Ein nicht alltägliches Bild im Klassenraum der Landwirtschaftsschule Alsfeld: Neben Schulleiter Freimut Krug und Lehrer Friedhelm Koine war auch Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes, zum Unterricht in die Oberstufe gekommen.
Schulleiter Krug stellte die landwirtschaftliche Fachschule in Alsfeld vor, die eine über 100-jährige Geschichte hat. Karsten Schmal sprach mit den angehenden Landwirten, die sich kurz vor Abschluss des zweiten Wintersemesters befinden, über aktuelle Themen. Insbesondere ging es um die anhaltend schwierige Lage auf den Agrarmärkten und den sich daraus stellenden Fragen des Berufsstandes an die Agrarpolitik. „Wir brauchen mehr Export“, meinte Schmal. Da habe die Politik mit dem Russland-Embargo der Landwirtschaft einen starken wirtschaftlichen Schaden zugefügt.
Bei Neuverpachtung von Flächen richtig vorgehen
Sein Blick ging auch in die eigenen Reihen. Schmal kritisierte, dass innerhalb der Landwirtschaft Betriebe die Boden- und Pachtpreise in die Höhe treiben würden, in dem sie sich gegenseitig überbieten würden. Es gehe auch anders. Das setze aber voraus, dass man miteinander im Vorfeld anstehender Neuverpachtungen spricht. Genau das sei vielfach aber nicht der Fall. Man sollte auch darüber nachdenken, nur in den Gemarkungsgrenzen Pachtflächen an einheimische Landwirte zu verpachten.
Dorfkerne erhalten – Landwirtschaft sichern
Das Leben im ländlichen Raum war ein weiteres Thema. Die Junglandwirte kritisierten den teilweise zu starken Einfluss der Denkmalbehörde bei Erhaltung und Nutzung alter Ortskerne und Bauernhäuser. Kritisiert wurde aus der Klasse heraus die Investitionspolitik für die Landwirtschaft. Nach wie vor würden Neubauten von Milchviehställen gefördert. Die Landwirte nehmen diese Möglichkeiten wahr, sie würden sich letztlich selbst schaden, sagten Schülerinnen und Schüler fest – Schmal gab ihnen recht. Denn damit steige die Milchmenge weiter an. Die Frage nach der Sicherung der Betriebsprämien konnte er bis zum Jahre 2020 beantworten. Danach müsse wieder neu verhandelt werden. Für Hessen sei eine Steigerung ab 2018 von circa 27 Euro/je ha erreicht worden. Kritisiert wurde von Schmal die Auszahlungspraxis der Betriebsprämien. „Es wurde wieder nicht rechtzeitig ausgezahlt“, stellt der HBV-Präsident fest. „Auch Landwirte haben Verpflichtungen zum Jahresende zu erfüllen. Deshalb muss das der Landwirtschaft zustehende Geld auch spätestes am 15. Dezember da sein“, sagte Schmal.
Weitere agrarpolitische Themen wurden in der Unterrichtsstunde mit dem HBV-Präsidenten angesprochen. Er machte deutlich: Basis für die Zukunft der Landwirte sei eine sehr gute fachliche Ausbildung und eine ständige Weiterbildung. Die Gesellschaft brauche die Landwirte, der Verbraucher müsse dies immer wieder mitgeteilt bekommen. Schmal forderte die jungen Landwirte auf, sich auch gesellschaftlich und politisch für die Landwirtschaft einzubringen. Die Fachschule in Alsfeld liefere dazu wichtiges Rüstzeug.
Krämer – LW 9/2016