Seit Einführung der selbstfahrenden Mähdrescher sind diesen Maschinen immer mehr Aufgaben zugeordnet worden. Neben dem ursprünglichen Ziel des Mähens und Dreschens werden heute hohe Anforderungen an die Strohverteilung gestellt. Sie haben mit der eigentlichen Aufgabe des Drusches nichts zu tun, aber ihr Stellenwert für die heutigen Produktions- und Anbautechniken der nichtwendenden Bodenbearbeitung in engen Fruchtfolgen steigt ständig. Das birgt große Zielkonflikte, die nur mit Kompromissen zu lösen sind.
Für pfluglos wirtschaftende Betriebe gilt mit Blick auf das Strohmanagement – Stoppel so kurz wie möglich. Hier beginnt der erste Konflikt. Aus Sicht des Dreschens sind aber längere Stoppeln von Vorteil, weil man das Schneidwerk aus dem unteren, feuchten Strohbereich heraushebt. Jeder Zentimeter längere Stoppel bringt etwa 2 Prozent mehr Leistung und 1,5 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch beim Mähdrescher. Die Erntegeschwindigkeit und damit die Erntesicherheit senkt alle 16 Verlust- und Schadensquellen. Bei längerer Stoppelhöhe muss natürlich nachgehäckselt werden.
Stoppellänge so kurz wie möglich?
In den letzten zwei Jahren haben viele Landwirte wegen der feuchten Erntebedingungen den Hochschnitt angewendet, um die Kornqualität zu retten. Das Mulchen der feuchten Langstoppeln ergab wiederum schlechte Voraussetzungen für die Stroheinarbeitung und Rotte. Hochschnitt ist unter schwierigen Bedingungen ein Erntebeschleuniger hinsichtlich des Strohmanagements, aber nur mit Kompromissen zu haben. Dieses Verfahren ist eigentlich keine Notmaßnahme, welches erst in letzter Sekunde und dann unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen zur Anwendung kommt, sondern muss als Strategie geplant werden.
In 20 Jahren werden Mähdrescher mehr als 100 Tonnen Korn je Stunde durchsetzen. Dann müssen auch 100 Tonnen Stroh kleingehäckselt auf die Arbeitsbreite zurückverteilt werden. Die dazu benötigten Häckslerkonzepte werden sehr leistungsaufwändig sein und sie werden um die Motorleistung für das Dreschen konkurrieren.
Trennung von Dreschen und Strohmanagement
Beide Aufgaben – Dreschen und Strohmanagement – sind eigentlich zu existentiell für den Landwirt und zu teuer, um sie in einer Maschine zu kombinieren. Eine Trennung der Arbeitsgänge könnte hier sinnvoll sein, wenn der Trend der nichtwendenden Bearbeitung mit entsprechender Aussaat beibehalten wird. Dann wird man mit sehr breitem Schneidwerk auf langer Stoppel und mit geringen Kosten die Ernte sauber und schnell einbringen.
Die verbleibende Langstoppel wird unter guten Bedingungen und mit guter Mulchtechnik an der Stelle gehäckselt, wo sie gestanden hat, und auch dort wieder abgelegt. Momentan richtet der Landwirt die Stoppellänge an seinen betrieblichen Gegebenheiten und Prioritäten aus und schneidet eher zu kurz als zu lang.
Große oder kleine Schneidwerke?
Auf den Drusch bezogen ist das breitere Schneidwerk immer das bessere, sofern es Flächengröße, Durchfahrten, Bodenunebenheiten hergeben. Pfluglos wirtschaftende Betriebe entscheiden sich eher für das schmalere Schneidwerk, weil sie eine gute Strohverteilung in den Vordergrund stellen.
Wer jedoch einen Hochleistungsmähdrescher mit einem zu schmalen Schneidwerk ausrüstet, verschenkt bares Geld, weil der Mähdrescherfahrer nicht in der Lage ist die permanent geforderten hohen Geschwindigkeiten zu fahren.
Auch die Schneidwerksbreite bildet einen Zielkonflikt zwischen Drusch und Strohmanagement, obwohl die Hersteller intensiv daran arbeiten. Bei Arbeitsbreiten von 10 m und mehr wird das Stroh von dem Häcksler zwar gut nach hinten in die Stoppel gedrückt, aber nicht mehr zuverlässig in die Breite.
Gleichmäßiger Gutfluss
Die Häckselqualität wird schon am Schneidwerkseinzug entschieden. Eine ungleichmäßige Gutförderung, sei es durch verschlissene Messerfinger oder ausgeschlagene Einzugsketten, verschlechtert den Drusch und setzt sich bis zur Häckslerarbeit fort.
Sind die Abstreiferbleche verbogen, ausgekantet oder nicht dicht genug an den Schneckenwindungen, „spuckt“ das Schneidwerk das Stroh im Rundlauf. Einen gleichmäßigen Gutfluss bewirkt auch eine Arbeitsgeschwindigkeit, die an der Bestandesdichte ausgerichtet wird und so den Durchsatz gleichmäßig hält. Mähdrescherfahrer können Bestandesunterschiede dagegen erst ab 30 Prozent erkennen und darauf reagieren.
Videokamera einsetzen
Bei breiten Schneidwerken kommt es umso mehr auf die Häckslerarbeit und die Feineinstellung durch den Mähdrescherfahrer an. Und weil eine Ungleichmäßigkeit bei trockenen Bedingungen auch nicht gleich auffällt, hält sich hier die Mühe der Fahrer oft in Grenzen. Günstig ist es, wenn eine zweite Person die Häckslerarbeit von hinten begutachtet und per Funk oder Handy Anweisungen zur Veränderung gibt.
Empfehlenswert ist eine Rückfahrkamera mit der man die Strohverteilung beurteilen und die Ergebnisse der Verstellung selbst schnell überprüfen kann.
Den Häcksler optimal einstellen
Fällt nach außen zu wenig, verstellt man die Leitbleche mittig etwas enger und außen etwas weiter. So wird das Stroh weiter nach außen geworfen. Bei guten Strohbedingungen sieht das optisch immer noch gut aus. Bei feuchten Strohbedingungen verwirbelt das Stroh nicht mehr so stark und man sieht genau die Wurfbahnen. Werden bei feuchterem Stroh die Wurfbahnen rund, hilft auch die Verstellung der Leitbleche nach außen nichts. Hier fehlt einfach die Kraft.
Die Verteilung sollte etwas asymmetrisch sein. Nach rechts in den Bestand sollte nichts fallen, eher nach links in den abgemähten Bestand. So kommt es zu einer gleichmäßigen Überlappung und nicht zum Doppelschnitt an der Bestandeskante.
Wer die Häckslermesser nicht wendet und dann wechselt, braucht sich über schlechte Häckselqualitäten nicht wundern. Manche Betriebe wenden nach 100 ha und wechseln nach weiteren 100 ha die Messer aus. Manche drehen sie nach dem Raps oder nach den Erbsen. Stumpfe Messer verschlechtern auch das Aufspleißen des Strohs und damit die Rotte. Vor allem aber werden die geforderten, kurzen Häcksellängen von 2 bis 5 cm nicht erreicht.
Verschlissene Messer müssen sofort gewechselt werden. Auch die Klingen der Gegenschneide sind zu kontrollieren. Mittlerweile bieten die Hersteller unterschiedliche Formen von Häckslermessern an, sowie auch Messer mit enormen Standzeiten.
Rotordrehzahl und Messergeschwindigkeit
Die Häcksler-Drehzahl könnte aus technischer Sicht weiter angehoben werden. Dieser Schritt erfordert aber höhere Antriebsleistungen. Hier gilt es, das richtige Maß zwischen Leistung und Dieselverbrauch sowie erforderlicher Häckselgüte und pflanzenbaulichen Ansprüchen zu finden. Zumal höhere Drehzahlen nicht Wurfweite beziehungsweise Querverteilung des Häckselgutes linear verbessern.
Damit gutes Häckseln und Verteilen nicht zu teuer wird, lohnt daher der Blick auf die weiteren Bauelemente im Häckselaggregat. Mit einer Reihe von Einstellpositionen lassen sich hier die Häckselqualitäten, je nach pflanzenbaulichem Bedarf, individuell anpassen.
Je tiefer Querschneide und Gegenmesser in die Flugbahnen der Rotormesser hineinragen je intensiver ist der Schnitt und je kürzer die Häcksellänge. Ebenso lässt sich das Bodenblech und die Reibleiste näher an die Häckslermesser heranstellen. Damit erhöht man die Verweildauer des Strohs und es wird häufiger geschnitten.
Sorten- und Reifestaffelung
Im Vorfeld der Planung und Organisation werden schon bewusst oder unbewusst viele Meilensteine für das Strohmanagement gesetzt. Mit der Saatzeit, Saatstärken, Standorten und der Sortenwahl beginnt schon der erste Schritt in das Strohmanagement, wo gute oder ungünstige Voraussetzungen geschaffen werden. Wer den Erntefluss in der Reife nicht staffelt, muss immer eher anfangen und muss abends stets länger dreschen, um die agrotechnischen Termine zu halten.
Drischt man zu früh, bleibt die Leistung des Mähdreschers auf der Strecke und das Stroh zäh. Auch die Häckselarbeit verschlechtert sich deutlich und der Kraftbedarf allein für den Häcksler vergrößert sich und entzieht dem Mähdrescher zusätzlich Leistungskraft.
Findet der Drusch dagegen im optimalen Erntezeitfenster statt, ist das Stroh im gut dreschbaren Zustand, was die Mähdrescherleistung steigen lässt, die Häckselqualität deutlich verbessert und den Kraftbedarf deutlich senkt. Je besser und gleichmäßiger der Reifeverlauf, desto besser die Mähdrescher- und Häckselarbeit.
Viele Landwirte begrenzen die Länge des Arbeitstages abends nach der Strohverteilung. Beginnt das Stroh auf der Stoppel obenauf liegen zu bleiben, wird der Drusch abgebrochen. Das Stroh hat dann keinen Bodenkontakt mehr, welcher für die Rotte notwendig ist.
Halmverkürzer und Differenzierte N-Düngung
Die Halmverkürzer haben eine positive Wirkung auf die Mähdrescherleistung und das Strohmanagement. Stroh ist sowohl für das Dreschwerk und die Abscheideorgane der belastende Faktor als auch für den Häcksler. Bei 10 cm weniger Strohlänge müssen etwa 15 dt/ha weniger Stroh durch den Häcksler.
Einen großen Einfluss auf den Mähdrusch und das Strohmanagement hat auch die differenzierte N-Düngung. Sie wirkt sich positiv auf Erträge und Qualitäten aus, verbessert aber auch das Drusch- und Strohmanagement. Gerade die Verbesserung der Druscheigenschaft wird heute noch unterschätzt.
Die differenzierte N-Düngung, zum Beispiel mit Hilfe des N-Sensors, führt zu einer Homogenisierung des Bestandes. Die Anzahl der Ähren und deren Abreife ist gleichmäßiger und es gibt weniger Triebe unterer Ordnung. Inhomogene Bestände führen dagegen zu wechselnder und stoßweiser Beaufschlagung des Dreschwerkes. Jeder Fahrer kennt das Geräusch des Abtourens der Trommel. Damit stockt der Gutfluss, die folgenden Arbeitsorgane werden unregelmäßig beschickt und ebenso der Häcksler.
So beeinflussen auch bestandesführende Maßnahmen, bei deren Anwendung man noch nicht an das Strohmanagement denkt, das Häckselbild.
Lagernde Bestände kosten viel Leistung
Einen ebenso großen Einfluss haben die Maßnahmen zur Lagervermeidung. Lager ist eine der größten Ernteerschwernisse, die dem Mähdrescher mehr als die Hälfte an Leistung rauben kann. Die unregelmäßige Aufnahme des lagernden Bestandes durch den Mähdrescher setzt sich bis zum Häcksler fort und ergibt ein schlechtes Arbeitsbild.
Das nicht aufgenommene Stroh bereitet große Probleme bei Folgearbeiten. Bei Schneidwerksverstopfungen muss häufig zurückgesetzt werden und es werden Strohhaufen im Schwad hinterlassen. Hier haben Nachfolgegeräte keine Chance.
Verluste zu Gunsten der Leistung oder der Bodenbearbeitung?
Wie viele Verluste sollte man beim Mähdrusch zulassen, so dass hohe Leistungen erreichbar sind, aber auch nicht dicke Grünstreifen aufgehen, die die folgende Bodenbearbeitung erschweren? Hier gilt zunächst der Grundsatz, dass die Verluste von vorne aufgezogen werden sollten, von der Mähdrescherleistung her. Je mehr Leistung man durchsetzen will oder muss, je mehr Verluste muss man zulassen.
Bei 1 Prozent Verlust liegen bei Mähdreschern mit 7,60 m Schneidwerksbreite und einem Ertrag von 70 dt/ha etwa 900 Körner je m² im Schwad. Der Aufgang muss bei der Bodenbearbeitung wieder beseitigt werden. Aber eine schnelle, leistungsfähige, kurze und damit trockene Ernte ist eine preiswerte Ernte vor allem auch mit Blick auf das Häckselbild hinter dem Mähdrescher.
Dr. Andrea Feiffer, feifferconsult – LW 26/2018