Die ersten Frühkartoffeln kommen aus der Pfalz

Frühkartoffelsaison offiziell eröffnet

Die Frühkartoffel ist für viele Betriebe in der Vorderpfalz ein wichtiges Standbein. Auch bei Stefan und Arno Best in Frankenthal-Flomersheim dreht sich in diesen Tagen alles um den Erntestart bei den „Pfälzer Grumbeere“. Und das nicht nur, weil dort am vergangenen Dienstag die Frühkartoffelsaison offiziell eröffnet wurde.

Birgit, Anna-Lena mit Sohn Felix, Stefan und Arno Best (von links) bei der Eröffnung der Frühkartoffelsaison in der vergangenen Woche. Familie Best bewirtschaftet in Frankenthal-Flomersheim einen Ackerbaubetrieb mit Schwerpunkt Frühkartoffelanbau.

Foto: Brammert-Schröder

Die Frühkartoffel ist die wichtigste Frucht auf dem Ackerbaubetrieb von Familie Best. Die Kartoffeln wachsen auf 35 Prozent der Fläche – zum größten Teil Speisesorten wie Annabelle, Berber, Musica oder Colomba. Ein Drittel der Kartoffelfläche ist mit Verarbeitungskartoffeln bestellt. Aus ihnen werden bei der Firma Intersnack im Werk Petersau nördlich von Frankenthal Chips hergestellt.

Durch Corona werden mehr Chips gegessen

„Die Chipskartoffeln dienen bei uns der Risikostreuung. Die Haupteinnahmequelle sind die Frühkartoffeln“, erklärt Stefan Best, der den Betrieb zusammen mit seinem Vater Arno Best führt. Der Chipskartoffelabsatz beziehungsweise der Bedarf an Frühkartoffeln für die Produktion hat durch die Corona-Pandemie nicht gelitten – im Gegenteil. Es wurden mehr Chips gegessen, so dass wohl auch die zusätzliche Kartoffelmenge, die bereits für die nun abgesagte Fußball-Europameisterschaft eingeplant wurde, für die Chips­produktion benötigt wird.

Familie Best baut die Frühkartoffeln ebenso wie die Verarbeitungskartoffeln im kontrollierten Vertragsanbau für die Pfälzische Früh-, Speise- und Veredlungskartoffel-Erzeugergemeinschaft (EZG) an, die die Kartoffeln unter dem Markennamen „Pfälzer Grumbeere“ vermarkten. In diesem Jahr profitieren die Erzeuger vom klimatischen Vorsprung der Pfalz und können die ersten Frühkartoffeln etwa zwei Wochen vor den anderen Erzeugergebieten als schalenfeste Ware anbieten.

Zwischenfrüchte vor den Kartoffeln

Regelmäßige Bodenuntersuchungen und Nmin-Proben vor der Pflanzung sind für die 283 Mitgliedsbetriebe der EZG selbstverständlich und bilden die Basis für die Düngung der Kartoffeln. Seit der Novellierung der Düngeverordnung muss auch der in den tieferen Bodenschichten (0-60 cm) im Frühjahr enthaltene mineralisierte Stickstoff bei der Düngung angerechnet werden. Damit der Nmin-Gehalt im Frühjahr möglichst gering ist, baut Stefan Best vor den Kartoffeln konsequent Zwischenfrüchte an. Durch die Begrünung über den Herbst und Winter wird auch der Stickstoff aus tieferen Bodenschichten genutzt und die Bodenfruchtbarkeit gefördert.

„Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist unser wichtigstes Ziel“, erklärt Stefan Best. Die Fruchtfolge ist vielfältig. Nach Möglichkeit wird jedes zweite Jahr Getreide angebaut. Auf den schwereren Böden wechseln sich die späteren Kartoffelsorten mit Weizen, Zwiebeln, Spinat und der Stilllegung ab. Die frühen Sorten werden auf den leichteren Böden mit guter Befahrbarkeit gepflanzt und auf Flächen, die bei Frost bewässert werden können.

Unterfußdünger für eine optimale Nährstoffversorgung

Die Kartoffel hat eine sehr langsame Jugendentwicklung und durchwurzelt den Boden nur gering. Damit die Pflanzen optimal mit den Nährstoffen versorgt werden, die sie für eine gute Entwicklung brauchen, nutzen Arno und Stefan Best die Reihen-Unterfußdüngung. Beim Pflanzen der Kartoffeln werden die Nährstoffe gezielt in den späteren Wurzelraum abgelegt. So sind sie von den Kartoffelwurzeln gut zu erreichen und können genutzt werden, wenn sie für das Wachstum gebraucht werden.

„Wir setzen den Dünger so gezielt und effizient wie möglich ein, damit wir das Ertragsniveau und die Qualität der Kartoffeln halten“, sagt Stefan Best. Die gesamte Vorderpfalz ist nach neuer Düngeverordnung als rotes Gebiet ausgewiesen. „Wir haben in diesem Jahr eine um 20 Prozent reduzierte Stickstoffdüngung ausprobiert, wie sie die Düngeverordnung demnächst fordert“, so Stefan Best. „Das merkt man den Kartoffeln an.“ Der Knollenansatz ist geringer, das Kartoffelkraut niedriger.

Die Berater vom DLR unterstützen die Erzeuger in allen Fragen des Anbaus. Um die Nährstoffversorgung der Pflanzen beurteilen zu können, werden vermehrt Blattanalysen durchgeführt. Vor allem die Magnesiumversorgung gilt es im Auge zu behalten, denn die Kartoffeln reagieren empfindlich auf einen Mangel. Wie bei den Nmin-Untersuchungen nutzt Best auch hierbei die Dienste der Bolap.

Mechanische und chemische Förderung der Abreife

Die ersten Kartoffeln stehen zur Ernte an. Die Bests haben in einen Krautschläger investiert, um die Abreife der Kartoffeln in Kombination mit chemischen Mitteln zur Sikkation zu fördern. Der Einsatz eines Krautschlägers hat den Vorteil, dass die Krautmenge, die vom Kartoffelroder aufgenommen wird, deutlich geringer ist. Die mechanische Bearbeitung des Krauts allein reicht aber bei vielen Kartoffelsorten nicht, um eine entsprechende Schalenfestigkeit zu erreichen.

Die ersten Frühkartoffeln der Mitgliedsbetriebe der EZG Pfälzer Grumbeere werden gerodet und an den LEH in ganz Deutschland verkauft.

Foto: Brammert-Schröder

Die polnischen Saisonarbeitskräfte, die Familie Best schon seit Jahren bei der Ernte unterstützen, übernehmen die Sortierung der Kartoffeln bereits auf dem Roder. Die Kartoffeln werden direkt nach dem Roden an einen Packbetrieb geliefert. Von dort gehen sie in den Lebensmittel-Einzelhandel. „Wir hoffen auf einen weiterhin guten Absatz der Kartoffeln, weil viele Verbraucher nicht in den Sommerurlaub fahren“, sagt Stefan Best. Die Absatzmengen waren in der Corona-Krise deutlich angestiegen.

In der Pfalz wird eine durchschnittlich große Kartoffelernte erwartet. „Es wird eine gesicherte Haupternte geben, dafür haben die Regenfälle in der letzten Zeit gesorgt.“ Wie sich die Preise entwickeln, hängt auch davon ab, wann die anderen Frühkartoffelregionen in Deutschland in den Markt einsteigen können.

Hohe Mechanisierung bei Hackfrüchten

Neben den Kartoffeln werden auf dem Betrieb Best noch Zwiebeln, Spinat und Winterweizen angebaut. Zum Monatswechsel Juni/Juli beginnt die Ernte der ersten Winterzwiebeln. Sie werden mit einem Schwadleger gerodet und im Schwad auf dem Acker abgelegt, damit sie abtrocknen. Danach werden sie mit einem Roder aufgenommen und in Holzkisten in einer Halle auf dem Betrieb zwischengelagert, bevor sie an den Handel abgegeben werden. Der Spinatanbau macht rund 20 Prozent der Betriebsfläche aus. Er wird als Frischspinat für Eicher Gemüse in Fußgönheim angebaut.

Die Hackfrüchte im Betrieb Best erfordern eine hohe Mechanisierung. Alle Flächen sind an die Beregnung angeschlossen, wobei der Fokus auf der Bewässerung der Kartoffeln liegt. „Auch bei dem hoch mechanisierten Produkt Kartoffeln spüren wir den Anstieg der Lohnkosten durch den Mindestlohn deutlich“, sagt Stefan Best. Zudem sei es schwierig, qualifiziertes Personal zu bekommen.

Bei den Kartoffeln schlagen auch die Transportkosten zu Buche, an denen der Handel die Erzeuger seit dem vergangenen Jahr beteiligen kann. „Wir kämpfen um jeden Cent, den wir für unsere Produkte bekommen“, macht Best deutlich. Er hofft auf eine gute Kartoffelsaison. „Wenn die Preise für die Frühkartoffeln nicht stimmen, wird das ganze Jahr nicht gut.“

ibs – LW 26/2020