Aus der Region | LW HEUTE

Vermarktungsfenster für Frühkartoffeln wird enger

2017 war kein gutes Jahr für Pfälzer Grumbeere

Frost und Angebotskonflikte mit Kartoffelimporten aus Spanien, in dessen Folge die Preise für Pfälzer Ware nachgaben, verhagelten den Pfälzer Frühkartoffelerzeugern in 2017 das Geschäft. Während bei den Frühkartoffeln das Angebot eher die Nachfrage übersteigt, werden Speisekartoffeln für die regionale Vermarktung gesucht.

Georg Riede, Vorsitzender der Pfälzer Frühkartoffel-Erzeugergemeinschaft, informierte über das Kartoffeljahr 2017, das den 300 Kartoffelerzeugern in der Pfalz aufgrund schlechter Preise deutlich weniger Erlöse einbrachte. Foto: ibs

Georg Riede, Vorsitzender der Pfälzischen Früh-, Speise- und Veredlungskartoffel-Erzeugergemeinschaft, bezeichnete das Jahr 2017 als Debakel für die Pfälzer Kartoffelerzeuger. Auf der Mitgliederversammlung kürzlich in Mutterstadt gab er einen Rückblick auf das abgelaufene Jahr: „Im letzten Jahr wurden bei Frühkartoffeln bis zum 10. August 19 Mio. Euro erlöst. Im Jahr davor waren es 30,35 Mio Euro.“ Im Frühjahr sah es noch ganz gut aus für die rund 300 Frühkartoffelerzeuger, die Kartoffeln konnten früh gepflanzt werden und entwickelten sich gut. Auch der Spätfrost im April richtete nicht viel Schaden an. Doch die frühen Pfälzer Grumbeeren trafen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) auf im Überfluss vorhandene und preis­aggressive spanische Kartoffeln. „Unser Angebot wurde nach hinten gedrängt“, sagte Riede. Ab der ersten Juliwoche wurde in der Pfalz eine Tagesrodemenge von 3 000 t geerntet. „Verbunden war dies mit einer noch nie erlebten Preiskorrektur von 16 Euro/dt. Für vorwiegend festkochende Sorten wurden ab dem 26. Juni lediglich noch 22 Euro/dt gezahlt“, führte der Vorsitzende aus. Danach sei die Vermarktung zwar besser gelaufen, auch, weil viele Speisefrühkartoffeln vorübergehend industriell verarbeitet wurden. „Letztendlich hat dies die Kampagne aber nicht gerettet“, so Riede. „Am Ende war für lose und vorwiegend festkochende Ware 15 Euro/dt notiert.“

Das Angebot besser lenken

„Bei anhaltend rückläufigem Speisekartoffelverzehr und dem Regionalisierungsbestreben des Handels engt sich unser Frühkartoffel-Vermarktungsfenster deutlich ein“, erklärte Riede. „In der Konsequenz sollte dies zu einer Reduzierung des Frühkartoffelanbaus führen.“ Das Angebot müsse gelenkt und verlässlich Absatzkanäle erhalten und aufgebaut werden. Die Erzeugergemeinschaft sei im Gespräch mit potenziellen Abnehmern mit der Zielsetzung, eine frühzeitige Abnahme der Kartoffeln zu sichern. „In diesem Jahr haben wir zusammen mit unseren niedersächsischen Kollegen einen entsprechenden Vorstoß bei einem großen Abnehmer im Norden unseres Landes gewagt“, blickte Riede in die Zukunft und bezeichnete diese Aktion als erzeugerinternen Fortschritt. „Wir hoffen, dass diese Aktion beiden helfen kann.“

Als Chance bezeichnete Riede die Ausweitung des Anbaus im Speisekartoffelsegment. „Der LEH fragt regionale Ware nach. Ob wir der Nachfrage nachkommen wollen oder können, hängt von der Wirtschaftlichkeit des Anbaus und einer damit verbundenen Investitionsbereitschaft ab.“ Auszahlungspreise von aktuell 9 Euro/dt seien allerdings nicht förderlich. Auch der Anbau von Chipskartoffeln im Vertragsanbau bietet nach den Worten des Vorsitzenden Perspektiven, zumal Intersnack mehr Kartoffeln aus der Region suche. „Der neue Preisabschluss für die kommenden Jahre lässt es durchaus zu, sich mit dem Vertragsanbau wieder zu beschäftigen.“

ibs – LW 10/2018
Das kalte Frühjahr forderte die „Pfälzer Grumbeere“-Betriebe Regionale Zutat mit hohem Nährwert wird geerntet
Pfälzer Grumbeere konnten klimatische Vorteile ausspielen Absatz für Verarbeitungskartoffeln brach ein
Die ersten Frühkartoffeln kommen aus der Pfalz Frühkartoffelsaison offiziell eröffnet