Informationen aus erster Hand über moderne Schweinehaltung erhielten 20 Landfrauen bei einer Fachfahrt, zu der der Bezirksverein Reichelsheim eingeladen hatte. Kathrin und Peter Seeger öffneten die Tore ihres Betriebes in Nieder-Klingen für die Landfrauen.
Das Ehepaar leitet seit 18 Jahren den Betrieb mit Schweinezucht und Schweinemast, den sie nach und nach erweitert haben. Heute halten sie 850 Muttersauen und haben fünf Betriebsstätten. In den Händen der älteren Generation liegen die Bewirtschaftung der 350 ha Ackerflächen für Futter und die Biogasanlage sowie ein Landhandel und Direktvermarktung.
Viel Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit
80 Prozent ihrer Tätigkeit entfallen auf die Stallarbeit. Da sie das nicht alleine schaffen können, stehen ihnen zehn gut ausgebildete Mitarbeiter zur Seite. „Wir legen großen Wert auf Fortbildung für uns und unsere Mitarbeiter“, erläutert Kathrin Seeger. Kontrolle und Dokumentation der Tierbestände, Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung sind für Kathrin und Peter Seeger selbstverständlich. An erster Stelle steht bei ihnen, dass es ihren Tieren gut geht. Deshalb haben sie sich der „Initiative Tierwohl“ angeschlossen. Auf ihrer Homepage klären sie über ihre Arbeit auf, und auch beim Internetblog „Frag doch mal den Landwirt“ sind sie vertreten. Während Peter Seeger bei verschiedenen berufsständischen Organisationen eingebunden ist, macht sich Kathrin Seeger für die Öffentlichkeitsarbeit stark.
Stall mit Abwärme der Biogasanlage beheizt
Die Muttersauen werden auf dem Hof am Ortsrand von Niederklingen gehalten. Im Alter von vier Wochen werden die Ferkel vom Hof in den Stall im Hippenheimer Feld gebracht, der mit der Abwärme der Biogasanlage beheizt wird. Dort werden sie bis zur zwölften Woche aufgezogen. Etwa 20 Ferkel leben in einer Bucht, in der es außer zwei Futterautomaten und frischem Wasser auch Spielzeug und einen Balken zum Scheuern für die Ferkel gibt. Mit etwa 30 kg Körpergewicht verkauft Familie Seeger einen Teil der Ferkel an andere Landwirte zur Mast, die restlichen Tiere ziehen sie selbst groß. „Wann spricht man von Massentierhaltung?“, fragte Kathrin Seeger und hakte auch gleich nach: „Wenn 20 Ferkel in einer Bucht leben, macht es da einen Unterschied, ob noch mehrere Buchten im Stall sind? Die eigene Bucht ist für die Ferkel ihre Welt und sie kennen sich untereinander“, so die Fachfrau. Und augenscheinlich fühlen sich die Ferkel wohl. Davon konnten sich die Landfrauen, die zuvor in Schutzanzüge eingekleidet wurden, bei der Besichtigung des Stalls selbst überzeugen.
Auf dem Hof gab es einen Einblick in die Muttersauenhaltung. Interessiert beobachteten die Frauen die Sauen mit ihren kleinen Ferkeln. Bei einem anschließenden angeregten Meinungsaustausch wurden noch viele offene Fragen geklärt. Interessant war die Exkursion für Landfrauen mit und ohne landwirtschaftlichen Hintergrund gleichermaßen, denn sie alle sind Verbraucherinnen und Kundinnen. Das Ehepaar Seeger öffnet – nach vorheriger Anmeldung – seine Stalltüren gerne für Besucher, um Verbraucherinnen und Verbraucher über ihre tägliche Arbeit zu informieren.
Monika Friedrich, BV Reichelsheim – LW 39/2016