Erträge auf gutem Durchschnittsniveau
Zuckerrübenernte in den Regionen Kassel und Wetterau
Über dem aktuellen Stand der Zuckerrübenernte im Anbaugebiet Rheinhessen-Pfalz wurde an dieser Stelle vor zwei Woche berichtet. Nun folgen die Zwischenergebnisse aus den Regionen Wetterau und Kassel, in denen sich bessere Erträge abzeichnen.

Foto: Nagel
Die Befürchtungen, dass sich die Rüben durch sehr trockene Bedingungen nur schlecht, mit Verlusten roden lassen würden, haben sich nicht bestätigt. Es gab nur eine kurze Phase auf einzelnen Standorten, in der das Roden schwierig war. Geringe Niederschlagsmengen haben dann aber ausgereicht, um die Situation zu verbessern.
Verbandsgebiet Kassel rechnet mit rund 80 t/ha
Der Verarbeitungsbeginn im Werk Wabern wurde durch einige technische Anlaufschwierigkeiten gebremst, nach einigen Tagen lief das Werk aber stabil mit der erwarteten Nennleistung.
Aktuell ist der Stand der der noch zu rodenden Rüben als gut zu beurteilen, besonders positiv zeigen sich die Bestände in den nordwestlichen Regionen des Verbandsgebietes im Bereich Soest und Warburg. Weiter südlich besonders in der Region um Wabern sind in der Vegetationsphase geringere Niederschlagsmengen gefallen, hier ist eine breitere Streuung zu beobachten. Die bisherigen fertig gemeldeten Schläge bestätigen die Erwartungen mit einer breiten Streuung, aber überwiegend durchschnittlichen Ergebnissen. So könnte am Ende für das gesamte Verbandsgebiet Kassel ein Ertrag von rund 80 t/ha Rübe möglich sein.
Lange Zeit im September und Oktober herrschten spätsommerliche Witterungsbedingungen mit warmen, sonnigen Tagen und kühlen Nächten, so dass sich auch die Zuckergehalte noch entwickeln konnten. Für das Ende wird auch beim Zuckergehalt ein Wert im Bereich des langjährigen Durchschnittes von deutlich über 18 Prozent Polarisation erwartet. Auch die Abzugswerte für mitgelieferte Erde bewegen sich aufgrund der bisher trockenen Bedingungen auf einem erfreulich niedrigen Bereich.
Aktuell werden auch die Rüben, die für die späten Liefertermine im Dezember und Januar vorgesehen sind, auf Vorrat gerodet. Der Mietenschutz bei Zuckerrüben ist erfahrungsgemäß eine wichtige Maßnahme, um qualitativ hochwertige Zuckerrüben liefern zu können. Daher müssen Zuckerrüben, die ab dem 30. November 2020 (49. KW) zur Lieferung vorgesehen sind, durch rechtzeitige Abdeckung der Mieten geschützt werden.
Verbandsgebiet Wetterau liefert jetzt nach Offstein
In der Wetterau startete die Zuckerrübenkampagne etwas später als in den vorangegangenen Jahren mit neuer Organisation. Erstmals wird der Großteil der Wetterauer Zuckerrüben im rheinland-pfälzischen Werk Offstein verarbeitet, nur ein kleiner Teil der Anbauer liefert auch weiterhin nach Wabern. Seit dem 28. September läuft die Abfuhr und nach fünf Wochen Kampagne hier ein Überblick über den bisherigen Kampagneverlauf.
Unter trockenen Bedingungen startete die Rodung in der zweiten Septemberhälfte. Während Hitze und Trockenheit den Auflauf der Rüben in diesem Frühjahr stark beeinträchtigten, verbesserten regional Niederschläge im Juli und August die Entwicklung der Rübenkörper.
Dennoch zeigt sich auch jetzt noch die heterogene Bestandsentwicklung, bedingt durch den lückigen Auflauf, mit einer großen Streuung der Erträge innerhalb des Verbandsgebietes und der Regionen. Ohne die befürchteten Rodeverluste aufgrund der Trockenheit zu Beginn der Ernte, kam es bisher zu keinen längeren Unterbrechungen der Rodung. Niederschläge konnten auch hier die Bedingungen regional verbessern.
Mit Beginn der Verarbeitung im Werk Offstein zeigt sich eine sehr ruhige Kampagne in diesem Jahr. Die Abfuhr aller drei Transportgruppen des Verbandsgebietes Richtung Süden verläuft gut und kleinere Unterbrechungen im Werk konnten zügig behoben werden. Überdurchschnittliche Zuckergehalte hatten zu Beginn die Verarbeitung etwas gebremst, im Laufe der vergangenen Wochen konnte die durchschnittliche tägliche Verarbeitungskapazität dann jedoch erreicht werden.
Heterogene Bestände lassen auf 75 t hoffen
Aktuell ist die Vorratsrodung bereits in vollem Gange. Bisherige Fertigmeldungen zeigen eine breite Streuung der Erträge. Über das Verbandsgebiet hinweg liegen die Erträge nach der ersten Roderunde leicht unter dem Durchschnitt der vorherigen Jahre. Mit einem leichten Zuwachs kann für die Wetterau im gesamten Durchschnitt ein Ertrag von 75 t/ha möglich sein. Auch die Zuckergehalte zeigen eine deutliche Streuung, bedingt durch die sehr unterschiedlichen Ertragsentwicklungen, und dennoch eine positive Entwicklung durch die milde Witterung bis zu Kampagnebeginn. Dabei liegen diese im Durchschnitt bei knapp über 18 Prozent Polarisation. Erfreulich sind die anhaltend niedrigen Abzugswerte, die auch mit einsetzten Niederschlägen nicht stark anstiegen.In den nächsten Tagen wird für das Verbandsgebiet zum Mietenschutz aufgerufen werden. Wie auch in den vergangenen Jahren ist die Abdeckung der Rüben, die nach der KW 49 verladen werden geplant. Hierzu werden die Anbauer per Rundschreiben der Rohstoffabteilung informiert.
Umfang und Ursache von Vergilbungen erforschen
In etlichen Rübenbeständen sind gelb verfärbte Rübenblätter zu finden. Meistens sind nur nesterweise kleine Teilbereiche eines Schlages betroffen. Vergilbungen können viele Ursachen haben, und die Frage stellt sich, ob es sich um viröse Vergilbung, die durch infizierte Blattläuse übertragen wird, handelt. Beim Milden Rübenvergilbungsvirus (BMYV) erscheinen die oberen Blattbereiche meist in einem charakteristischen orangegelben Farbton. Beim Nekrotischen Rübenvergilbungsvirus (BYV) entstehen fahlgelbe Verfärbungen der Blattspreiten mit punkt- oder strichförmigen Nekrosen. Im Vergleich zu gesunden Rüben sind die befallenen Blätter brüchig und knacken beim Zerbrechen in der Hand im Gegensatz zu Blättern von Rüben mit Nährstoffmangel.
In Zusammenarbeit mit den Pflanzenschutzdiensten und der Offizialberatung der Bundesländer, sowie dem Institut für Zuckerrübenforschung, den Rübenanbauerverbänden und Zuckerunternehmen koordiniert über die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker läuft eine Initiative zur Erfassung von Umfang und Ursache von Vergilbungserscheinungen mit entsprechenden Laboranalysen von Blattproben.
Inzwischen haben diese Aktivitäten auch in Deutschland zu Anträgen auf Notfallzulassungen von wirksamen insektiziden Beizen für die gezielte Anwendung an der Saatgutpille geführt.
Rüdiger Nagel, Verband der Zuckerrübenanbauer Kassel, Marie-Christin Mayer, Verband Wetterauer Zuckerrübenanbauer – LW 45/2020