Im Herbst 2021 waren die Bedingungen für Herbizidbehandlungen allgemein gut. Es gab viele Chancen, einen guten Zeitpunkt mit ausreichender Bodenfeuchte zu finden, sodass der Einsatz von Bodenherbiziden gegen Ungräser und Unkräuter generell wirkungsvoll gestaltet werden konnte – besonders dann, wenn durch ackerbauliche Maßnahmen der Ungrasdruck bereits vorher reduziert wurde.
Die die Saison 2021 war sehr gräserlastig und vielerorts sind Ackerfuchsschwanz und Co. zum Aussamen gekommen. Die Gründe: Im feuchten Frühjahr 2021 sind noch Ackerfuchsschwanzsamen nach zunächst erfolgreicher Herbstbehandlung aus tieferen Bodenschichten gekeimt, teilweise erst nach der blattaktiven Frühjahrsbehandlung, sodass diese die Spätverungrasung nicht mehr erfassen konnte. Hinzu kam, dass Ungräser, welche im Herbst von den Bodenherbiziden auf Grund von beispielsweise Spritzschatten nicht erfasst wurden und gleichzeitig gegen blattwirksame Herbizide Resistenzen aufwiesen, auch im Frühjahr nicht mehr bekämpft werden konnten.
Was ist im Frühjahr zu tun?
Durch den hohen Sameneintrag in der vergangenen Saison 2021 gilt es jetzt im Frühjahr, auch bei guten Wirkungsgraden der Bodenherbizide die Entwicklung aufmerksam zu beobachten. In bislang unbehandelten Flächen wird eine auf Ungräser ausgerichtete Frühjahrsmaßnahme, die möglichst frühzeitig durchgeführt werden muss, generell erforderlich sein. Die Witterung ist im Auge zu behalten. Folgen nach frühen Herbizidbehandlungen starke Fröste, kann das Kulturschäden verursachen. Andererseits werden besonders die einjährigen Samenunkräuter und -ungräser allgemein im frühen Stadium am Wirkungsvollsten bekämpft.
Die Zielungräser sollten für eine gute Wirkung der im Frühjahr verwendeten blattwirksamen Herbizide nur eine geringe Wachsschicht ausgebildet haben. Trockenes, sonniges Wetter nach der Behandlung fördert die Wirkung, jedoch auch die Bildung der Wachsschicht, sodass bei Behandlungen, die nach mehreren trockenen Sonnentagen stattfinden, Minderwirkungen die Folge sind. Mit hohen Wirkungen kann dagegen gerechnet werden, wenn nach einer Regenperiode unmittelbar vor einer strahlungsintensiven Witterungsperiode auf abgetrocknete Pflanzen mit geringer Wachsschicht behandelt wird. Luftfeuchte, Temperatur und Niederschlag beeinflussen die Wirkung der Herbizide unterschiedlich. Welche äußeren Bedingungen für welches Herbizid optimal sind zeigt Tabelle 1.
Dr. Dominik Dicke, Pflanzenschutzdienst Hessen, Rp Gießen – LW 8/2022