Regionale Eiweißversorgung zu verlässlichen Preisen
LSV Körnererbsen, Ackerbohnen und Sojabohnen
Gute Erträge bei Erbsen und Ackerbohnen, das bestätigen auch die hessischen Versuchsergebnisse. Allerdings waren diese Kulturen im letzten Jahrzehnt stark auf dem Rückzug, und die Anbauflächen hatten sich bundesweit auf einem sehr niedrigen Niveau eingependelt. Dies gilt insbesondere für die Ackerbohne. In den vergangenen Jahren konnte wieder ein leichter Flächenanstieg bei Ackerbohne und Körnererbsen beobachtet werden. Über die Landessortenversuche Körnerleguminosen berichtet Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof.
In Hessen wurden 2014 auf rund 2100 Hektar Ackerbohnen und auf gut 1700 Hektar Körnererbsen angebaut, eine deutliche Flächenausdehnung im Vergleich zum Vorjahr. Neu in den Blickpunkt rückt seit einiger Zeit auch die Sojabohne, die aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts Vorzüge hat. Wegen ihres erheblich höheren Wärmebedarfs kommt sie jedoch nur für Gunstlagen in Betracht. Möglicherweise werden Körnerleguminosen zukünftig wieder verstärkt in den Anbau kommen, denn sie können mit dem Faktor 0,7 auf die über das Greening geforderten „ökologischen Vorrangflächen“ angerechnet werden.Futterwert deutlich über dem am Markt zu erzielenden Preis
Regionale Eiweißversorgung zu verlässlichen Preisen anstelle der Abhängigkeit von importiertem Soja ist für einige Landwirte die Motivation sich mit dem Anbau von heimischen Körnerleguminosen zu beschäftigen. Denn in der innerbetrieblichen Verwertung können Erbsen völlig problemlos, und Ackerbohnen zumindest in der Rinderfütterung ohne Einschränkungen eingesetzt werden. Der Futterwert liegt deutlich über dem am Markt zu erzielenden Preis. Vom Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) wurde eine interdisziplinäre Eiweißinitiative gestartet, mit dem Ziel, die hessischen Betriebe in diesem Themenfeld in vielfältiger Weise zu unterstützen. Aus den Versuchsanlagen des LLH werden für die Anbauer Sortenempfehlungen und produktionstechnische Beratungstipps entwickelt, die auch eine vergleichende Betrachtung der Kulturen ermöglichen.
Anbauer sollten zeitnah ihren Saatgutbedarf ordern, falls nicht bereits geschehen. Aufgrund der aktuell stärkeren Nachfrage und der in den letzten Jahren rückläufigen Vermehrungsflächen wird die Saatgutversorgung in diesem Frühjahr knapper sein.
Eine wesentliche Voraussetzung für hohe Erträge ist neben der Sortenwahl vor allem die rechtzeitige Aussaat der Erbsen möglichst im März. Ackerbohnen können, falls es die Witterung und die Bodenverhältnisse zulassen, bereits im Februar gesät werden. Bei der Auswahl geeigneter Standorte sollte auf eine gute Bodenstruktur sowie ein ausreichendes Wassernachlieferungsvermögen geachtet werden. Die Wasserversorgung während und nach der Blüte muss gesichert sein, wenn hohe Erträge angestrebt werden.
Das Saatgut sollte bei Erbsen mindestens 4 bis 5 cm tief abgelegt werden, bei Ackerbohnen besser 6bis 8 cm tief, damit ausreichend Keimfeuchte gewährleistet ist. Eine gezielte Unkrautbekämpfung ist unerlässlich. Bei witterungsbedingt verzögerter Jugendentwicklung kann es in diesen Kulturen zu erheblichem Konkurrenzdruck durch die unerwünschte Begleitflora kommen, was in Jahren mit Frühsommertrockenheit den Stress auf die Kultur noch zusätzlich erhöht. Insbesondere in den Körnererbsen aber auch in der Sojabohne können bei Durchwuchs von Spätverunkrautung erhebliche Ernteprobleme bis hin zur Undurchführbarkeit auftreten.
Ausgesprochen hoher Vorfruchtwert
Die Anbauentscheidung betreffend Körnerleguminosen sollte auch ihre ausgesprochen gute Vorfruchtleistung einbeziehen. Diese beruht auf mehreren Effekten. Einerseits profitieren die Nachfrüchte sowohl bezüglich der Ertragshöhe als auch im Hinblick auf die Ertragssicherheit von den Leguminosen. Andererseits haben Körnerleguminosen hinsichtlich der Aussaat- und Erntetermine sowie der Bestandesführung andere zeitliche Ansprüche als die Winterungen.
Somit wird die Maschinenauslastung verbessert und betriebliche Arbeitsspitzen können entzerrt werden. Auch in hessischen Betrieben werden die Risiken enger Fruchtfolgen mit hohen Getreideanteilen mehr und mehr spürbar. Hier sei nur auf das zunehmende Auftreten von Resistenzen bei Ungräsern, pilzlichen Schaderregern und bei einigen Insekten hingewiesen. Dies treibt den Beobachtungsaufwand und die Kosten der Bestandesführung in die Höhe. Bei der ökonomischen Betrachtung der Gesamtfruchtfolgen schneiden daher vielgestaltige Fruchtfolgen mehrheitlich besser ab, insbesondere wenn die Arbeitserledigungskosten mit einbezogen werden. Wie verschiedene Untersuchungen belegen, summieren sich die Vorfruchteffekte der Körnerleguminosen insgesamt auf rund 200 Euro/ha.
LSV: Standfestigkeit wurde auf die Probe gestellt
Die Versuche mit Körnererbsen wurden am Landwirtschaftszentrum Eichhof sowie in Homberg-Mardorf betreut. Der LSV Ackerbohnen stand ebenfalls am Standort Eichhof. In die überregionale Auswertung werden weitere Standorte aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg einbezogen.
Die Aussaat im vergangenen Frühjahr erfolgte auf den gut abgetrockneten Flächen am Eichhof am 11. März, und die Körnererbsen in Mardorf wurden am 21. März gesät. Nach zügigem Aufgang begünstigten die Niederschläge im April und Mai die gute Ausbildung des Wurzel- und Blattapparates vor der Blüte. Der Schädlingsbefall mit anfänglich Blattrandkäfer beziehungsweise später nur wenig Blattläusen war in diesem Jahr leicht kontrollierbar.
Bei gutem Hülsenansatz sowohl der Ackerbohnen wie auch der Körnererbse konnten die Pflanzen ohne Unterbrechung durch stärkere Hitzeperioden in die Kornfüllung übergehen. Somit waren die Voraussetzungen für hohe Erträge bei geringem Pflanzenschutzaufwand gegeben. Allerdings führte das Erntewetter in Nordhessen mit mehreren starken Niederschlagsereignissen kurz vor der Vollreife die Standfestigkeit der Sorten an die Grenze. Während die Ackerbohnen gut standhielten gingen die Körnererbsen stärker ins Lager, und der Versuch in Mardorf konnte nicht mehr beerntet werden.
Sehr problematisch gestaltete sich die zeitgerechte Beerntung der Sojaversuche, denn aufgrund wiederkehrender Niederschläge während der Abreife trockneten die Bestände nicht mehr richtig ab, und die Befahrbarkeit der Flächen war ab Anfang Oktober kaum noch gegeben. Letztlich konnten daher nur zwei der vier angelegten Versuche beerntet werden.
Körnererbsen-Ertrag knapp unter dem Vorjahr
Die Erträge am Standort Eichhof lagen knapp unter denen des Vorjahres, aber mit durchschnittlich 60,7 dt/ha angesichts der Vorerntewitterung noch auf einem sehr guten Niveau. Spitzenreiter war die Sorte Salamanca mit 66 dt/ha gefolgt von der sehr gut standfesten Respect und der erstjährig geprüften Astronaute. Navarro konnte nicht an das gute Vorjahresergebnis anknüpfen, und Alvesta blieb deutlich unter dem Durchschnitt.
In der mehrjährigen Auswertung ist auffällig, dass die Erträge am Standort Eichhof knapp 12 dt/ha über denen in Mardorf liegen. Insgesamt bestätigt sich die Ertragstreue der Sorte Respect, die seit 2011 konstant Erträge über dem Versuchsdurchschnitt produziert. Dieses Ergebnis zeigt, dass in unserer Region eine gute Standfestigkeit, wie sie bei dieser Sorte gegeben ist, wesentlich zur Ertragsabsicherung und zur Risikominderung hinsichtlich der Beerntung beiträgt.
Ebenfalls mehrjährig überdurchschnittlich, aber mit stärkeren Schwankungen über die Jahre erntete Salamanca. Alvesta hatte 2010 und 2011 überdurchschnittliche Ergebnisse gezeigt, in den letzten drei Jahren streuten die Erträge aber etwas stärker. Insgesamt erreichte Alvesta damit nur den mehrjährigen Durchschnitt. Navarro bliebt mehrjährig ertraglich unter dem Mittelwert, lieferte aber erneut überdurchschnittliche Rohproteingehalte und konnte daher im Rohproteinertrag etwas aufschließen.
Körnererbsen eigenen sich hervorragend für die innerbetriebliche Verwertung in der Schweine- oder Rinderfütterung. Der wertgebende Bestandteil ist neben der Energie natürlich das Rohprotein. Mehrjährig erreichten die Sorten in den LSV einen mittleren Rohproteingehalt von 21,5 Prozent, und damit konnte ein Rohproteinertrag von 12,2 dt/ha erzielt werden. Spitzenergebnisse einzelner Sorten lagen bei über 15 dt/ha Proteinertrag, der mit vergleichbar geringem Aufwand und ohne Einsatz von Stickstoffdüngemitteln erwirtschaftet wurde. Die höchsten Rohproteingehalte zeigten wie in den vergangenen Jahren Navarro, Salamanca und diesjährig die neue Sorte Astronaute.
In die überregionale Auswertung werden im Anbaugebiet 7 und 8 „Höhenlagen Mitte“ beziehungsweise „Wärme- und Mittellagen Südwest“ je zwei weitere Standorte aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg einbezogen. Schon anhand des Ertragsniveaus zeigt sich, wie die Sorten auf die gegebenen Standort- und Witterungsverhältnisse reagierten.
Die erstjährig geprüfte Astronaute brachte an allen Orten ein überdurchschnittliches und damit vielversprechendes Ergebnis, hier sind weitere Versuchsjahre abzuwarten. Auch Salamanca brachte bis auf einen Standort überdurchschnittliche Erträge, während Alvesta, Navarro und Respect im Vergleich zu den Vorjahren deutlich stärkere Streuung zeigten. Insbesondere etwas länger anhaltende Phasen mit hohen Temperaturen bei gleichzeitig reduziertem Wasserangebot können zum Hülsenabwurf beziehungsweise zur Reduktion von Kornanlagen führen.
– LW 5/2015