Damit Einsparpotenziale im Ackerbau erkannt werden können, sind Kontrollen der durchgeführten Maßnahmen essentiell. Gerade jetzt kurz vor oder in der Ernte sind in den Beständen sowohl positive wie auch negative Erkenntnisse zu gewinnen.
Damit Auffälligkeiten in der Ernte nicht bis zum nächsten Jahr vergessen werden, sollten von der Düngung, vom Pflanzenschutz, vom Ertragsaufbau (Bestandesdichte, Ährendifferenzierung) oder vom Auflaufverhalten der Feldfrüchte nun die Erfahrungen notiert werden.
Wie wirkt sich die oft reduzierte Düngung aus?
Aufgrund der hohen Preise oder aber auch mangelnder Verfügbarkeit von Düngemitteln wurde vielerorts dieses Jahr die Düngung um 10 bis 15 Prozent reduziert oder es wurde streifenweise getestet, ob die Reduktion von 20 kg N/ha zur Gabe 1 oder 2 den Beständen deutlich geschadet hätte. Oft kann festgestellt werden, dass die Entwicklung der Getreidebestände nicht gravierend schlechter war, wenn die richtige Düngerform gewählt wurde.
Die Zeiten von einem Dünger für alle Kulturen sind vorbei. Dieses Jahr hatte die optimale Düngerform (Nitrat, Ammonium, Harnstoff) zur ersten Gabe bei schlecht bis mittel entwickelten Beständen maßgeblichen Einfluss auf den potenziellen Ertrag. Überzogene Bestände konnten dem gegenüber gut reguliert werden, sodass das Wasserdefizit weniger stark als bei anderen Flächen ins Gewicht fiel.
Konnten mit der Düngung und der Sorte die Bestandesdichte/Korndichte pro Ähre erreicht werden, die für den gewünschten Ertrag nötig waren oder sollten im kommenden Jahr Sorten gewählt werden, die einen anderen, standortangepassten Ertragsaufbau aufweisen? Wurden Stickstoff-fixierende Bakterien appliziert, sollten auch hier die Erfahrungen dokumentiert werden. Kam es trotz Wachstumsreglereinsatzes zu Lager, war entweder die Düngung, die Nachlieferung oder die Gabenaufteilung nicht ideal.
Jetzt die bestimmenden Unkräuter identifizieren
Der Einsatz von Herbiziden ist zur optimalen Kulturführung zwingend notwendig, da Konkurrenz das Wachstum, abhängig von der Kultur, unterschiedlich stark negativ beeinflusst. Sollen zukünftig Kosten in der Herbizidstrategie eingespart werden, ist es notwendig zu wissen, welchen Monokotylen und Dikotylen nicht Kulturpflanzen auf dem Standort vorherrschen. So kann manchmal standortangepasst auf die vorherrschenden Unkräuter/ Ungräser reagiert werden, anstatt die teureren Komplettlösungen zu verwenden.
Jetzt ist das Erkennen von Ungräser/Unkräuter am Rand, in Spritzfenstern oder in der Fläche am einfachsten. Grade im ganz kleinen Stadium sind viele schwierig voneinander zu unterscheiden. Kurz vor der Ernte oder in der Blüte fällt dies einfacher. Werden Trespen erkannt, kann gezielt mit pflanzenbaulichen Maßnahmen (z.B. mehrfache flache Bodenbearbeitung) in der nächsten Saison vor dem Einsatz von chemischen Maßnahmen reagiert werden. Auch bei den Dikotylen, wie Storchschnabel im Mais oder Erdrauch im Getreide, hat sich in den letzten Jahren vielerorts ein Problem aufgebaut, welches zukünftig anderer Bekämpfungsstrategien bedarf.
Einsatz von Wachstumsreglern
Von zu trockener Witterung, zu kleinen Bestände(Wuchshöhe), zu dünnen Beständen beziehungsweise nicht optimalen Einsatzbedingungen waren die Sorgen beim Einsatz von Wachstumsreglern vielfältig. Dennoch ist fast überall der gewünschte Effekt eingetreten. Wer ein Spritzfenster gelassen hat, kann jetzt kontrollieren, ob die erste, zweite oder beide Behandlungen richtig waren. War die Aufwandmenge und der Termin passend? Neben dem rein optischen Wuchshöhenunterschied, der im Bereich von 8 bis 12 Prozent liegen sollte, ist bei Getreide viel entscheidender, wo und wie die Internodien (Abstände zwischen Knoten) gekürzt wurden.
Dafür muss man, wie auf dem Foto zu sehen, den Halm aufschneiden und schauen wie weit welcher Knoten gekürzt wurde. Im Bild ist sehr deutlich zu erkennen, dass sowohl das erste wie auch das zweite Internodium eingekürzt wurde. Somit war die T1 Maßnahme in BBCH 31 erfolgreich. Bei Gerste und Roggen sollte die T 2 Maßnahmen in BBCH 37/39 in den Internodien 4 und 5 ähnliche Einkürzungen bewirkt haben. Ist hingegen die Ähre unter dem Fahnenblatt „stecken“ geblieben, war der zweite Wachstumsregler deutlich zu spät, oder aber die Menge zu hoch. Hier sind Ertragsausfälle von 3 bis 8 Prozent keine Seltenheit, da die Körner der untersten Spindelstufe nicht befruchtet wurden und somit keinen Ertrag bilden können.
Haben die Insektizideinsätze gepasst?
Auch wenn der Insektizid-Einsatz sich stets an Bekämpfungsschwellen orientiert und neben Zählbonituren auch Gelbschalen im Raps als Hilfestellung zur Terminierung herangezogen werden, ist die Kontrolle der Maßnahmen essenziell. Grade in Dikotylen-Kulturpflanzen (Raps, Sonnenblumen, Leguminosen) ist der Schadenseinfluss, ausgelöst durch Insekten, sehr hoch.
Ob Behandlungen gegen Großen Rapsstängelrüssler und gefleckten Kohltriebrüssler im Raps oder Blattläuse in Leguminosen und Sonnenblumen erfolgreich waren, muss jetzt überprüft werden. Sind trotz Behandlung Schäden in den Beständen zu finden, sollten die Maßnahme und Behandlungstermin oder Produktwahl überprüfen werden.
Anbausystem Sommerung überdenken?
Ähnlich wie im vergangenen Frühjahr waren die Trockenphasen zur Bestellung von Sommerungen regional lang. Dennoch findet man Bestände, die sehr gut aufgelaufen sind und andere daneben, die sich streifig zeigen oder andere Auflaufprobleme vorweisen. Oft lag es an der unterschiedlichen Bodenbearbeitung im Frühjahr.
Auch fallen viele Flächen auf, die trotz intensiver Bodenbearbeitung, stark verunkrautet sind. Gerade bei Kulturen wie Mais oder Leguminosen, die wenig Konkurrenz tolerieren oder aber die Herbizid-Bandbreite eingeschränkt ist, ist eine Herbizid-Kostenreduktion möglich. Weiter sollte das zukünftige Ziele sein, die Winterfeuchte im Boden zu halten, damit die Sommerungen auch ohne Niederschlag auflaufen können.
Andreas Hommertgen, DLR Eifel – LW 26/2022