Die Holzwirtschaft in Deutschland muss sich auf ein sehr schwieriges und herausforderndes Jahr 2024 einstellen. Maßgeblich dafür ist vor allem der schwache Wohnungsbau, der wichtigste Absatzmarkt für Holz. Nach Einschätzung von Prof. Bertil Burian von der Hochschule Rottenburg ist von einem äußerst schwachen Jahr für Neubauten auszugehen. Ausschlaggebend dafür seien die hohen Rohstoff- und Energiekosten sowie die gestiegenen Zinsen, erklärte der Marktexperte beim Runden Tisch „Zukunft Holzmarkt“ 2024 der Plattform Forst und Holz Mitte Januar in Berlin.
Hinzu komme als Hemmnis laut Burian die Inflation als Kaufkraftverlust, die er für dieses Jahr auf rund 4 Prozent schätzt.
Die Baugenehmigungen für Ein- und Mehrfamilienhäuser sind nach Angaben des Wissenschaftlers zuletzt um 30 Prozent eingebrochen. Dies betreffe aber nicht nur die konstruktiven Holzmaterialien, sondern auch das Holz für Böden, Türen und Küchen. „Wenn ich 70 000 weniger Wohneinheiten baue, brauche ich auch 70 000 Küchen weniger“, so der Wissenschaftler. Die damit verbundenen Auswirkungen sind Burian zufolge „riesig“. Gleichzeitig seien auch im Bereich der Sanierung Förderprogramme ausgelaufen, und mit der Diskussion um das Heizungsgesetz sei eine riesige Verunsicherung eingetreten.
In der Folge seien die Leute vorsichtiger geworden. Auch hier sei angefangen worden, Investitionen aufzuschieben; dies betreffe auch die Holznachfrage.
Das ifo Institut in München geht nach Angaben von Burian für 2024 von 230 000 fertiggestellten neuen Wohneinheiten aus. Analysen anderer Institute deuten laut dem Wissenschaftler aber auf nur 200 000 neue Wohneinheiten hin, die Hälfte dessen, was eigentlich gebraucht werde. „Es könnte sogar noch schlimmer werden“, so der Holzmarktexperte. Mit Blick auf den Export stellte er unter anderem fest, dass in China und den USA keine sprunghafte Markterholung zu erwarten sei. In den USA dürfte es erst 2025 wieder besser laufen. Wo es positiv laufe, seien die Staaten des Mittleren Osten und Nordafrikas.
Die Unsicherheiten im Bauwesen haben Burian zufolge dazu geführt, dass die Rundholzbestellungen im Segment Nadelholz vorsichtiger geworden sind. Aber auch die Anbieter hätten reagiert. Der Holzeinschlag werde reduziert, im Süddeutschland um weit über 1 Mio. Festmeter, die nicht mehr auf den Markt kommen dürften.
Holzeinschlag wird deutlich reduziert
Deshalb werde, wenn die Nachfrage Ende des ersten oder zweiten Quartals anziehen werde, nicht genug Rundholz da sein, sagte Burian voraus. Dann rechnet er auch mit steigenden Preisen für Nadelrundholz. Beim Laubholz bestehe eine gute Absatzsituation, aber nur für sehr gute Qualitäten, insbesondere Eiche, berichtete der Fachmann außerdem. Abschließend machte er der Holzwirtschaft trotz der diesjährigen trüben Aussichten Mut: 2025 werde voraussichtlich ein prosperierendes Jahr.
age – LW 4/2024