Verdächtige Partien auf DON-Gehalte untersuchen

LSV Wintertriticale und Sortenempfehlungen 2016

Triticale erfreut sich auch in Hessen regional einer größeren Beliebtheit. Die Anbaufläche ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt im aktuellen Anbaujahr bei rund 18 000 Hektar. Welche Sorten nach Auswertung der hessischen Landesversuche empfohlen werden, erläutert Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau am LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof.

Aufgrund des guten Futterwertes wird Triticale intensiv in Veredlungsbetrieben genutzt.

Foto: agrarfoto

Die vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) an drei Standorten angelegten Landessortenversuche erreichten im Versuchsdurchschnitt ein Ertragsniveau von rund 94 dt/ha. Damit wurden zwar an keinem Standort die sehr guten Vorjahresergebnisse erzielt, aber das langjährige Mittel dennoch übertroffen.

Bedingt durch die nicht ganz einfachen Witterungsverhältnisse in diesem Jahr gab es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Standorten. Der Höchstertrag wurde mit über 103 dt/ha erneut in Friedberg erreicht, damit aber der Vorjahresertrag um rund 12 dt/ha verfehlt. Dagegen konnte in Korbach mit 87 dt/ha noch ein standortspezifisch gutes Ertragsniveau nur knapp unter den sehr guten Vorjahresergebnissen erreicht werden.

Drei Neuzulassungen im LSV geprüft

Im Landessortenversuch (LSV) wurden drei Neuzulassungen erstmals geprüft: Callanzo (Hauptsaaten) ist eine sehr winterharte, blattgesunde Sorte mit mittlerer Standfestigkeit und hoher Kornzahl pro Ähre. Cedrico (Syngenta) ist standfest, weniger gelbrost-, dafür aber höher mehltauanfällig. Beide Sorten reifen mittel ab. Letzteres gilt auch für den sehr kurzstrohigen und standfesten Salto (Danko), der durch eine gute Kornausbildung besticht, aber etwas höher anfällig für Gelbrost ist.

Der LSV wird in zwei Teilsortimenten angelegt, sodass eine Beeinträchtigung der kurzstrohigen Sorten von direkt benachbarten langstrohigen ausgeschlossen werden kann. Ertraglich sind in beiden Gruppen Spitzensorten zu finden. Leistungsstärkste Sorte in diesem Jahr ist der langstrohige Cosinus gefolgt von Cedrico. Beide Sorten erreichen sowohl in der Stufe 2 wie auch in der unbehandelten Stufe die höchsten Erträge (siehe Tabelle 1).

Neben dem Gelbrost war in den Versuchen frühzeitig auch Befall mit Septoria und Mehltau aufgetreten, der die Sorten lange unter Druck setzte. Später zum Ährenschieben kam noch Blattbefall mit dem Erreger des Schneeschimmels hinzu.

Hochwirtschaftliche Pflanzenschutzmaßnahmen

Durch die eingesetzten Pflanzenschutzmittel in Stufe 2 wurde im Versuchsmittel ein Mehrertrag von 20 dt/ha erreicht, und damit waren diese Maßnahmen hoch wirtschaftlich. Auffällig sind die Reaktionen der Sorten auf die unterlassene Pflanzenschutzbehandlung in der Stufe 1. Hier fallen die weniger blattgesunden Sorten, wie beispielsweise der für seine Gelbrostanfälligkeit bekannte SU Agendus, deutlich im Ertrag ab. Er drischt im Mittel 46 dt/ha weniger als in der Stufe 2.

Auch Callanzo und Securo reagieren ohne Pflanzenschutz mit deutlichen Mindererträgen. Mit Mehltau stärker belastet waren unter anderen Adverdo, Barolo, Cedrico, Cosinus, aber auch Lombardo und Tantris.

Zur Abreife trat auch sortenspezifisch Lager auf. Hier waren insbesondere Callanzo, Securo und SU Agendus betroffen, während sich Cosinus, Salto und Tantris als deutlich standfester erwiesen.

KO-Kriterium Fusariumbefall

Ein KO-Kriterium ist bei Triticale der Fusariumbefall mit dem Risiko der Bildung von Toxinen im Erntegut. Da Triticale in der Fruchtfolge häufig nach befallsfördernden Vorfrüchten steht, sollte das Risiko von Fusariuminfektionen ernst genommen werden. Immer wieder konnte in der Vergangenheit bei ungünstiger Witterung und Fruchtfolgestellung nach Getreide oder Mais eine erhöhte Belastung mit Mykotoxinen festgestellt werden.

Auch in diesem Jahr waren Fusariuminfektionen, aber auch Befall mit dem Erreger des Schneeschimmels auf dem Blatt und später in der Ähre zu beobachten. Die ersten Toxin-Untersuchungen geben Hinweise auf eine gewisse Belastung des Ernteguts bei den als anfällig bekannten Sorten Cosinus und SU Agendus.

Aber auch bei den neuen Sorten zeichnen sich erhöhte DON-Gehalte ab, hier braucht es noch weitere Daten, um dies zu bestätigen. Von verdächtigen Partien sollten unbedingt eigene Proben untersucht werden, bevor die Ware in die Futtermischungen geht.

Alle Möglichkeiten gegen Fusarien ausschöpfen

Sortenunterschiede in der Anfälligkeit für Fusarium sind in der Sortenliste bisher nicht ausgewiesen. Durch geringe DON-Bildung in mehrjährigen länderübergreifenden Untersuchungen aufgefallen sind Rhenio, Securo, Tantris und Adverdo. Eine höhe DON-Bildungsneigung haben Silverado, SU Agendus, Cosinus und Talentro gezeigt. Agostino, KWS Aveo und Grenado bewegen sich im Mittelfeld.

Die Witterung zur Blüte lässt sich nicht vorhersagen, daher müssen beim Anbau anfälliger Sorten alle pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Reduktion des Fusariumbefalls umgesetzt werden. Das heißt, es muss auf gesunde Vorfrüchte geachtet werden, und wo dies nicht möglich ist, sollte zur Risikoabsicherung gepflügt werden.

Die Wirkungsgrade der Fungizide belaufen sich bei optimaler Terminierung auf rund 60 Prozent. Jedem Anbauer ist bewusst, dass in der Veredlung ein solches Risiko nicht toleriert werden kann.

 – LW 35/2016