Herbizide im Getreide – nach Herbstvorlage kontrollieren

Ungras- und Unkrautkontrolle im Frühjahr 2021

Im vergangenen Herbst waren die Bedingungen für Herbizidbehandlungen allgemein gut. Es gab viele Chancen, einen optimalen Zeitpunkt mit ausreichender Bodenfeuchte zu finden, sodass der Einsatz von Bodenherbiziden gegen Ungräser und Unkräuter sehr wirkungsvoll gestaltet werden konnte. Allerdings ist witterungsbedingt auch vergleichsweise mehr Begleitvegetation aufgelaufen, sodass vor Winter auf behandelten Flächen noch Ungräser standen, bei denen die Herbizidwirkung oft nicht eindeutig zu sehen war.

Der Anteil an herbizidresistenten Verdachtsproben steigt auch bei Ackerfuchsschwanz seit Jahren an – vor allem bei Herbiziden der WSSA-Gruppe 1 (alt HRAC A).

Foto: Dr .Dicke

Ein für Bodenherbizide hoher Wirkungsgrad von 95 Prozent hinterlässt bei 100 ursprünglich gekeimten Pflanzen je Quadratmeter fünf Überlebende. Bei 1000 ursprünglich gekeimten Pflanzen je Quadratmeter, wie auf Problemstandorten nicht selten, sind es fünfzig, die dann den Eindruck einer vermeintlichen Minderwirkung machen. Wäre auf diesen Standorten im Herbst jedoch nicht behandelt worden, hätten die hohen Verunkrautungsdichten schon jetzt irreversible Ertragsverluste verursacht, sodass es richtig war, vorzulegen, um den Druck zu mindern.

Sind im Frühjahr Nachbehandlungen nötig?

Vor diesem Hintergrund ist es jedoch besonders wichtig, auch Flächen mit Herbstvorlage jetzt im Frühjahr darauf zu kontrollieren, ob eine Nachbehandlung notwendig wird. In bislang unbehandelten Flächen wird eine Frühjahrsmaßnahme in den meisten Fällen erforderlich sein. Schwerpunktmäßig wird es um die Bekämpfung von Ungräsern, wie Ackerfuchsschwanz und Co. gehen, die möglichst frühzeitig behandelt werden müssen.

Hierzu sollte man folgendes beachten: Wenn nach einer frühen Herbizidbehandlung noch einmal starke Fröste auftreten, könnten sich Kulturschäden stärker auswirken, da jede Herbizidbehandlung auch eine vorübergehende Schwächung der Kulturpflanze bedeutet. Andererseits werden besonders die einjährigen Samenunkräuter und -ungräser allgemein im frühen Stadium am Wirkungsvollsten bekämpft.

Die prioritär zu bekämpfenden Ungräser sollten für eine gute Wirkung der im Frühjahr verwendeten blattwirksamen Herbizide nur eine geringe Wachsschicht ausgebildet haben. Trockenes, sonniges Wetter nach der Behandlung fördert die Wirkung, jedoch auch die Bildung der Wachsschicht, sodass bei Behandlungen, die nach mehreren trockenen Sonnentagen stattfinden, Minderwirkungen die Folge sind. Mit hohen Wirkungen kann dagegen gerechnet werden, wenn nach einer Regenperiode unmittelbar vor einer strahlungsintensiven Witterungsperiode auf abgetrocknete Pflanzen mit geringer Wachsschicht behandelt wird.

Luftfeuchte, Temperatur und Niederschlag beeinflussen die Wirkung der Herbizide unterschiedlich. Bei Fragen oder Unsicherheiten sollten die für die jeweilige Region zuständigen Pflanzenbauberater kontaktiert werden. Eine Übersicht über die spezifischen Ansprüche ausgewählter Gräserherbizide gibt Tabelle 1

Dr. Dominik Dicke, Rp Gießen, Pflanzenschutzdienst Hessen – LW 8/2021