Neue Rapssorten auf dem Prüfstand

LSV Winterraps 2017 mit sieben neuen Sorten

Eine gezielte Sortenwahl ist besonders bei Raps ein entscheidender Baustein. Die Sortenempfehlungen für die aktuelle Aussaat wurden bereits in LW 31 veröffentlicht. Über die Ergebnisse der Landessortenversuche 2017 berichtet nun Dr. Marco Schneider, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.

Spätfröste Ende April verursachten vor allem geringere Schotenzahlen am Haupttrieb.

Foto: Dr. Schneider

Bei Raps ist grundsätzlich die Verticillium-Rapswelke eine Bremse für Spitzenerträge. Neben einer Auflockerung der Fruchtfolge wirkt nur in begrenztem Maße eine angepasste Sortenwahl befallsmindernd. Dies sollte nach Auffassung der hessischen Offizialberatung neben den wertgebenden Eigenschaften wie Ertrag, Ölgehalt oder Reife ebenso berücksichtigt werden, wie die besondere Eignung zu verschiedenen Anbaubedingungen wie Spätsaat, pfluglose Bodenbearbeitung oder Trockenstandorte.

In Hessen werden zwischen 12 und 14 Prozent der Ackerfläche mit Raps bestellt. Nach Zuckerrüben ist es für viele Betriebe die deckungsbeitragsstärkste Blattfrucht. Aus ackerbaulicher Sicht ist Raps nicht mehr aus der Fruchtfolge weg zu denken. Der Vorfruchtwert liegt weit über 100 Euro je Hektar. Je schwächer die Standorte sind, desto stärker reagiert das nachfolgende Getreide mit stabilen Erträgen auf eine gute Vorfrucht.

Darüber hinaus ermöglicht diese Kultur einen gezielten Wirkstoffwechsel bei der Ungrasbekämpfung. Leider steht Raps, dort wo er angebaut wird, langjährig und auch teils sehr eng in der Fruchtfolge. Damit sind die Rapserträge in den letzten Jahren nicht deutlich gestiegen, obwohl die Intensität im Raps erheblich in der breiten Praxis gesteigert wurde. Nach Auswertungen steigt der Rapsertrag in der hessischen Praxis jährlich lediglich um 0,4 Prozent.

Rapsanbaujahr mit Tücken

Schon die Rapsaussaat im vergangenen Jahr war eine echte Herausforderung. Hochsommerliche Temperaturen und Trockenheit verursachten vielerorts einen verzettelten Auflauf der Rapssaat. In einigen Fällen war der Rapsbestand so dünn, dass noch im Herbst umgebrochen werden musste. Durch die fehlende Insektizidbeize wurden die jungen Rapsbestände auf einigen Schlägen durch den Rapserdfloh befallen. Ab dem 4-Blattstadium kam ein enormer Zuflug an Blattläusen hinzu. Durch die fehlende insektizide Beizwirkung war zu Vegetationsende in vielen Anbaulagen flächendeckend der Raps mit Läusen befallen.

Dabei ist im Besonderen die Blattlaus als Überträger des Wasserrübenvergilbungsviruses eine Gefahr. Da die Läuse meist auf der Unterseite der Rapsblätter sitzen, konnten die im Herbst eingesetzten Insektizide den Läusebefall nicht eindämmen. Dünne und unterentwickelte Bestände überdauerten den Winter gut. Doch die Spätfröste im Knospenstadium und zu Beginn der Blüte sorgten dafür, dass der Raps besonders am Haupttrieb weniger Schoten anlegte.

Wieder aller Prognosen konnte der gefürchtete Rapskrebs in der Blühphase den Raps infizieren. Eine gut terminierte Blütenbehandlung war damit auch in diesem Jahr wieder eine wirtschaftliche Maßnahme. Zu guter Letzt war es in der Kornfüllphase in einigen Gebieten sehr trocken und vor allem mit weit über 30 °C über mehrere Tage viel zu heiß. Gepaart mit einer oft fruchtfolgebedingt krankhaften Abreife brach der Raps teils regelrecht ein. Gleichzeitig führte auch bei Raps eine geringe Keimruhe zu Auswuchs. Geringere Ölghalte sind die Folge.

Ergebnisse der Sorten

Im hessischen Landessortenversuch Raps konnten sieben neue Sorten ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen.

Tonka besticht durch sehr hohe Ölgehalte. Hat allerdings in diesem Jahr nur knapp durchschnittliche Ertragsergebnisse in Hessen geliefert. Die Sorte ist standfest reift allerdings im Stroh etwas verzögert ab.

Asterion hat in Hessen in diesem Jahr die besten Ergebnisse geliefert. Die Sorte besitzt eine Toleranz gegenüber dem Wasserrübenvergilbungsvirus. Inwiefern diese Sorteneigenschaft zu den guten Ergebnissen verholfen hat, bleibt Gegenstand weiterer Untersuchungen. Weiterhin ist Asterion bei mittlerer Wuchslänge standfest reift allerdings im Stroh verzögert ab.

Inventer hat im ersten Prüfjahr in Hessen nicht überzeugt. Grundsätzlich zeigt die Sorte bei mittlerer Gesundheit eine zügige Herbstentwicklung. Damit wäre Inventer ein Kandidat für die Spätsaat.

DK Exception eine ertragsstarke Neuzulassung mit einer Phomaresistenz. Positiv hervor zu heben ist auch die außerordentlich gute Schotenplatzfestigkeit. Bei stärkerem Verticilliumdruck in engen Rapsfruchtfolgen zeigte die Sorte in diesem Jahr parasitäres Lager kurz vor der Ernte.

Trezzor ist ebenfalls eine neue Sorte mit überdurchschnittlichen Erträgen. Neben der Phomaresistenz ist die Sorte sehr zügig in der Jugendentwicklung und daher für Spätsaaten geeignet.

Mit Hattrick steht der Landwirtschaft eine neue Rapssorte zur Verfügung, die im Abreifeverhalten mit der bekannten Sorte Avatar vergleichbar ist. Hattrick zeigt im ersten Prüfjahr überdurchschnittlich gute Erträge. Eine zügige Herbstentwicklung und gute Ölgehalte runden das Bild dieser Sorte ab.

Nach zwei Prüfjahren sind besonders die Sorten Bender, Nimbus, Alvaro KWS und Arazzo heraus zu heben.

Bender zeigte in zwei Jahren überdurchschnittlich hohe Erträge und vor allem sehr hohe Ölgehalte. Die Sorte wächst im Herbst zügig, startet aber im Frühjahr etwas verhaltener. Mit einer Phomaresistenz und guter Standfestigkeit ist die Sorte agronomisch gut ausgestattet. Auch die Eignung für engere Rapsfruchtfolgen ist bei Bender erwähnenswert.

Nimbus fällt 2017 mit überdurchschnittlichen und 2016 mit hohen Erträgen auf. Durch die gute Stängelgesundheit reift die Sorte verzögert im Stroh ab.

Alvaro KWS ist die ertragsstärkste Sorte mit mittleren Ölgehalten im zweijährigen Bereich. Die Phomatoleranz, Standfestigkeit und die zügige Herbstentwicklung runden das Sortenbild ab.

Arazzo brachte überdurchschnittliche Erträge mit kapp mittleren Ölgehalten. Eine etwas verhaltene Herbstentwicklung macht Arazzo für frühe bis mittlere Saattermine interessant. Stroh- und Korn reifen bei dieser Sorte harmonisch ab.

Bei den drei und mehrjährig geprüften Sorten fallen Avatar, Penn, Exstorm, Comfort und die einzig im Versuch verbliebene Liniensorte Arabella mit guten Leistungen aus.

Avatar ist in Hessen die meist angebaute Sorte. Mehrjährig gut mittlere Korn- und Ölerträge, eine mittelfrühe Reife und einen zügigen Start im Frühjahr zeichnen diese Sorte aus.

Penn eine ertragsstarke Sorte mit mittleren Ölgehalten reift auch in engen Rapsfruchtfolgen gesund ab. Weiterhin zeigt Penn bei mittlerer Reife eine gute Standfestigkeit. Die Auswinterung 2015/16 in Mecklenburg deutet eine nur mittlere Winterhärte dieser Sorte an. Eine wuchsregulierende Behandlung im Herbst ist daher unverzichtbar.

Exstorm, eine langjährig geprüfte Sorte mit breitem Aussaatfenster, hat in den Versuchen der letzten Jahre konstant hohe Erträge bei durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen Ölgehalten gezeigt. Die schotenplatzfeste Sorte weist eine Phomatoleranz auf. Allerdings muss der großrahmige Exstorm auch gezielt im Frühjahr eingekürzt werden.

 – LW 34/2017