„Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“

Mitglie­derver­samm­lung des KBV Limburg-Weilburg

Am vergangenen Freitag fand in Limburg-Linter die Mitglie­derver­samm­lung des Kreisbauernverbandes Limburg-Weilburg statt. Auf der Tagesordnung standen auch Wahlen zum KBV-Vorstand. Vorsitzender Armin Müller wurde in seinem Amt wieder gewählt. Weiterhin zur Wahl standen Manfred Lommel, Marco Hepp und Thomas Bill.

Der neu gewählte Vorstand des Kreisbauernverbandes Limburg-Weilburg, von links: Bernd Schäfer, Rolf Radu, Anton Meuth, Vorsitzender Armin Müller, Nico Vobl, Jürgen Engel, Markus Eppstein, Peter Weißer, Thomas Bill, Marco Hepp, Egid Orth, Burkhard Hölz und Manfred Lommel.

Foto: Robin Klöppel

„Das war meine letzte Wahl“, sagte Müller im Anschluss an die Wahl. Er habe das Amt jetzt 32 Jahre lang ausgeführt. „Mir macht die Arbeit viel Spaß und ich werde mich weiter mit voller Kraft für die Belange der Landwirte einsetzen“, versprach der Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes. Nachfolgekandidaten scheinen bereit zu stehen, denn als beispielsweise Stellvertreter Bernd Schäfer aus Dehrn für den Vorsitz vorgeschlagen worden war, kam von ihm kein Nein. Einer Kampfabstimmung mit Armin Müller wollte sich aber weder er noch ein anderer stellen. Infrage kommt 2019 sicher auch der zweite Stellvertreter, Manfred Lommel (Laubuseschbach), der ebenso wie Beisitzer Marco Hepp (Obertiefenbach) einstimmig wiedergewählt wurde. Neu im Vorstand als Vertreter des ökologischen Landbaus ist Rolf Radu aus Ernsthausen. Der Vorstand wird die kommenden Jahre viel zu tun bekommen, „denn die Situation auf den Höfen ist katastrophal“, wie Müller sagte. Viele Betriebe stünden mit dem Rücken zur Wand. Nur für Rindfleisch sei aktuell noch ein vernünftiger Markt vorhanden.

KBV-Geschäftsführer Theodor Merkel berichtete, dass in Irland Milch prinzipiell deutlich teurer sei. „Lebensmittel haben dort eine höhere Wertschätzung“, sagte er. Was Müller sehr ärgert ist, dass die Landwirtschaft öffentlich ein schlechtes Image verpasst bekommt, prinzipiell an allem schuld sei von Bodenverunreinigungen bis zu Starkregenschäden. Die Automobilbranche in Deutschland habe weniger Beschäftigte als die Landwirtschaft, doch eine wesentlich größere politische Lobby. So ärgerte sich Müller, dass bei Geldknappheit der Kommunen als Erstes die Grundsteuer erhöht werde. Der Kreisvorsitzende sieht es kritisch, dass über einen Golfplatz in der Eppenau in Limburg diskutiert wird. Es seien bereits viele wertvolle Flächen in der Region vernichtet.

Landwirtschaft hat mehr Beschäftigte als Autoindustrie

Aktuelles Thema des Berufsstandes im Kreis ist der Aus­bau der Bundesstraße B49. Müller sagte er, dass der vierspurige Ausbau für die Region ein Gewinn sei. Die Landwirte müssten aber nun alles unternehmen, um zu verhindern, dass die Bundesstraße künftig für die Landwirtschaft gesperrt werde. Die Kommunen könnten genauso wenig Interesse daran haben, dass große landwirtschaftliche Maschinen durch enge Ortskerne fahren.

Fachbetriebe unterstützen Anliegen der Landwirte

Wichtig ist laut Müller, dass Landwirte für politische Ämter in ihren Gemeinden kandidierten, um Einfluss auf Entscheidungen nehmen zu können. Er freut sich, dass es, falls es wegen der B-49-Nutzung zu einer juristischen Auseinandersetzung kommen sollte, sich die örtlichen Landmaschinenhändler an den Klagekosten beteiligen würden.

Landwirte müssen in der Gesellschaft mitreden

Müller hält einen starken Bauernverband für sehr wichtig, um die Interessen der Landwirte in der modernen Gesellschaft weiterhin zu vertreten. Die Geschäftsstelle des KBV helfe ihren Mitgliedern unter anderem bei Fragen zur Agrarreform, bei Bankengesprächen sowie bei Fragen zum Pachtrecht, Sozialrecht, informierte Geschäftsführer Merkel. Ãœber 5 000 Anfragen konnten im Vorjahr per Telefon beantwortet werden. „Wir sparen in der Geschäftsstelle, wo wir können“, versicherte Vorsitzender Müller, „aber unsere guten Mitarbeiter wollen wir trotzdem wei­ter anständig bezahlen.“ Dem Kreisbauernverband gehören derzeit 860 Mitglieder an.

Klöppel – LW 26/2016