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Gute Ernte, aber niedrige Preise

Erntegespräch im Landkreis Limburg-Weilburg

Die Landwirte im Kreis Limburg-Weilburg haben eine gute Ernte eingefahren. Es hat in keiner Sparte Ausfälle gegeben. Das hätte nach dem unbeständigen Sommer kaum jemand für möglich gehalten. Allein die niedrigen Preise, die jetzt auf dem Markt erzielt werden, sind für die Landwirte enttäuschend. Wer bereits vor der Ernte einen Abnahmevertrag abgeschlossen hatte, lag dieses Mal richtig.

Erntegespräch im Landkreis Limburg-Weilburg mit, von rechts: Landrat Manfred Michel, den Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes und HBV-Vizepräsidenten Armin Müller sowie Eckart Mascus, Leiter des Amtes für den ländlichen Raum und Landwirt Jens Bermbach. Foto: Dieter Fluck

Dieses Fazit zog der Vorsitzende des Kreisbauernverbands und Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes, Armin Müller, beim Erntegespräch vergangene Woche auf dem Berghof der Familien Willi und Peter Weißer in Ahlbach. Sei der Raum Limburg-Weilburg auch von Unwetterschäden verschont geblieben, so habe sich der dreiwöchige Vorsprung der Vegetation nicht auf höher gelegene Gebiete im Westerwald und Taunus ausgewirkt.

Große Unterschiede in der Niederschlagsverteilung

In Nordhessen stünden sogar noch bis zu zehn Prozent des Getreides auf dem Halm, beschrieb Müller die Lage 2014 in den höheren Regionen. Dr. Hubert Wagenbach, der in Hadamar eine Wetterstation betreibt, hat errechnet, dass bereits der im Winter gemessene Niederschlag deutlich unter dem Mittelwert der letzten 40 Jahre lag. Ausbleibender Schnee sowie fehlender Regen sorgten bis April für einen teils deutlichen Fehlbedarf. Erst im Mai lag der Niederschlag wieder über dem Mittelwert, während im Juni 47 Liter/qm fehlten.

Dass die Ernte trotz hohem Niederschlagsplus im Juli und August mit 82 und 54 Litern über den Durchschnittswerten von 153 und 113 Litern ziemlich reibungslos abgewickelt werden konnte, lag vor allem an die sehr schnelle Einsatzbereitschaft der Bauern, sobald das Wetter einige Stunden zum Ernten ermöglichte. „Jetzt beginnt die Maisernte. Ich habe so gute Maisbestände wie in diesem Jahr hier bei uns noch nicht gesehen“, stellte Müller fest. Die Zuckerrübenernte sei gut, die Kartoffelernte hervorragend ausgefallen.

Landwirte müssen verstärkt in die Öffentlichkeit gehen

Müller kündigte bei der Veranstaltung an, die Landwirtschaft werde künftig verstärkt in die Öffentlichkeitsarbeit gehen. Die Teilnahme beispielsweise von 70 Personen an der Rapsführung Mitte April auf dem Casseler Hof der Familie Schäfer in Dehrn habe den richtigen Weg gezeigt. Besonders wichtig seien auch die Tage der offenen Höfe. So habe die Familie Hölz in Weinbach ihr Hoffest mit rund 3 000 Besuchern gefeiert und ihren Betrieb vorgestellt.

Auch Landrat Manfred Michel hat festgestellt, dass Verbraucher bewusster lebten und ein größeres Be­wusstsein für ihre Landwirtschaft entwickeln, wenn sie den Bezug zu den Betrieben in der Region hätten. „Vor zehn Jahren war das den meisten Leuten noch egal gewesen“, sagte Michel und forderte: „Politik und Landwirtschaft müssen gemeinsam noch mehr daran arbeiten. Schon die Kinder und Enkel müssen wissen, dass gesunde Nahrung hier bei uns erzeugt wird und das liegt auch an der Qualität unserer Höfe.“ Sorge bereitet dem Landrat der Nachwuchs. Der Schulentwicklungsplan des Landkreises weise im laufenden Jahr nur noch 1 400 Haupt­schüler aus. In fünf Jahren würden es nur noch 400 Jugendliche sein. „Dann sind keine Klassen mehr da. Das wirkt sich auch auf die Landwirtschaft aus“, glaubt Michel.

Plädoyer für den Beruf des Landwirts

Dem Kreisvorsitzenden Armin Müller ist um die Zukunft der Landwirte nicht Bange. „Wir haben in der Adolf-Reichwein-Schule dank der Schüler aus dem Westerwaldkreis und aus dem Rheinland noch vollbesetzte Klassen, gute Lehrkräfte und einen versierten Schulleiter.“ Die hohe Nachfrage an landwirtschaftlichen Berufen sieht Müller auch in dem Interesse junger Menschen, einen landwirtschaftlichen Betrieb erfolgreich fortzu­führen.

Fluck – LW 39/2014
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