Auch der Raps kann nicht alles kompensieren

Landessortenversuche Winterraps 2017

Die Sortenempfehlungen für die aktuelle Aussaat wurden bereits in LW 31 veröffentlicht. Über die Kornerträge der diesjährigen LSV berichten nun Dr. Stefan Weimar, Albert Anderl und Marko Goetz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.

Auswuchs bei Raps führt zu schlechten Ölgehalten.

Foto: Dr. Schneider

Die extrem trockenen Witterungs- und Bodenbedingungen zur Winterraps-Bestellung im vergangenen Herbst führten bereits sehr heterogenen Vorwinterentwicklung, die das Ertragsgeschehen zur Ernte 2017 maßgeblich bestimmt hat. Standortabhängig konnten die Rapsbestände das anhaltende Niederschlagsdefizit im Frühjahr und die vergleichsweise hohen Lufttemperaturen während der Kornbildungsphase ertraglich nicht mehr vollständig kompensieren. Auf den leichteren Standorten blieb die Ernte mengenmäßig deutlich hinter den Erwartungen zurück, selbst auf den guten Standorten waren bestenfalls durchschnittliche Kornerträge zu erzielen.

Nach dem witterungsbedingt späteren Abschluss der Getreideernte 2016 erfolgte die Winterraps-Aussaat unter verhältnismäßig trockenen Bodenbedingungen ab Mitte August bis zur ersten Septemberdekade. Neben den im Mittel um 1,5 °C höheren Lufttemperaturen im Juli und August 2016 verstärkten die geringen Niederschläge seit Anfang Juli bis zur Rapsaussaat maßgeblich die negative klimatische Wasserbilanz.

Angesichts der außerordentlich trockenen Großwetterlage zeichneten sich bis Anfang Oktober phänologisch sehr unterschiedlich entwickelte Rapsbestände ab. Neben flächig oder streifig bereits bis zum 6- bis 8-Blatt-Stadium entwickelten Pflanzen liefen die letzten Pflanzen erst Ende September auf. Die zur Bestandsbegründung notwendige Pflanzenzahl pro m² wurde in der Regel erreicht und wurde standortabhängig von den Variablen Vorfrucht einschließlich Erntereste, Bodenbearbeitungs-Intensität und Saattermin bestimmt.

Auffälligkeiten der Saison 2016/17

Folgende Beobachtungen konnte in der abgelaufenen Saison gemacht werden:

Je zeitnäher die Bestellung der Rapsflächen zur vorausgegangenen Getreide-ernte erfolgen konnten, desto gleichmäßiger und sicherer war der Feldaufgang und desto ausgeprägter der Entwicklungsvorsprung zu bewerten. Mit sorgfältiger Rückverdichtung nach der Bearbeitung konnte die Restfeuchte im Boden noch gut konserviert werden.

Bei einer Aussaat unmittelbar nach einer wendenden oder lockernden Grundbodenbearbeitung ließ sich auf den leichteren bis mittleren Böden beziehungsweise bei entsprechend guter Schüttfähigkeit ein relativ feinkrümeliges und gut abgesetztes Saatbett herrichten, das dort für einen raschen und gleichmäßigen Feldaufgang sorgte. Die Ende August ausgesäten Bestände konnten bei ausreichendem Feinerde-Anteil im Satthorizont von den Regenereignissen Anfang und Mitte September profitieren.

Dagegen waren zögerliche und unbefriedigende Feldaufgänge insbesondere dann zu beobachten, wenn die Krume nach der Grundbodenbearbeitung bis zur Aussaat für längere Zeit der Austrocknung ausgesetzt war. Unter solchen Bedingungen liefen die Rapsbestände erst Ende September gemeinsam mit dem Ausfallgetreide auf.

Günstige Voraussetzungen für akzeptable Feldaufgänge waren bei Mulchsaat-systemen mit zwangsgeführten Zinkensätechniken anzutreffen.

Einen normalen bis guten Entwicklungsverlauf zeigten Rapsbestände, die als Streifensaat in der Stoppel der Vorfrucht (z.B. mittels Claydon-Hybrid-System) bis zur letzten Augustwoche etabliert wurden. Diese Bestände erreichten Ende September teilweise bereits das 5- bis 6-Blattstadium. Eine wichtige Voraussetzung für einen ausreichenden Feldaufgang lieferte dort die vorherige Strohverteilung auf der Fläche mittels eines aggressiven Strohstriegels. Offensichtlich gelang es, das Saatgut auf dem ehemaligen Saathorizont der Vorfrucht mit Anschluss an das noch verfügbare Kapillarwasser zu platzieren. Das Säaggregat räumt das Stroh teilweise aus der Saatfurche, das mit dem nachträglichen Walzen der Bestände auf den unbearbeiteten Boden gedrückt wird.

Warmer Spätsommer behinderte PS-Maßnahmen

Bis annähernd zum Monatswechsel September ließen überdurchschnittlich hohe Temperaturen eine zulassungsgemäße Anwendung von Clomazone-haltigen VA-Produkten zur Behandlung von kruziferen Problemunkräutern wie Hirtentäschel, Ackerhellerkraut und Rauken-Arten nicht zu.

Die im frühen Aussaatzeitfenster bestellten Schläge konnten unter Nutzung der Restfeuchte standardmäßig mit Vorauflauf-Produkten mit überwiegender Bodenwirkung gegen breitblättrige Unkräuter behandelt werden. Bei bereits stärker ausgetrocknetem Oberboden und gröberer Bodenstruktur war es angebracht, mit der Unkrautbehandlung bis zum sicheren Aufgang der Kultur abzuwarten. Zur Verbesserung der Wirkungssicherheit von Nachauflauf-Behandlungen wurde die Zugabe von blattaktiven Wirkstoffen empfohlen.

Während die Produkte gegen zweikeimblättrige Unkräuter noch zufriedenstellende Wirkungsgrade erzielten, erforderte das in Wellen aufgelaufene Ausfallgetreide in der Regel zwei Behandlungen.

Der Blattzuwachs der früh etablierten Bestände profitierte von ergiebigen Oktober-Niederschlägen. Zur Verbesserung der Winterfestigkeit waren dort bei der Behandlung mit Azol-Produkten mindestens 75 bis 100 Prozent der Regelaufwandmenge angebracht, da die Lufttemperaturen zu diesem Zeitpunkt für eine zielführende Sprosskürzung bereits relativ niedrig waren. Bei sehr stark entwickelten Beständen waren durchaus Tankmischungen aus 0,5 l/ha Carax plus Azol-Partner oder der Einsatz von 0,4 bis 0,5 l/ha Toprex unter Zusatz eines Bor-haltigen Blattdüngemittels sinnvoll. Bei den spät aufgelaufenen Rapsbeständen wurde in der Regel auf den Wachstumsregler-Einsatz verzichtet.

Ende Dezember trat die Vegetationsruhe ein, und temperaturbedingt kam ab der dritten Februardekade die Vegetation wieder in Gang. März und April waren in weiten Landesteilen durch anhaltende Trockenheit geprägt. Angesichts der zunehmenden Lufttemperaturen und der nur sporadischen Niederschläge gingen die Rapsbestände nach dem meteorologischen Frühlingsanfang relativ zügig zum Streckungswachstum über. Rapsbestände mit einer geringeren Pflanzenzahl/m2 konnten deshalb auch nur begrenzt über eine bessere Verzweigung aus den Blattachseln des Haupttriebes kompensieren. Der anfängliche Wuchsfortschritt während des Längenwachstums wurde durch die anhaltend kühlen Tagestemperaturen ab Mitte April teilweise wieder nivelliert.

Die Blühte dauerte eine Woche länger

Der Blüte erstreckte sich von der zweiten Aprildekade bis in die dritte Maidekade und dauerte acht Tage länger als üblich. Die in der dritten Aprildekade aufgetretenen Nachtfröste führten teilweise zu einem Aufplatzen der Stängel, Blütenabwurf und verminderten Schotenansatz. Insbesondere die früh blühenden Sorten waren davon stärker betroffen.

Dank der ergiebigen Niederschläge und der allmählichen Bodenerwärmung im Mai konnten sich die Rapsbestände erholen. Im Zuge einer verlängerten Blühdauer gelangten auch die Knospenanlagen der Seitentriebe zum Fruchtansatz. Die anschließende Kornbildungsphase fiel zusammen mit einer ausgeprägten Hitzeperiode im Juni, die das ertragliche Kompensationsvermögen letztlich begrenzte. Selbst die im Juni gefallenen Niederschläge konnten das Defizit nicht mehr ausgleichen.

Zur Abreife der Rapsbestände war ein überdurchschnittlich hoher Befall mit der durch den bodenbürtigen Pilz Verticillium longisporum verursachten Rapswelke zu beobachten. Währenddessen spielte der Befall mit der Wurzelhals- und Stängelfäule eine untergeordnete Rolle.

 – LW 34/2017