Pflanzenbau | LW HEUTE

Problematische Qualitäten bei später geerntetem Weizen

Landessortenversuche Winterweizen in Rheinland-Pfalz 2016

Auch in den Landessortenversuchen fielen die Ergebnisse in diesem Jahr sehr heterogen aus und bedürfen einer differenzierten Betrachtung. Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach berichten über die Erfahrungen und Ergebnisse aus den Landessortenversuchen in Rheinland-Pfalz.

LSV Winterweizen in Ober-Flörsheim. Foto: Hoffmann

Betrachtet man die Erträge, so wurde in diesem Jahr eine eher unterdurchschnittliche, vor allem sehr heterogene Weizenernte eingebracht. Dabei versprachen die Bestände lange Zeit sogar Rekorderträge. Doch die überaus nasse Witterung hatte auch beim Winterweizen ihre Spuren hinterlassen, so dass die Erträge mitunter weit unter den Erwartungen zurückblieben. Ganz problematisch aber waren die Qualitäten bei später geerntetem Weizen. Hier wurden Partien mit niedrigen Rohproteingehalten, nachlassenden Fallzahlen oder schwachen Hektolitergewichten geerntet. Zudem wird von regional höheren DON-Gehalten berichtet. Und dies alles vor dem Hintergrund eines starken Krankheitsdrucks, der die Behandlungskosten zudem enorm in die Höhe trieb. Ähnlich war die Situation in den diesjährigen Landessortenversuchen.

Viel Regen und wenig Sonne

Aufgrund des äußerst milden Winters entwickelten sich die Weizenbestände bis zum Frühjahr sehr üppig und kräftig. Recht früh wurden aber auch die ersten Krankheiten beobachtet. Im ersten Halbjahr fielen dann ergiebige Niederschläge, die in manchen Regionen 60 Prozent über dem langjährigen Mittel lagen. Dadurch präsentierten sich die Versuche optisch recht gut und versprachen sehr hohe Erträge. Dass es dazu aber nicht kam, ist in erster Linie den hohen Niederschlägen geschuldet. In deren Folge bildete sich im Gegensatz zum trocken Vorjahr kein ordentliches Wurzelsystem aus, der Gasaustausch im Boden war gestört und die Nährstoffaufnahme behindert. Zudem war die häufig zu geringe Sonneneinstrahlung für die Assimilationsleistung und damit für die Ertragsbildung und die Protein-­synthese recht abträglich. Frühes Lager in Folge von Starkregen oder Fußkrankheiten, ein hoher Blattseptoria- und Gelbrostdruck taten daraufhin ihr Übriges, dass die Erträge (vor allem in den unbehandelten Varianten) und die Qualitäten insgesamt recht unbefriedigend ausfielen.

Winterweizen weiter auf dem Vormarsch

Der Vormarsch des Winterweizens scheint nahezu ungebremst zu sein. Nach den ersten Schätzungen des Statistischen Landesamtes hat er gegenüber dem Vorjahr nochmals um über 1300 ha zugelegt. Mit nunmehr über 116 000 ha wächst auf etwa 30 Prozent der rheinland-pfälzischen Ackerfläche Winterweizen. Damit ist er mit großem Abstand die bedeutendste Frucht im Land. Es folgen Winterraps als zweitwichtigste Ackerkultur mit 46 200 ha und neuerdings Wintergerste mit 39 300 ha. Ob nun die leidvollen Erfahrungen aus der diesjährigen Ernte eine weitere Ausdehnung des Weizenanbaus stoppen werden, muss eher bezweifelt werden. Denn auch bei den anderen Winterungen und noch mehr bei Sommergetreide und Körnerleguminosen gab es teilweise noch größere Probleme. Somit dürfte die Überlegenheit des Weizens eher gefestigt werden. Allerdings sollte man auch berücksichtigen, dass in diesem Jahr recht viel Futterweizen anfallen wird und somit Preisabschläge zu verkraften sind. Aus pflanzenbaulicher Sicht ist eine weitere Ausdehnung des Weizenanbaus allerdings eher bedenklich. Bringen doch weiter steigende Weizenanteile zwangsläufig Fruchtfolge- und Resistenzprobleme mit sich, die zunehmend schwerer zu bewältigen sind.

Landessortenversuche Ernte 2016

Zur aktuellen Ernte wurden in Rheinland-Pfalz sechs Landessortenversuche zu Winterweizen angelegt, die alle ausgewertet werden konnten. Üblicherweise erfolgen die Prüfungen in zwei Intensitätsstufen, wobei die Sorten in der ersten Stufe ohne Fungizidbehandlung und ohne beziehungsweise mit reduziertem Wachstumsreglereinsatz geprüft werden. In der zweiten Stufe werden in Abhängigkeit von der Befallssituation Fungizide zur Behandlung von Blattkrankheiten beziehungsweise Wachstumsregler zur Absicherung der Standfestigkeit eingesetzt. Aus Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass die Verrechnungssorten (VRS) Elixer, RGT Reform und Rumor über alle Standorte betrachtet in der unbehandelten 67,1 dt/ha (Vorjahr 93,2) und in der Behandlungsstufe 91,8 dt/ha (Vorjahr 103,6) brachten. Damit wurde das langjährige Mittel um 7 Prozent unterschritten. Wie bereits in den Vorjahren lagen die Sorten auch 2016 in ihren Leistungen dicht beieinander, so dass sich die Ertragsunterschiede zwischen den führenden Sorten statistisch nicht absichern lassen. So konnten sich in den intensiven Behandlungsstufen im A-Bereich Apostel und RGT Reform an die Spitze setzen, bei den B-Sorten Rumor, Porthus, Bergamo und Partner.

Aufgrund der für die Bestockung günstigen Bedingungen lagen die Bestandesdichten im Mittel der Orte mit 620 Ähren/m2 (Vorjahr 550) recht hoch. Trotz guter Wasserversorgung waren die Ähren mit im Mittel 32 Körner je Ähre schwächer besetzt als 2015 (42). Mit einer Spanne von 32 bis 52 g fielen die Tausendkorngewichte unterdurchschnittlich aus. Gleiches gilt für die Hektolitergewichte, die je nach Sorte zwischen 70 und 79 kg schwankten. Die Rohproteingehalte erreichten in den behandelten Stufen des Kernsortiments mit den Vorjahren vergleichbare Werte, wobei es die E-Sorten im Mittel auf 13,8 Prozent, die A-Sorten auf 12,5 Prozent und die B-Sorten auf 12,3 Prozent brachten. Die Fallzahlen liegen noch nicht vor. Bis auf die beiden Standorte in Rheinhessen und der Eifel trat mittleres Lager mit entsprechender Sortendifferenzierung auf.

Blattseptoria und wieder Gelbrost

Bedingt durch den milden Winter und das feuchte Frühjahr baute sich in den Beständen schon früh ein entsprechender Krankheitsdruck auf. Dabei dominierten Blattseptoria (mittel bis stark) und erneut Gelbrost (mittel). Dementsprechend hoch waren die durch die Behandlungsmaßnahmen erzielten Mehrerträge. Im Mittel über alle Standorte und Sorten konnten Ertragsabsicherungen in Höhe von gut 24 dt/ha verbucht werden. In Herxheim waren es sogar 30 dt/ha.Krankheitsanfällige Sorten wie beispielsweise Akteur brachten es so auf Mehrerträge von bis zu 40 dt/ha. Bei weniger gegen Blattseptoria und Gelbrost anfälligen Sorten wie Desamo oder Dichter brachten Behandlungsmaßnahmen dagegen weit geringere Ertragszuwächse (12 bis 14 dt/ha). Auch in diesem schwierigen Jahr zeigte sich, dass neben der Sortenanwahl die richtige Terminierung der Fungizidbehandlungen enorm wichtig war. Leider konnten die Behandlungsmaßnahmen aufgrund des schlechten Wetters nicht immer wie geplant durchgeführt werden.

Nicht allein auf einjährige Ergebnisse schauen

Eines der wichtigsten Kriterien für die Sortenwahl ist die Ertragsstabilität, also die Leistungsfähigkeit einer Sorte über die Jahre und Orte hinweg. Auskunft darüber geben mehrjährige Ertragsauswertungen wie sie in Tabelle 2 dargestellt sind. Hier sind die Mittelwerte der Relativerträge der Jahre 2012 bis 2016 nach Qualitätsgruppen getrennt für Rheinland-Pfalz aufgeführt. Dabei wird deutlich, dass sich die B-Sorten im Gegensatz zu den Vorjahren in den mehrjährigen Ertragsleistungen verbessert haben und nunmehr vor den A-Weizen liegen. Dies trifft allerdings nur für die intensiven Stufen zu. In den extensiv geführten Varianten haben die A-Sorten nach wie vor die Nase knapp vorn. Betrachtet man nur den A-Bereich bei intensiver Bestandesführung, so findet man die Neuzüchtung Apostel und RGT Reform an der Spitze des A-Sortiments. Mit etwas Abstand folgen Nordkap, Patras und Pionier. Die ertragsstärksten B-Sorten sind hier Porthus, Benchmark, KWS Salix und Bergamo. Eine weitere, sehr aussagekräftige Entscheidungshilfe ermöglichen die mehrjährigen, überregionalen Ertragsauswertungen für bestimmte Anbauregionen. In Tabelle 3 sind am Beispiel der A- und B-Sorten die mehrjährigen Ergebnisse aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz in den jeweiligen Anbaugebieten aufgelistet. Das Anbaugebiet „Wärmelagen Südwest“ umfasst in Rheinland-Pfalz Rheinhessen, Teile des Donnersbergkreises und die Vorderpfalz, die „Mittellagen Südwest“ die Voreifel und die Westpfalz und schließlich die „Höhenlagen Südwest“ den Westerwald, den Hunsrück und die Hocheifel. Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass die führenden, mehrjährig geprüften A-Sorten in den Anbaugebieten Südwestdeutschlands leistungsmäßig denen in Rheinland-Pfalz nahezu identisch sind. Ähnlich sieht es bei den B-Sorten aus. Allerdings handelt es sich bei den Spitzenreitern meist um ein- oder zweijährig geprüfte Sorten, bei denen noch vergleichsweise wenige Ergebnisse vorliegen.

Den ganzen Beitrag können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen. – LW 37/2016
Lager und Auswuchs auch bei Triticale Ergebnisse der Landessortenversuche Wintertriticale 2022/2023
Verdächtige Partien auf DON-Gehalte untersuchen LSV Wintertriticale und Sortenempfehlungen 2016
Erträge waren 2017 stark vom Standort abhängig Landessortenversuche Wintertriticale Rheinland-Pfalz 2017