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„Wie gewonnen, so zerronnen…

Wirtschaftliche Situation der Betriebe in Rheinland-Pfalz

„Wie gewonnen, so zerronnen“, so könnte man das Wirtschaftsjahr 2020/21 für viele Sparten der Landwirtschaft treffend umschreiben. Günter Müller und Jan-Hendrik Müller von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz geben anhand der Buchführungsergebnisse des Wirtschaftsjahres 2020/2021 eine detaillierte Darstellung der wirtschaftlichen Situation der landwirtschaftlichen und weinbaulichen Betriebe in Rheinland-Pfalz.

20 Prozent Winterraps wird auf einem durchschnittlichen Ackerbaubetrieb in Rheinland-Pfalz angebaut. Die sonstigen Einkünfte aus Windkraft, Hofcafé oder von PV-Anlagen werden hier nicht berücksichtigt. Foto: Petra Bork_pixelio.de

Nach trockenem Frühjahr kamen Niederschläge im Juni dem Weizen und Raps zu Gute. Im Gegensatz zur Gerste konnten dort die Erträge gegenüber 2019 leicht gesteigert werden. Kartoffeln und Zuckerrüben litten dann, genauso wie Mais, unter einer erneuten Trockenperiode im Frühherbst. Ertragseinbußen von 18 Prozent waren die Folge. Tiefwurzelnde Rebstöcke profitierten wiederum von den Sommerniederschlägen. Die Weinmosterträge waren 5 Prozent höher als im Jahr 2019.

Im Wirtschaftsjahr 2020/21 standen im rheinland-pfälzischen Testbetriebsnetz ins­gesamt 318 Buchführungsabschlüsse von identischen Haupterwerbsbetrieben aus der Landwirtschaft und 238 aus dem Weinbau zur Verfügung. Bei den ökologisch wirtschaftenden Betrieben (ohne Gartenbau) waren es 75 Betriebe. Nur die Auswertung identischer Betriebe, das heißt Betriebe, die auch im vorherigen Jahr erfasst wurden, erlaubt einen Vergleich mit dem Vorjahr und lässt so Rückschlüsse auf die Entwicklung der Ergebnisse zu.

2020/21 verzeichneten Ackerbaubetriebe, außer solche mit Schwerpunkt Getreide, ein „kräftiges Minus“. Die Unternehmensergebnisse (Gewinne) in der Milchviehhaltung und in der Gruppe der Verbundbetriebe (Gemischtbetriebe) waren rückläufig. „Totalabsturz vermieden“, so das Motto für schweinehaltende Betriebe im Wirtschaftsjahr 2020/21. Nach dem „besten Jahr“ seit Einführung des Euro konnte ein „Absturz ins Bodenlose“ immerhin verhindert werden. Corona und vor allem der Wegbruch des Exportmarktes China wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ließen Preise und Gewinne drastisch fallen. Weinbaubetriebe konnten den Gewinneinbruch 2019/20 wieder komplett wettmachen. Nur diese Gruppe bekam ihre eingesetzten Faktoren Arbeit, Boden und Kapital entlohnt. Der Fünf-Jahres Durchschnitt wurde in allen Sparten außer der Veredlung immerhin überschritten.

Die Grundlagen dieser Statistik

In allen Bundesländern werden Buchführungsergebnisse land- und forstwirtschaftlicher, wein- und gartenbaulicher Betriebe jährlich erfasst, um eine möglichst wirklichkeitsnahe Beschreibung der wirtschaftlichen Situation der einzelnen Sparten zu erhalten. In Rheinland-Pfalz ist leider die Zahl an Testbetrieben im Forstsektor und im Gartenbau zu gering, um in diesen Sparten repräsentative betriebswirtschaftliche Aussagen treffen zu können. Das bundesweit angelegte Testbetriebsnetz umfasst insgesamt gut 9 500 Betriebe, das rheinland-pfälzische derzeit etwas mehr als 900, was rund 6 Prozent aller Betriebe unseres Bundeslandes entspricht.

Einschränkend muss man darüber hinaus feststellen, dass das Testbetriebsnetz mit der Auswertung der Buchführungsabschlüsse nicht als absolut repräsentativ für die insgesamt vorhandenen Betriebe der Landwirtschaft und des Weinbaus angesehen werden kann. Zum einen gelingt es nicht zu 100 Prozent in den einzelnen Regionen des Landes entsprechend der tatsächlich gegebenen Betriebsstrukturen der verschiedenen Sparten Testbetriebe zu erhalten. Auf der anderen Seite dürfte die wirtschaftliche Situation der vorhandenen Betriebe in der Realität wahrscheinlich sogar etwas ungünstiger aussehen als es in den Ergebnissen der Buchführungsabschlüsse des Testbetriebsnetzes zum Ausdruck kommt. Dies in erster Linie deswegen, da die teilnehmenden Betriebe tendenziell die etwas besser Strukturierten sind. Auf der anderen Seite werden – unter anderem aus methodischen und erfassungstechnischen Gründen – gewerbliche Nebenbetriebe wie Biogasanlagen, Hofläden, Straußwirtschaften, Hofcafés, Pensionspferdehaltung, Photovoltaik- oder Beteiligungen an Windenergieanlagen sowie sonstige gewerbliche landwirtschaftliche oder nichtlandwirtschaftliche Einkünfte bei den Erhebungen gar nicht erfasst. Diese sind jedoch gerade in den eher kleinbetrieblich ausgerichteten und sich sehr heterogen darstellenden Regionen in Rheinland-Pfalz auch zahlenmäßig bedeutsam und leisten in nicht wenigen Betrieben zum gesamten Familieneinkommen einen wichtigen Beitrag.

Auch wenn man also weiß, dass die tatsächlichen Einkommensquellen heute stärker ausdifferenziert sind als dies vor 20 oder 30 Jahren der Fall war, sind die vorliegenden Buchführungsauswertungen dennoch sehr informativ und wertvoll. Sie spiegeln nämlich – unter Zugrundelegung der tatsächlichen, individuell erzielten betrieblichen Erlöse und der real entstandenen betrieblichen Kosten – die Situation der weit überwiegenden Zahl der Betriebe der verschiedenen Sparten wider. Hierbei zeigen insbesondere die Veränderungen der einzelnen Wirtschaftsjahre wichtige Trends auf – positive oder auch negative, die nicht zuletzt für die Politik eine wertvolle Grundlage für anstehende agrarpolitische Entscheidungen darstellen. Aber natürlich zeigen die detaillierten Ergebnisse auch die Unterschiede auf, die es innerhalb der Landwirtschaft gibt, was dadurch zum Ausdruck kommt, dass Betriebe – bei gleicher betrieblicher Faktorausstattung – Gewinne in sehr unterschiedlichen Größenordnungen erzielen, also auf höchst verschiedene Weise erfolgreich oder aber auch weniger erfolgreich wirtschaften.

Den ganzen Beitrag können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen.Günter Müller und Jan-Hendrik Müller, LWK Rheinland-Pfalz Referat Sachverständigenwesen, Testbuchführung und Agrarstatistik – LW 51-52/2021+1/2022
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