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Kitzrettung – früher melden, um Einsätze besser zu planen

Wie lief die Saison 2023 für die Kitzrettung?

Erstmals in 2023 konnte die Kitzrettung Bad Dürkheim und Neustadt, eine im Jahr 2022 von Knut Bruckbauer ins Leben gerufene Initiative zur Wildtierrettung, Landwirte, Winzer und Jagdpächter mit bis zu drei Drohnenteams gleichzeitig bei der Jungwildrettung unterstützen. Das LW sprach mit Knut Bruckbauer über die eben zu Ende gegangene Saison.

Knut Bruckbauer Foto: Privat

LW: Wie viele Einsätze hatten Sie und wie viele Tiere konnten Sie retten?

Bruckbauer: Nach einer Trockenübung ging es in den ersten Tagen im Mai los mit den täglichen Einsätzen und bis Ende Juni waren wir nahezu täglich mit den unermüdlichen Helferinnen und Helfern auf den Wiesen zwischen Grünstadt und Neustadt an der Weinstraße unterwegs. Der Einsatz hat sich gelohnt, wir retteten 50 Kitze und den Lohn unserer Arbeit konnten wir in verschiedenen Revieren besonders rund um Haßloch sehen, als die ersten Zwillingskitze auf den gemähten Wiesen standen.

LW: Wie viele Mitarbeiter haben Sie in Ihrem Team ?

Bruckbauer: Unser hoch motiviertes Team, begeisterte Naturschützer, Tierschützer und Jäger der Kreisgruppe Bad Dürkheim-Neustadt, das jeden Morgen zu nachtschlafender Zeit in Signalkleidung und hohen Stiefeln bereit stand, um sich von Moskitos im mannshohen Gras quälen zu lassen, umfasst aktuell drei Piloten und 12 aktive Helferinnen und Helfer. Wir freuen uns natürlich über weitere helfende Hände, mehr dazu unter www.kitzrettung-duew.de.

LW: Ist dies eine rein ehrenamtliche Tätigkeit?

Bruckbauer: Aktuell ja, wir konnten mit unseren Sponsoren und der finanziellen Unterstützung der Jagdkreisgruppe Bad Dürkheim-Neustadt die Anschaffungskosten für Drohnen und Ausrüstung stemmen. Auch die meisten Landwirte und Jagdpächter haben uns mit Spenden unterstützt, wodurch wir zumindest die Anfahrtskosten decken konnten. Ob wir das Engagement in den nächsten Jahren ehrenamtlich aufrecht erhalten können, hängt stark von der Anzahl der Einsätze ab, es bleibt unser Ziel.

LW: Wie werden Sie unterstützt?

Bruckbauer: In erster Linie geht der Dank an unsere Kreisgruppe Bad Dürkheim-Neustadt, aber auch unser Landesjagdverband in Rheinland-Pfalz und die Sponsoren Frankonia, Blaser und die Sparkasse Rhein Haardt haben zum Erfolg unserer Aktivitäten beigetragen.

LW: Wo liegen die Grenzen der Kitzrettung?

Bruckbauer: Schwierig wurde es an einigen Tagen, an denen schon früh am Morgen hohe Temperaturen erreicht wurden und so manches Kitz sich als erwärmter Maulwurfshügel entpuppte. Auch Wiesen, auf denen Bäume am Rand weit in die Wiese reichen oder gar in der Mitte der Wiese stehen, bergen die Gefahr, dass auch einmal ein Kitz übersehen werden kann.

LW: Welche Optimierungsmöglichkeiten sehen Sie bei der Arbeit Ihres Teams?

Bruckbauer: Die Kitzrettung mit der Drohne ist sicher die effektivste Maßnahme zur Jungwildrettung, aber auch keine 100-prozentige Garantie. Mäht der Landwirt zu spät nach der Suche, so besteht die Gefahr, dass Kitze, die aus der Fläche vertrieben wurden wieder einwechseln, an dieser Stelle lohnt es sich nachzuarbeiten um sich – gerade bei großen Flächen, besser abzustimmen. Ein weiterer Punkt sind die sehr kurzfristigen Anfragen nach Unterstützung, die uns die Planung erschweren, denn die Teams müssen zusammengestellt, die Flächen geplant und die Akkus geladen werden. Das alles braucht Zeit und so sind Anfragen, die am Vorabend für den nächsten Morgen eingehen oft sehr schwierig zu organisieren.

LW: Nach der Saison ist vor der Saison, was werden Sie selbst im Team verbessern oder ändern?

Bruckbauer: Für die erste Saison ist der Erfolg von 50 geretteten Kitzen in unserer Region sensationell. Denn wir wurden ja mehr oder weniger unerfahren ins kalte Wasser geworfen. Landesweit rettete das Projekt des Landesjagdverbandes RLP 4 652 Kitzen, 39 Rotwild-Kälber, acht Damwild-Kälber, 149 sehr junge Hasen, sechs Fasanengelege und elf Entengelege sowie Igel, Wildkatzen und Nutria.

Wir werden in 2024 versuchen die Anzahl der Helfer zu erweitern, um während der „Hochzeit“ der Mahd dem einen oder anderen eine Auszeit zum Ausschlafen zu geben. Leider müssen wir eine unserer drei Drohnen – eine Leihgabe der Blaser Kitzrettung – zum 31. Juli 2023 wieder zurückgeben, ob diese uns im nächsten Jahr wieder zur Verfügung steht, entscheidet die Firma Blaser. Unser Ziel ist es, auch im nächsten Jahr mit mindestens drei Drohnen zu arbeiten und vielleicht auch die Anzahl der Piloten zu erhöhen, denn auch Piloten müssen einmal ausschlafen.

Interview: Knut Bruckbauer sprach mit Elke Setzepfand – LW 28/2023
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