Wird der Anbau von Körnerleguminosen 2015 deutlich zunehmen? Gründe können das Förderprogramm „Vielfältige Fruchtfolge“ oder das so genannte „Greening“ im Rahmen der GAP-Reform sein. Welche aussichtsreiche Sorten für einen etwaigen Anbau von Futtererbsen, Ackerbohnen oder Sojabohnen zur Verfügung stehen, stellen Dr. Albert Anderl und Marko Goetz, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach, dar.
Die nachfolgend vorgestellten Versuchsergebnisse stammen aus den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen, um eine ausreichende Datenbasis zu gewährleisten.
Ergebnisse zu Futtererbsen
Von den fünf Versuchen 2014 mit Futtererbsen standen drei in Rheinland-Pfalz und zwei in Baden-Württemberg. Mit durchschnittlich 43,5 dt/ha für die Verrechnungssorten Alvesta, Navarro und Respect wurde 2014 in den Versuchen ein deutlich geringeres Ertragsniveau im Vergleich zu 2013 erreicht. Am Standort Biedesheim, wo 2013 sogar 70 dt/ha und mehr geerntet wurden, war diesmal bei rund 50 dt/ha Schluss. Die geringeren Erträge werden auch von der Besonderen Ernteermittlung bestätigt.
Die Spitzenerträge liefern in diesem Jahr die Sorten Astronaute, Alvesta, Navarro und etwas zurück Salamanca. Die sehr standfeste Sorte Respect liegt wie üblich einige Prozentpunkte dahinter. Mehrjährig (2010 bis 2014) betrachtet liegen Navarro und Alvesta deutlich vorne.
Die Tabelle 2 gibt einen Überblick zu wichtigen Eigenschaften der geprüften Erbsensorten laut Beschreibender Sortenliste (BSL) 2014 des Bundessortenamtes, welche auf bundesweiten, mehrjährigen Ergebnissen beruhen. In den nachfolgenden Sortenbeschreibungen wird auf diese Tabelle Bezug genommen.
Empfehlungssorten:
Alvesta (Zulassung 2008) bestätigt ein weiteres Jahr ihre guten und sehr stabilen Ertragsleistungen und bleibt damit auch im mehrjährigen Vergleich Spitzensorte. Sie ist nach wie vor die Sorte mit der bundesweit größten Vermehrungsfläche. In Verbindung mit einem durchschnittlichen Rohproteingehalt ergibt sich ein hoher Rohproteinertrag. Die Neigung zu Lager wird als gering bis mittel und die Bestandeshöhe als mittel eingestuft. Alvesta liefert ein etwas kleineres Korn.
Navarro (Zulassung 2010) konnte 2014 wieder überzeugen und liegt deshalb mehrjährig betrachtet auf dem Niveau von Alvesta. Hinsichtlich Rohproteingehalt wird sie etwas besser als Alvesta eingestuft und hat damit beim Rohproteinertrag mindestens deren Leistungsfähigkeit. Auch bei Pflanzenlänge und Lager werden die Sorten Alvesta und Navarro gleich bewertet. Die Tausendkornmasse ist bei Navarro etwas höher.
Die Sorte Respect (Zulassung 2007) weist die größte Bestandeshöhe von allen geprüften Typen vor der Ernte auf, was sich bei der sehr guten Standfestigkeit positiv auf die Beerntbarkeit auswirkt. Ertraglich liegt sie einige Prozentpunkte hinter Alvesta und Navarro; bei Rohproteingehalt und TKM erreicht sie das Niveau von Alvesta. Bundesweit weist sie auch 2014 wieder die zweithöchste Vermehrungsfläche auf und bestätigt damit ihre Bedeutung im Anbau.
Salamanca (Zulassung 2009) ist ebenfalls eine Sorte, die man bedenkenlos wählen kann, sollte Saatgut knapp werden.
Astronaute (Zulassung 2013) hatte bei uns einen sehr guten Einstand und hat damit die Einstufungen durch das Bundessortenamt (Ertrag und Rohproteinertrag jeweils 9) bestätigt. Ein Probeanbau kann sich lohnen.
Ergebnisse der Ackerbohnenversuche
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg haben sich mit jeweils zwei Versuchen an den bundesweit einheitlichen Sortenprüfungen beteiligt. Die Verrechnungssorten Fuego und Fanfare kamen je nach Standort auf Erträge von 38 bis 52 dt/ha. Damit lag das Ertragsniveau deutlich unter dem von 2013. Die Erträge in der Praxis, gemessen durch die Besondere Erntermittlung, zeigen dies auch.
Diesjährig bilden die Sorten Fanfare, Isabell und Espresso die Spitzengruppe. Mehrjährig lautet die Reihenfolge: Fanfare, Fuego, Pyramid. Die Sorte Taifun kann mit Tanninarmut punkten, dies muss aber auch entsprechend honoriert werden, da die Ertragsleistung doch deutlich geringer ist. Wichtige Eigenschaften sind in Tabelle 4 zusammengefasst und stellen einen Auszug aus der Beschreibenden Sortenliste 2014 des Bundessortenamtes dar.
Empfehlungssorten:
Fuego (Zulassung 2004) ist bundesweit nach wie vor die wichtigste Sorte. Gründe sind die Ertragstreue und die ausgeglichenen Eigenschaften. Die Standfestigkeit der mittellangen Sorte wird weiterhin mit „gut“ bewertet. Die Tausendkornmasse ist höher als bei den übrigen Sorten. Die Sorte wird uneingeschränkt empfohlen.
Fanfare (Zulassung 2012) hat in diesem Jahr sehr gute Erträge erzielt und liegt auch mehrjährig betrachtet etwas vor Fuego und Pyramid. Dies bestätigt auch die Einstufung durch das Bundessortenamt. Auch diese Sorte weist eine gute Standfestigkeit auf und die Tausendkornmasse liegt etwas niedriger als bei Fuego und Pyramid. Nach einer Empfehlung für einen Probeanbau in 2013 wird die Sorte nunmehr uneingeschränkt empfohlen.
Pyramid (EU-Sorte) hat in diesem Jahr enttäuscht und fällt deshalb mehrjährig etwas gegenüber Fanfare und Fuego ab. Der Proteingehalt fällt etwas geringer aus als bei Fanfare und Fuego, während die Sorte eine mittlere bis hohe Tausendkornmasse ausbildet. Die Sorte reift früh ab und die Standfestigkeit ist gut.
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