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Unter widrigen Bedingungen wurden hohe Erträge erreicht

LSV Winterraps 2014/15 und Anbauempfehlungen

Nach der sehr trockenen Frühsommerwitterung 2015 bestand vielerorts große Unsicherheit bezüglich der zu erwartenden Rapserträge und -qualitäten, zumal viele Praxisflächen im nassen Herbst 2014 nicht optimal bestellt werden konnten. Teilweise erfolgte die Aussaat erst recht spät und in ein zu feuchtes Saatbett. Daraus erwuchsen heterogene Bestände mit nicht optimal entwickelten Einzelpflanzen. Bedingt durch den sehr milden Winter konnten viele Bestände durch die verlängerte Vegetationszeit noch etwas kompensieren. Der Befall mit Rapserdfloh und Kohlfliege hielt sich in Hessen bis auf Ausnahmen in Grenzen, teilweise erfolgten Insektizideinsätze.

Viele Praxisflächen konnten im nassen Herbst 2014 nicht optimal bestellt werden, entwickelten sich aber meist gut. Foto: agrar-press

Inzwischen sind alle Landessortenversuche (LSV) beerntet und die Qualitätsparameter untersucht. Somit können im Folgenden die Leistungen der diesjährigen Prüfkandidaten bis hin zur Bereinigten Marktleistung dargestellt werden.

Im Mittel der vier Versuche wurde ein Durchschnittsertrag von 51,0 dt/ha (Vorjahr: 50,6 dt/ha) in der unbehandelten Stufe 1 erreicht. Alle Sorten zeigten sich sehr gesund, es gab nur geringen Befall mit Phoma, Sclerotinia und Verticillium. Durch zweimaligen Fungizideinsatz (Herbst und Frühjahr) in der Stufe 2 konnte der Ertrag daher nur um 1,3 dt/ha (Vorjahr: 4,4 dt/ha) gesteigert werden. Nur am Standort Korbach wurden Mehrträge von 3 dt/ha erreicht. Die diesjährigen Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Auch auf ertragssichernde Eigenschaften achten

Die mehrjährige Auswertung bestätigt die Leistungsfähigkeit der modernen Genetik, die es den Sorten ermöglicht, auch unter widrigen Bedingungen hohe Erträge zu bringen. Dennoch zeigt sich, dass bestimmte Sorten mit der ausgeprägten Frühjahrstrockenheit besser umgehen konnten. Bei der Bewertung der Ertragsdaten ist es ganz wichtig, auf die mehrjährigen Ergebnisse der Sorten und deren Rangfolge zu schauen, denn die Witterung des Einzeljahres und die Anbaubedingungen am jeweiligen Standort wirken sich erheblich auf das Jahresergebnis aus.

Tabelle 2 enthält die Erträge in der mehrjährigen Auswertung. An diesen Daten lässt sich die Ertragstreue der verschiedenen Sorten ablesen. Der Anbauer sollte zur Risikoabsicherung neben der Ertragsfähigkeit einer Sorte immer auch die ertragssichernden Eigenschaften wie Standfestigkeit, Krankheitstoleranz und Winterhärte berücksichtigen.

Der Ölgehalt bestimmt wesentlich die Marktleistung

Auch der Ölgehalt ist ein wesentliches Merkmal, denn die Unterschiede zwischen den Sorten sind erheblich und wirtschaftlich relevant: Bei Gehalten über 40 Prozent Öl auf Basis von 91 Prozent Trockenmasse werden Preisaufschläge (Faktor 1,5) gezahlt. Daraus folgt, dass eine Sorte mit nur durchschnittlichem Ertrag, aber hohen Ölgehalten, eine überdurchschnittliche Marktleistung bringen kann.

Immerhin bedeutet ein um zwei Prozent höherer Ölgehalt bei einem angenommenen mittleren Preis von 38 Euro/dt und 40 dt/ha Ertrag einen Mehrerlös von 45,60 Euro/ha. Ein Erlößrechner, mit dem Praktiker ihre eigene Rapsabrechnung erstellen können, ist auf der website des LLH abrufbar unter: www.llh-hessen.de/pflanzen produktion/ackerbau/raps/740-rapser loesrechner.html

Die vorliegenden Qualitätsdaten zeigen, dass sich die Ölgehalte in diesem Jahr erneut auf sehr hohem Niveau bewegen, denn im Durchschnitt wurden über 45,8 Prozent Öl gemessen. Dabei fallen erhebliche Sortenunterschiede auf. Die Differenz zwischen den besten und den schwächsten Sorten beträgt 2,2 Prozent Ölgehalt. Langjährig für ihre hohen Ölgehalte bekannte Sorten liegen auch in diesem Jahr vorn: Raptor und PR46W26, der noch im Anhang mitgeprüft wurde, erreichten den Spitzenplatz mit 47 Prozent Ölgehalt. Weitere Sorten mit hohen Ölgehalten sind wie auch im vergangenen Jahr Comfort und PT 206. Nach erstjähriger Prüfung und aufgrund der Daten aus der Wertprüfung sind auch Raffiness und der kohlhernietolerante Mentor, sowie die EU-Sorte Amstrong mit hohen Ölgehalten ausgestattet. Die für hohe Ölgehalte bekannten Sorten Avatar, Genie und Mercedes bleiben diesjährig nur im Mittelfeld.

Den ganzen Beitrag können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen.Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof – LW 34/2015
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