Agrarpolitik | LW HEUTE

Ab nächstem Jahr kein Weizenanbau mehr

Politik gefährdet Ernährungssicherheit und Existenzen

„Die aktuelle Ausrichtung der Agrarpolitik in Berlin und vor allem in Brüssel ist mit Blick auf die globale Lage und die Folgen für die Landwirtschaft nicht zu verantworten“, sagte der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV), Eberhard Hartelt, bei der Erntepressekonferenz des Verbandes im rheinhessischen Gundersheim auf dem Bischheimer Hof bei Landwirt Adolf Dahlem. Denn eine immer stärkere Extensivierung der Landwirtschaft gehe an den gegenwärtigen Realitäten völlig vorbei.

Adolf Dahlem möchte ab kommendem Jahr keinen Winterweizen mehr anbauen. Es ist die Kultur, die am meisten Düngemittel und Pflanzenschutz benötigt. Bei 20 Prozent geringerem Düngesoll aufgrund der DÜV, den extrem hohen Betriebskosten für Düngung und Pflanzenschutz wird je nach Witterung, kein Einkommen zu erzielen sein. Das Risiko ist zu hoch.

Adolf Dahlem ist verärgert, enttäuscht und ernüchtert. Er ist Vorsitzender des Pflanzenbauausschusses im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd sowie beim Ausschuss Pflanzenbau und Nachwachsende Rohstoffe bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Die vergangenen sechs Jahre hat er viel mit Wissenschaftlern und Naturschützern telefoniert und Konzepte erarbeitet, wie der Ackerbau in der Region mehr zur Biodiversität und zum Klimaschutz beitragen kann. Doch die Politiker in Berlin wollen von solchen regionalen Lösungen nichts wissen, musste er am Schluss feststellen.

Dahlem bewirtschaftet einen Ackerbau- und Weinbaubetrieb in Rheinhessen, unweit von Alzey. Seine zwei Söhne sind dabei, den Hof zu übernehmen, doch der Vater verzweifelt über die Rahmenbedingungen, die die Politik mit der neuen GAP den Jugendlichen vorsetzt. „Was muss denn noch passieren, damit die Politik endlich unsere mahnenden Worte hört“, fragte Dahlem.

Noch zwei Tage ist auf dem Bischheimer Hof der Mähdrescher im Einsatz, dann ist die Ernte der 130 ha beendet. Rund 15 bis 20 Prozent geringer als in durchschnittlichen Jahren fiel die Getreideernte insgesamt bei Dahlems aus. Noch mehr als in den vergangenen Jahren hängen Ertrag und Qualität sehr stark von der Bodenqualität und den lokalen Niederschlägen ab. Insbesondere Getreidearten, die früh geerntet werden, wie Wintergerste, konnten noch von der Winterfeuchtigkeit und den Niederschlägen zu Beginn des Frühjahrs profitieren. Beim Winterweizen, der erst später reif wird, machen sich die fehlenden Niederschläge, insbesondere im Mai mit geringeren Erträgen deutlich bemerkbar.

Schlecht schnitt die Sommergerste bei Dahlems ab, die bereits im Herbst ausgesät wurde. Sie erzielte überwiegend 5,5 t/ha.

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