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Öko-Hafer mit mittleren Erträgen

Landessortenversuche und Empfehlungen zur Aussaat 2021

Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) führt seit vielen Jahren auf Öko-Praxisflächen Landessortenversuche mit Hafer durch. Dr. Thorsten Haase vom Beratungsteam Ökologischer Landbau berichtet von den Ergebnissen der letzten drei Versuchsjahre.

Feldbegehung in Alsfeld-Liederbach. Foto: Dr. Haase

Der Landessortenversuch findet auf Flächen des seit 1989 ökologisch wirtschaftenden Betriebs Kasper (Alsfeld-Liederbach, Landkreis Vogelsberg) statt. In der Fruchtfolge steht der LSV nach Wintergetreide (Vorfrucht) und zweijährigem Kleegras (Vor-Vorfrucht).

Gesicherte Nachfrage der abnehmenden Hand

Hafer weist unter den Getreidearten relativ geringe Ansprüche an die Nährstoffversorgung auf. Das und eine gesicherte Nachfrage der abnehmenden Hand machen ihn für den Ökolandbau interessant. Wenn die Vermarktung als Schälhafer in Frage kommt, lohnt es sich bei der Sortenwahl neben dem Ertragspotenzial auch das Hektolitergewicht zu berücksichtigen. Beim hl-Gewicht sind mindestens 50 kg/hl gefordert. Die Ausprägung dieser Eigenschaft hat für Futterhafer keine Relevanz.

Das 10-jährige Mittel (2010-2019) des Haferertrages (Sorte Max) am Standort Alsfeld-Liederbach liegt bei 53,5 dt/ha, 2020 wurden von dieser Sorte nur 41,8 dt/ha gedroschen. Von drei der insgesamt acht 2020 geprüften Sorten liegen fünfjährige (2016-2020), von sieben dreijährige (2018-2020) Ergebnisse vor (Tabelle 1). Die drei Sorten Max, Poseidon und Apollon dienen als Bezugsbasis. Aufgrund des relativ geringen Ertragsniveau in den Jahren 2019 und 2020 liegt das dreijährige Mittel (2018-2020) der Bezugsbasis bei nur 45,1 dt/ha. Alle Sorten erreichten stets die geforderten 50 kg/hl. In der Folge werden das Ertragspotenzial und die wichtigsten agronomischen Eigenschaften der geprüften Hafersorten besprochen.

Dreijährig geprüfte Sorten

Die Sorte Max weist über die drei dargestellten Prüfjahre ein hohes Hektolitergewicht auf, und schnitt beim Ertrag im fünfjährigen Mittel zwischen Poseidon und Apollon ab. Die Ertragsschwankungen über die Jahre fallen auf. Der Spelzenanteil (nicht erhoben) ist bei Max laut Bundessortenamt erfreulich gering. Die Sorte neigt zu Halmknicken und Lager, letzteres sollte jedoch unter Ökobedingungen wohl eher selten auftreten. Die Sorte Poseidon lieferte im Mittel der drei zurückliegenden Versuchsjahre sehr gute Erträge und ein leicht überdurchschnittliches Hektolitergewicht. Der halmstabile Poseidon kann definitiv für den Anbau empfohlen werden.

Apollon lieferte im Mittel von drei Jahren einen guten Kornertrag, etwa wie Max mit relativ starken Schwankungen um das dreijährige Mittel. Das Hektolitergewicht war ebenfalls gut. Die halmstabile Sorte Delfin ist sehr blattgesund. Die Sorte konnte nie mehr an das sehr gute Ergebnis aus dem Jahr 2017 anknüpfen. Im dreijährige Mittel schneidet sie beim Ertrag knapp unterdurchschnittlich ab. Letzteres gilt auch für das Hektolitergewicht. Die sehr kurze und halmstabile Sorte Armani wies im dreijährigen Mittel einen leicht überdurchschnittlichen Kornertrag auf mit erfreulich geringen Schwankungen um diesen Mittelwert. In Sachen Hektolitergewicht konnte sie mit Sorte Max mithalten.

Kaspero ist eine lange Sorte mit mittlerer Lagerneigung. Über die drei Prüfjahre erfreute sie durch überdurchschnittliche Kornerträge und kann für den Anbau empfohlen werden. Die Sorte Sinaba ist ein sehr langer Weißhafer, der beim Kornertrag enttäuschte (91%) Informationen zur Verfügbarkeit von zertifiziertem Öko-Saatgut der beschriebenen Sorten sind auf www.organicxseeds.de zu finden.

 – LW 5/2021
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