Mit steigenden Rapsanteilen in der Fruchtfolge baut sich über Jahre ein hohes Potenzial an Ausfallrapssamen im Boden auf. Vielfach besteht ein ausgesäter Rapsbestands zu 10 Prozent aus Ausfallraps. Um dem entgegenzuwirken, müssen bereits bei einem durchschnittlichen Rapsertrag und Mähdruschverlusten von nur einem Prozent bis zu 1000 Körner pro Quadratmeter zum Auflauf gebracht werden.
Ertragsdepressionen können die Folge eines zu hohen Altrapsanteils sein. Diese Pflanzen besitzen zum einen keinen Beizschutz, außerdem ist das Ertragspotenzial von „Ausfallhybridraps“ niedriger.
Ausfallraps – ein Problem in Sachen Feldhygiene
Wird Ausfallraps nicht rechtzeitig bekämpft, können Krankheiten wie Kohlhernie sich weiter ausbreiten. Als Faustregel gilt: Ab dem Vier-Blatt-Stadium können am Ausfallraps wieder Dauersporen der Kohlhernie gebildet werden. Werden durch eine unsachgemäße Bodenbearbeitung Ausfallrapssamen vergraben und laufen beispielsweise erst im folgenden Jahr auf, steigt unbemerkt der Krankheitsduck.
Auch andere Schaderreger wie Phoma oder die Kohlfliege nutzen diese Ausfallrapspflanzen zur Befallsausbreitung in der Region. Zur Sicherung hoher Rapserträge ist es daher unverzichtbar, auf Feldhygiene hohen Wert zu legen.
Ausfallraps kostet Ertrag
In langjährig engen Rapsfruchtfolgen nimmt der Anteil an Ausfallrapspflanzen in einem Kulturrapsbestand ständig zu. Die Folgen auf den Ertrag sind unkalkulierbar. Untersuchungen zeigen, dass 10 Ausfallrapspflanzen pro Quadratmeter in einem normal ausgesäten Kulturraps bis zu 9 Prozent an Ertrag kosten können. Ist der Anteil an Ausfallraps höher, gehen die Erträge sogar überproportional zurück.
Ursachen des Ertragsabfalls lassen sich wie folgt begründen: In dichten Beständen entwickeln sich die einzelnen Pflanzen schlechter. Es kommt zur Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser bei gleichzeitig schlechter Wurzelentwicklung. Besonders auf wasserknappen Standorten verursachen die schwächeren Wurzeln eine frühzeitige Abreife des Bestands. Weiterhin besitzen diese Rapspflanzen keinen Beizschutz.
Lediglich durch den Anbau von Clearfieldraps ist zurzeit eine direkte Bekämpfung von Ausfallraps in einem Rapsbestand möglich. Daher ist auch für nachhaltig hohe Rapserträge ein gutes Stoppelmanagement nach der Rapsernte unverzichtbar.
Tiefe Bearbeitung wirkt negativ auf das Auflaufverhalten
Mit einer tieferen Bearbeitung werden Samen vergraben. Ist der Boden trocken, fallen die Rapssamen in eine sekundäre Keimruhe, auch „erworbene Dormanz“ genannt. Diese kann auch über eine längere Zeit im Boden anhalten, selbst wenn das Rapskorn nach einer Trockenperiode wieder aufquillt.
Verbessert wird das Auflaufen, indem auf jegliche Bodenbearbeitung verzichtet wird. Durch den keimfördernden Lichtreiz und Feuchtigkeit kommen deutlich höhere Auflaufraten zu Stande. Zudem verlieren dormante Samen durch den Lichtreiz ihre Keimruhe. Nur mit gezielter Bearbeitungsstrategie sind hohe Auflaufraten zu sichern.
Stoppelbearbeitung und Auflaufverhalten
Die Bearbeitungsgeräte haben großen Einfluss auf die Samenüberdauerung und den Aufgang von Durchwuchsraps in Folgekulturen. Durch das Keimverhalten des Rapses ist eine tiefere Bearbeitung unmittelbar nach der Ernte zu vermeiden. Dies zeigen auch Untersuchungen. Bei einer unmittelbar tiefen Bearbeitung nach der Rapsernte laufen die wenigsten Samen auf. Teilweise läuft überhaupt kein Raps auf. Eine flache, maximal 3 cm tiefe Bearbeitung mit der Kurzscheibenegge direkt nach dem Rapsdrusch bewirkt deutlich höhere Auflaufraten.
Ein ähnliches Arbeitsergebnis brachte auch der Einsatz eines Strohstriegels mit angehängter Ackerwalze. Allerdings werden kaum Ernterückstände zerkleinert. Das ist aus phytosanitärer Sicht limitierend. Zum Beispiel reifen windverbreitete Erreger wie Phoma an Rapsstängeln und sorgen somit für einen höheren Infektionsdruck auf benachbarten und neu angesäten Rapsfeldern.
Der Verzicht auf jegliche Bodenbearbeitung unmittelbar nach der Rapsernte ist eine weitverbreitete Vorgehensweise. Der Auflauf von Ausfallraps ist deutlich besser als bei einer tiefen Bearbeitung. Zudem vermindert dieses System durch die unterlassene Bearbeitung Stickstoffmineralisationsschübe im Herbst. Körner in nicht ausgereiften „Gummischoten“ oder isoliert liegende Samen im Rapsstroh laufen meist aber nicht auf. Ein Aspekt der mit steigenden Rapserträgen und damit steigenden Stroherträgen nicht zu vernachlässigen ist.
Mulchen der Rapsstoppeln
Eine qualitativ hochwertige Maßnahme ist das Mulchen der Rapsstoppeln. Hohe Auflaufraten an Ausfallraps und das zerkleinerte Erntematerial verbessern die Feldhygiene deutlich.
Der Luftsog des Mulchers nimmt die Erntereste zur Zerkleinerung auf. Schwerere Teile und Samen fallen zuerst auf die Bodenoberfläche und werden dann von den leichteren Ernteresten abgedeckt. Der direkte Kontakt des Rapssamens mit der Bodenoberfläche garantiert beste Keimbedingungen.
Diese Maßnahme heizt auch nicht unnötig die Mineralisation im Spätsommer an, wenn die zerkleinerten Rückstände nicht zu früh eingearbeitet werden.
Konsequenzen für die Praxis
Für den professionellen Rapsanbau spielt die Feldhygiene eine entscheidende Rolle. Eine tiefe Bodenbearbeitung direkt nach der Rapsernte muss unterbleiben. Aber auch eine unterlassene Bodenbearbeitung sollte auf den Prüfstand. Hiermit ergeben sich niedrige Nmin-Werte im Herbst. Es ist nicht auszuschließen, dass sich an den Ausfallrapspflanzen Krankheiten vermehren, die zu Lasten des Rapsertrags in den folgenden Jahren gehen kann.
Das nachträgliche Mulchen der Stoppeln ist ein vielversprechender Ansatz. Mit hohen Auflaufraten der Ausfallsamen, den zerkleinerten Ernterückständen und ohne frühe Stickstoffschübe im Boden vereint dieses Verfahren die Vorteile anderer Vorgehensweisen.
Dr. Marco Schneider, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), Alsfeld – LW 27/2015