Ein Beitrag zum Resistenzmanagement
Herbizidbehandlungen im Sommergetreide
Im Gegensatz zu Wintergetreide weist Sommergetreide bei zügiger Jugendentwicklung und guter Bestockung eine intensivere Konkurrenzkraft gegenüber vielen Unkräutern auf. Der Anbau von Sommergetreide bietet die Möglichkeit, Ackerfuchsschwanz oder Windhalm erfolgreich zu bekämpfen und der zunehmenden Resistenzentwicklung entgegenzuwirken.
Trotz der pflanzenbaulichen Vorzüge hat der Anbauumfang von Sommergetreide, insbesondere Sommergerste, in den letzten Jahren weiter an Bedeutung verloren. Laut den vorläufigen Zahlen des statistischen Landesamtes für das Jahr 2021 ist die Anbaubaufläche von Sommergerste im Vergleich zum Jahr 2020 um 8.100 ha auf 29.800 ha gesunken. Im Jahr 2021 wurde in Rheinland-Pfalz auf einer Fläche von 4.400 ha Hafer und auf 800 ha Sommerweizen angebaut.Sommergetreide kann Beikrautflora unterdrücken
Durch die schnelle Jugendentwicklung weist Sommergetreide eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern auf. Kommt es infolge von Trockenheit zu einer mangelhaften Bestockung der Sommergerste ist deren Konkurrenzkraft allerdings reduziert. Bei geringem Unkrautdruck können sehr wüchsige Bestände eine Herbizidanwendung gegen einjährige Samenunkräuter überflüssig machen. Frühe Saattermine oder der Pflugeinsatz im Herbst können den Unkrautdruck zusätzlich reduzieren. Somit kann der Anbau von Sommergetreide in Kombination mit einem optimalen Saattermin und einer angepassten Bodenbearbeitung einen wertvollen Beitrag zum Resistenzmanagement leisten.
Notwendigkeit einer Herbizidanwendung
Bei hohem Unkrautdruck sollten notwendige Herbizidanwendungen möglichst gezielt nach den vorhandenen Leitunkräutern und erst nach dem Überschreiten der jeweiligen Bekämfungsschwellen (BKS) erfolgen. Die BKS von Ackerfuchsschwanz liegt bei 30 Pflanzen/m². Eine Behandlung von Samenunkräutern ist bei 40 bis 60 Pflanzen/m² sowie bei Kletten-labkraut bei 0,1 bis 0,5 Pflanzen/m² notwendig. Zur Schonung der vorhandenen Mittel sollten Herbizide mit Gräserwirkung nur nach überschreiten der Bekämfungsschwelle eingesetzt werden. Der Einsatz von Herbiziden ist oftmals ab dem 3-Blattstadium bis zum Ende der Bestockung des Getreides möglich. Der Behandlungsschwerpunkt liegt im Sommergetreide häufig im Bereich von Flughafer sowie wärmeliebenden konkurrenzfähigen Frühjahrskeimern wie beispielsweise Weißer Gänsefuß, Echte Kamille, Klatschmohn oder Vogel- und Windenknöterich.
Heiko Laux, DLR Rheinhessen-Nahe- Hunsrück, Simmern – LW 10/2022