Neuzugänge überraschen bei Trockenheit

LSV Sommer-Braugerste und Sortenempfehlungen

Im Jahr 2020 wurden an zwei Standorten in Hessen insgesamt neun Sommergerstensorten in den Landessortenversuchen (LSV) geprüft. Über die Ergebnisse berichten Manuel Fränzke und Gabriele Käufler vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Landwirtschaftszentrum Eichhof.

Die deutschlandweit wichtigsten Braugerstensorten 2020 waren laut Einschätzung der Braugersten-Gemeinschaft Avalon und RGT Planet mit jeweils 24 Prozent der Fläche, Leandra (13 %), Quench (10 %) sowie Accordine und Solist mit je 5 Prozent Flächenanteil.

Foto: Käufler

Laut statistischem Bundesamt wurden 2020 in Hessen auf 18 800 ha Sommergerste angebaut. Im Vergleich zum Vorjahr ist damit die Anbaufläche leicht rückläufig, bundesweit nahm die Anbaufläche hingegen etwas zu. Wie auch im Vorjahr ist davon auszugehen, dass der Anbau der Sommerungen zugunsten des Ackerfutterbaus reduziert wurde, um einer Futterknappheit aufgrund der befürchteten Trockenheit entgegenzuwirken.

Trockenheit wie auch stärke Frostereignisse zu den Eisheiligen stellten sich im Laufe des Jahres ein und hatten einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Sommergerstenerträge. Die hessenweiten Durchschnittserträge sanken auf 49,6 dt/ha, um im Mittel 3,5 dt/ha, gegenüber dem Vorjahr. Die Aussaatbedingungen zeigten sich 2020 zunächst gut, und die Bestände liefen gut auf.

Die weitere Entwicklung wurde dann aber durch eine erhebliche Trockenperiode im Frühjahr überschattet, was teilweise zu recht lückigen Beständen führte. Durch Niederschläge im Mai konnten sich die Bestände zum Teil wieder vergleichsweise gut erholen. Am Versuchsstandort des LLH Griesheim musste aufgrund der Trockenphase wiederholt bewässert werden. Pflanzenkrankheiten wurden aufgrund der trockenen Witterung nur vereinzelt beobachtet und spielten hinsichtlich der Ertragsbildung eher eine untergeordnete Rolle. Die Ernte an beiden Versuchsstandorten wurde Ende Juli durchgeführt.

Landessortenversuche im Anbaujahr 2020

Im Jahr 2020 wurden an zwei Standorten in Hessen (am Eichhof bei Bad Hersfeld und in Griesheim) insgesamt neun Sommergerstensorten in den Landessortensuchen (LSV) geprüft. Seit 2005 vergibt die Braugersten-Gemeinschaft e.V. an Sorten, die die Vermälzungs- und Brautechnischen Versuche des „Berliner-Programms“ erfolgreich durchlaufen haben, Verarbeitungsempfehlungen. Neben den bereits etablierten Sorten Quench, Avalon, Accordine und Leandra wurde nun auch für die Sorte Prospect eine Verarbeitungsempfehlung durch das Sortengremium der Braugersten-Gemeinschaft ausgesprochen. Diese Sorte befindet sich inzwischen im zweiten Jahr der hessischen Landessortenversuche. Ebenfalls erstmalig im Prüfsortiment vertreten sind die Sorten Amidala und KWS Jessie, die von der Gemeinschaft für die Aufnahme in großtechnische Praxisversuche empfohlen wurden. Hierzu werden im Februar 2021 die Ergebnisse veröffentlicht. Die deutschlandweit wichtigsten Braugerstensorten 2020 waren laut Einschätzung der Braugersten-Gemeinschaft Avalon und RGT Planet (jeweils 24 % der Fläche), Leandra (13 % der Fläche), Quench (10 % der Fläche) sowie Accordine und Solist (jeweils 5 % der Fläche).

Speziell zur Nutzung als Futtergerste gezüchtete Sorten werden nicht mehr im Landessortenversuch (LSV) mit abgeprüft. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigt vielmehr, dass Braugerstensorten bei entsprechender Bestandesführung (inklusive angepasster N-Düngung) ein hohes Ertragspotenzial aufweisen, so dass sie problemlos als Futtergersten angebaut werden können.

Zur Bewertung der Standfestigkeit und Krankheitsanfälligkeit werden die Sorten in jeweils zwei unterschiedlichen Intensitätsstufen behandelt. In Stufe 1 wird komplett auf den Einsatz von Fungiziden verzichtet und nur eine reduzierte Menge an Wachstumsreglern appliziert. Die in dieser extensiven Variante auftretenden Pflanzenkrankheiten oder Standfestigkeitsprobleme können so unmittelbar den Sorteneigenschaften in Verbindung mit dem Standort zugerechnet werden. Das tatsächliche Leistungspotenzial einer Sorte lässt sich in der Intensitätsstufe 2 abbilden, die standortüblich mit Fungiziden und Wachstumsreglern behandelt wird.

 – LW 2/2021