur noch laufenden Saison: „Die Rüben-Erträge waren so gut, dass die Verarbeitung beispielsweise in Wabern noch bis zum 22. Februar laufen wird. Die Zuckergehalte blieben allerdings etwa 10 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Das lag vor allem an Blattkrankheiten, die kaum unter Kontrolle zu bringen waren. Wenn die erste Spritzung nicht sofort nach Überschreiten des Schwellenwertes gesetzt wurde, kam es zu diesen Problemen.“
Er empfahl daher, sofort nach dem Auftreten der ersten Pustel die Spritze bereit zu machen, um dann sofort bei Bedarf handeln zu können. Die Antwort darauf, ob und in welchem Umfang der schwache Zuckergehalt auch auf SBR zurückzuführen sei, wollte Dr. Mehl dem nächsten Referenten, Michael Lenz von Pflanzenschutzdienst Hessen überlassen, der sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt.
Bausteine gegen den Befall mit SBR
Lenz präsentierte aktuelle Untersuchungen von Verdachtsproben aus Hessen, wobei an 20 Standorten beide SBR-Erreger gefunden wurden. „Nur fünf Rüben waren ohne Befall“, musste der Experte feststellen. Als Bausteine zur Reduzierung des Befallsgeschehens nannte Lenz vor allem die Fruchtfolge. Durch den Nachbau einer späten Sommerung könne die Anzahl der ausfliegenden Zikaden signifikant reduziert werden.
Des Weiteren sei die Wahl einer SBR-toleranten Sorte entscheidend. „Wenn SBR auf einer Fläche Auftritt; ist das entscheidende Sorten-Merkmal die SBR-Toleranz“, stellte der Referent heraus. Auch eine tiefere Bodenbearbeitung nach der Rübenernte könne reduzierend auf die im Boden lebenden Nymphen der Zikaden wirken. Insgesamt müsse alles dafür getan werden, die Bestände gesund und kräftig zu erhalten und bei Befall eine frühe Ernte angestrebt werden.
Die Anwendung von Insektiziden sei der letzte Baustein, um eine weitere Reduzierung der Zikaden zu erreichen. „Der Pflanzenschutz wird uns hier alleine aber nicht retten können, denn die Insekten, vor allem die Nymphen im Boden, sind schwer zu erfassen.“ Notfallzulassungen seien derzeit in Arbeit.
Anbaufläche wird deutlich eingeschränkt
Dr. Gerald Corell, Leiter Rübenbezahlung und Logistik der Südzucker, hatte keine guten Nachrichten, was das kommende Jahr für den Rübenanbau betrifft. Wegen hoher Zuckermengen auf dem Weltmarkt stünden die Preise unter Druck. Für die Saison 2024/2025 werde mit sinkendem Umsatz und vor allem einem sinkenden operativen Ergebnis gerechnet.
Daher habe man, wie schon im letzten Jahr angekündigt, die Anbaufläche um 15 Prozent verkleinert, um die Märkte zu stabilisieren. Andere Produzenten und Länder reagierten ähnlich, so Corell.
Große Mengen mussten bewegt werden
Steffen Helm, Südzucker AG, Rübenabteilung Werk Wabern, blickte auf die Saison zurück, die großen Mengen mit relativ geringem Zuckergehalt brachte. „Das muss auch alles bewegt werden“, sagte er und machte deutlich, dass im Werk eine möglichst gleichmäßige Tagesverarbeitung angestrebt werde.
Zurzeit sei die Rübenqualität in Wabern noch gut, und die Anbauer sollten auch an den Mietenschutz denken, damit es auch so bleibt. Zur Wetterau bemerkte er, dass diese im Vergleich zu anderen Gebieten ertraglich sehr gut abgeschnitten habe.
Der Saatgutversand habe bereits Anfang Januar begonnen, berichtete Helm und riet dazu, im Falle von Schäden beim Palettenversand die Lieferung dennoch anzunehmen, aber gut zu dokumentieren.
Zur Abrechnung der Zuckerrübenernte 2024 sagte der Referent, dass die Anzahlung für Kontraktrüben auf 20 Euro angehoben worden sei. Ende April, Anfang Mai erfolge die Bekanntgabe der finalen Preise und die Schlusszahlung zum 30. Juni.
Welche Sorten unter welchen Bedingungen?
Sorten- und Anbauempfehlungen für die kommende Saison sprach Sebastian Adam, Versuchstechniker bei der ARGE Zuckerrübe Südwest, aus. Bei seinen Sortenvorstellungen wies er auch auf Züchtungen hin, die bei SBR-Verdacht gewählt werden sollten: die nematodentoleranten Typen Fitis und Chevrolet. „Neue Sorten lassen hier auf weitere geeignete Kanditaten hoffen“, so der Rüben-Experte. Sorten aus dem Conviso-Smart-System sollten dagegen unter SBR-Befall nicht angebaut werden.
Bei den Beizen habe sich keine Veränderung zu den Vorjahren ergeben, allerdings werde für das dritte Quartal 2025 die Zulassung von ButeoStart als Ergänzung zu Force erwartet.
Zum Wegfall des Herbizides Debut empfahl Adam, den Einsatz von Venzar SC, das als bodenwirksames Herbizid allerdings früher als Debut eingesetzt werden müsse. Als Notfallzulassung stehe vom 15. März bis 12. Juli 2025 Rimpode gegen PS-II-resistenten Gänsefuß zur Verfügung.
KB – LW 7/2025