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Der Öko-Zuckerrübenanbau hat Potenzial

Heimische Anbaufläche deckt nicht den Bedarf

Der Gesamtbedarf an Biozucker (EU 28) liegt bei zirka 150 000 t. Etwa 90 Prozent werden davon importiert. Öko-Zuckerrüben sind also derzeit gesucht. Der Markt in Deutschland fragt nach Öko-Zucker aus regional angebauten Zuckerrüben. Dieses hat Bewegung auf das Preisniveau bei Öko-Zuckerrüben gebracht, welches losgekoppelt ist von den konventionellen Zuckerrübenpreisen. Zurzeit können die Öko-Betriebe mit einem Nettopreis von 115 Euro je Tonne kalkulieren.

Striegelfenster geben Auskunft über den Erfolg einer Bearbeitungsmaßnahme. Foto: Böcker

Mit Erträgen um rund 50 Tonnen je Hektar können Öko-Betriebe bei dieser Kultur mit einem Deckungsbeitrag von 2500 Euro je Hektar vor sonstigen Prämien rechnen. Seit 2015 stieg daher der Anteil der Anbaufläche in Deutschland bereits stark an. 2018 dürften zirka 4000 ha der Zuckerrübenanbaufläche ökologisch bewirtschaftet worden sein. Das reicht bei weitem noch nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Die wichtigste Anbauregion für Öko-Zuckerrüben ist Bayern mit inzwischen deutlich über 1000 ha. Rheinland-Pfalz nimmt nach Niedersachsen den dritten Platz im Flächenumfang ein. In diesem Jahr dürfte die Anbaufläche in Rheinland-Pfalz bereits bei 300 Hektar liegen. Warum die Anbaufläche trotz relativ attraktiver Preise nicht schneller wächst, wird im Folgenden dargestellt.

Zeitaufwendige Umstellung

Trägt sich ein herkömmlich wirtschaftender Landwirt mit dem Gedanken, in den Bio-Rübenanbau einzusteigen, muss er seinen Betrieb zunächst auf die ökologische Wirtschaftsweise umstellen. Erst wenn ab Umstellungsbeginn 24 Monate ökologische Wirtschaftsweise erfolgt sind, kann der Landwirt an die Aussaat von Bio-Rüben denken. Zwar sind pflanzliche Ernteerzeugnisse bereits nach zwölf Monaten ökologischer Bewirtschaftung als Umstellungsprodukt kennzeichenbar, dieses spielt aber für Bio-Zuckerrüben keine Rolle.

Ein heute noch nicht ökologisch wirtschaftender Landwirt, kann also frühestens zur Kampagne 2022 (September) Bio-Zuckerrüben liefern. Das setzt voraus, dass er sich je nach Aussaattermin im März 2020 der Ökokontrolle unterstellt. Es ist davon auszugehen, dass er eine Teilnahme am Entwicklungsprogramm Umwelt, Landwirtschaft und Landschaft (EULLa) anstrebt. In diesem Falle hätte er bereits im Juni/Juli 2019 tätig werden müssen.

Da Ackerbaubetriebe mit Zuckerrübenanbau auch andere Kulturen in Bewirtschaftung haben, lohnt es sich aus dieser Sicht, über eine Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise schon ab Juli des jeweiligen Jahres nachzudenken, obwohl der Förderzeitraum nach EULLa erst ab 1. Januar eines Jahres vorgegeben ist. In diesem Fall hieße das, von Juli bis Dezember ohne Förderprämien für den ökologischen Landbau zu wirtschaften. Diese „vorgezogene Umstellung“ mindert jedoch nicht seinen Anspruch auf die volle zweijährige Umstellungs-Förderprämie.

Die derzeitige Ausweitung des Anbauumfangs in Rheinland-Pfalz liegt also im Wesentlichen in der Anbauausweitung bereits ökologisch wirtschaftender Betriebe, es sei denn, Zuckerrübenbetriebe hätten das oben erwähnte Szenario schon 2016 durchgespielt.

Hermann Böcker, DLR, KÖL – LW 41/2019
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