Hafer kann in der Fruchtfolge viele pflanzenbauliche Vorteile bieten. Neben der Produktion von Futterhafer bietet die Erzeugung für Schälmühlen weitere Vermarktungsmöglichkeiten. Hierfür müssen die Partien bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen. Neben agronomischen Einflussfaktoren spielt hierbei die Sortenwahl eine entscheidende Rolle. Wie sich die aktuellen Sorten unter den diesjährigen Anbaubedingungen bewährt haben, zeigen die Ergebnisse der Landessortenversuche Sommerhafer 2024.
Sommerhafer ist in Hessen nach Sommergerste die am zweithäufigsten angebaute Sommergetreideart und stellt eine pflanzenbaulich interessante Kultur dar. Flächenmäßig hat diese Kultur jedoch nur einen geringen Anteil an der gesamten Getreideanbaufläche in Hessen. Mit 8200 ha ist die Anbaufläche von Hafer in Hessen rückläufig, was sicherlich auch auf die schwierigen Vegetationsbedingungen der letzten Jahre zurückzuführen ist.
Interessant ist jedoch, dass trotz des geringen Anbauumfangs die Anzahl der Betriebe, die in Hessen Hafer anbauen (2600 Betriebe), ähnlich hoch ist wie die Anzahl der Betriebe, die Sommergerste anbauen (2800 Betriebe). Von allen Betrieben mit landwirtschaftlich genutzter Fläche in Hessen hat somit fast jeder sechste Betrieb Hafer in der Fruchtfolge, wenn auch nur in geringem Umfang.
Ein Drittel mehr als im Vorjahr geerntet
Mit 39 500 t Hafer entsprach die hessische Erzeugung knapp 5,7 Prozent der bundesweiten Erntemenge. Die mengenmäßig größten Haferproduzenten mit Erntemengen von jeweils deutlich über 100 000 t sind Schleswig-Holstein und Bayern. Das Ertragsniveau lag in diesem Jahr auf einem guten Niveau: Mit durchschnittlich 48 dt/ha wurde in Hessen rund ein Drittel mehr Ertrag als im Vorjahr erzielt. Im Vergleich zum fünfjährigen Mittel liegt der diesjährige Durchschnittsertrag um knapp 2 Prozent höher.
Auch im Bundesvergleich war es insgesamt ein sehr gutes Hafererntejahr mit den besten Durchschnittserträgen in Schleswig-Holstein (56,3 dt/ha), Nordrhein-Westfalen (53,1 dt/ha) und Niedersachsen (50,1 dt/ha). Trotz der hohen Erntemenge war der Durchschnittsertrag in Bayern mit 38,5 dt/ha im Bundesvergleich niedrig. Die geringsten Erträge wurden in Brandenburg mit durchschnittlich nur 30,1 dt/ha erzielt, was hier sicherlich ein Hinweis auf den hohen Wasserbedarf der Kultur ist (Quelle: Destatis 2024).
Hafer braucht ausreichend Wasser
Wichtig für einen erfolgreichen Haferanbau sind zum einen ein möglichst früher Aussaattermin und zum anderen eine ausreichende Wasserverfügbarkeit während der Vegetation. In Perioden mit nassem Frühjahr und Frühsommertrockenheit sind diese Bedingungen nicht immer gegeben.
Grundsätzlich ist Hafer aber eine Kultur mit relativ geringen Standortansprüchen. Soll Qualitätshafer für Schälmühlen erzeugt werden, kommen jedoch nur Standorte mit ausreichender Wasserverfügbarkeit in Frage. Trockenperioden können zu einer schlechten Kornausbildung führen und wirken sich qualitätsmindernd aus. Weiterhin sollten die Bestände in der Bestandesdichte nicht überzogen werden. Auch die Sortenwahl spielt hier eine Rolle, da für die Qualitätshafererzeugung spezifische Eigenschaften wie beispielsweise die Schälbarkeit relevant sind, die sich je nach Sorte unterscheiden.
Cecilia Hüppe, Fachinformation Pflanzenbau, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – LW 4/2025