Der Werra-Meißner-Kreis ist zum Mohnblüten-Landkreis in Hessen geworden und hat es geschafft, alljährlich zehntausende Besucher aufs Land am Meißner und in den Ringgau zu locken. Das ist eine touristische Meisterleistung, die ihresgleichen sucht. Den Anstoß hierzu gab die gute fachliche und unternehmerische Praxis eines Nebenerwerbs-Landwirtes, der zugleich Koch und Hotelier ist, Björn Sippel vom Meißnerhof in Germerode.
Er durchlief eine solide Ausbildung als Koch und Weiterbildungsseminare rund um die Gastronomie, übernahm den elterlichen Landgasthof mit Hotelbetrieb und Nebenerwerbs-Landwirtschaft, und das sehr zielgerichtet. Sippel hat das Projekt Mohnblüte in Zusamenarbeit mit dem Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und der Werratal Tourismus Marketing GmbH zu einem touristischen Highlight entwickelt, das weit über die Region hinaus ausstrahlt und Menschen veranlasst, sich per PKW, Bus oder Rad aufs Land zu begeben, um dieses einzigartige (landwirtschaftliche) Kulturschauspiel nur ja nicht zu versäumen. Und ganz nebenbei verkonsumieren die Besucher Dienstleistungen der Menschen vor Ort und vor allem Nahrungsmittel aus der Region, in die sie ohne das Mohnblütenmeer wohl nicht aufgebrochen wären.
Rapsöl mit eigener Ölmühle gewonnen
Aber der Reihe nach: Björn Sippel, Jahrgang 1972, hat den Beruf Koch von der Pike auf gelernt auf Hotel Hohenhaus, während des Wehrdienstes in Rotenburg eine großküchentechnische Weiterbildung durchlaufen, eine Reihe von Weiterbildungsseminaren absolviert und dabei beispielsweise die Qualifikation als Hotel- und Restaurant-Manager der Hotelfachschule Lausanne in Dubai erworben.
In den 90er Jahren stieg er in den elterlichen Betrieb ein und baute einen Partyservice auf. 2005 begann er mit der Anschaffung einer Ölmühle mit der Verwertung von Rapsöl und Presskuchen. Der Meißnerhof ist Familienbetrieb seit 112 Jahren in der vierten Generation.
Ein Vortrag über Mohnanbau in Österreich, den Naturparkchef Marco Lenarduzzi an ihn herangetragen hatte, führte 2009 zum Anbauversuch auf 1,2 Hektar. Mit Unterstützung des Amtes für den Ländlichen Raum und dem Kreisbauernverband hatte er zuvor die Genehmigung der Bundes-Opiumstelle mit Führungszeugnis und anderen formellen Anforderungen erhalten. In der Fruchtfolge hat Sippel Sommergerste mit 8 Hektar, Triticale und Dinkel mit 15 Hektar und Mohn mit 40 Hektar integriert.
Dz – LW 25/2020