Pflanzenbau | LW HEUTE

Eiweißpflanzenstrategie soll den Anbau pushen

LSV Körnererbsen und Ackerbohnen 2013

Viele Praktiker beschäftigen sich wieder mehr mit dem Thema Körnerleguminosen. Oft wird der Wunsch nach einer extensiveren Blattfrucht genannt, denn Vielen ist die Intensität des Rapsanbaus inzwischen zu hoch. Einige Betriebsleiter geben auch an, dass sie verstärkt heimisches Eiweiß füttern wollen. Damit rücken Erbsen und Ackerbohnen wieder verstärkt ins Interesse. Möglichweise finden diese Betriebe zukünftig auch Unterstützung durch eine Neuauflage des hessischen Agrar­umweltprogrammes. Das wird sich in den kommenden Monaten konkretisieren.

Auch bei Ackerbohnen gilt die Ertragstreue als entscheidendes Merkmal. Foto: Käufler, LLH

Nach wie vor steht die innerbetriebliche Verwertung bei Körnerleguminosen im Vordergrund, hier wird ein vom Futterwert abgeleiteter Preis angerechnet, der insbesondere den Eiweißgehalt berücksichtigt und meist über den im Handel erzielbaren Preisen angesiedelt ist. Wie Fütterungsversuche und die Praxis zeigen, sind Erbsen und Ackerbohnen in deutlich höheren Anteilen in den Rationen einsetzbar.

Deutschland ist ein Eiweiß-Zuschussgebiet, daher hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium Ende 2012 seine Eiweißpflanzenstrategie bekannt gegeben. Ziel dieser Initiative ist es Wettbewerbsnachteile heimischer Eiweißpflanzen zu verringern, Forschungslücken zu schließen und erforderliche Maßnahmen in der Praxis zu erproben.

Hessen beteiligt sich am Projekt zu Erbsen und Ackerbohnen

In der Folge wird in Hessen wie auch in einigen anderen Bundesländern zunächst das Modellvorhaben Soja aufgelegt, an dem derzeit erfreulich viele Praktiker Interesse zeigen (siehe LW 48/2013). Geplant ist ein Projekt zu Körnererbsen und Ackerbohne, an dem sich Hessen maßgeblich beteiligen wird.

Durch eine stärkere Unterstützung des heimischen Anbaus von Körnerleguminosen könnten sich möglicherweise mehr Praktiker für die Aufnahme dieser Kulturen in ihre Fruchtfolgen entscheiden und davon gesamtbetrieblich profitieren. Steigende Anbauflächen führen zu erhöhter Saatgutnachfrage. Nur daraus entstehen für die Züchterhäuser Impulse auch zukünftig neue Sorten mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln.

Ökonomische Betrachtung der Gesamtfruchtfolgen

Gut dokumentiert sind die positiven Vorfruchteffekte der Körnerleguminosen, die sich auf rund 200 Euro/ha aufsummieren. Bei hohen Erzeugerpreisen wird dieser Effekt noch deutlicher.

In den Betrieben werden die Risiken enger Fruchtfolgen mehr und mehr spürbar. Hier sei nur auf das zuneh-mende Auftreten von Resistenzen bei Ungräsern, Pilzen und Insekten hinge­wiesen. Dies treibt den Beobachtungsaufwand und die Kosten der Be­standesführung in die Höhe.

Bei der ökonomischen Betrachtung der Gesamtfruchtfolgen schneiden daher vielgliedrige Fruchtfolgen meist besser ab, insbesondere wenn die Arbeitserledigungskosten mit einbezogen werden. Körnerleguminosen haben hinsichtlich der Aussaat- und Erntetermine sowie der Bestandesführung andere zeitliche Ansprüche als die Winterungen. Somit wird die Maschinenauslastung verbessert und betriebliche Arbeitsspitzen können entzerrt werden.

Trotz später Aussaat sehr gute Erträge in den LSV

In Hessen wurden im vergangenen Jahr zwei Landessortenversuche (LSV) mit Körnererbsen und ein LSV mit Ackerbohnen angelegt. Die Versuche mit Körnererbsen wurden am Landwirtschaftszentrum Eichhof sowie in Homberg-Mardorf betreut. Der LSV Ackerbohnen stand ebenfalls am Standort Eichhof. In die überregionale Auswertung werden weitere Standorte aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg einbezogen.

Die Versuche am Eichhof und in Mardorf wurden in der ersten Aprilwoche in ein gut abgetrocknetes Saatbett, aber noch kühlen Boden, bestellt. Im Mai verhalfen die Niederschläge den Pflanzen zu einer guten Ausbildung des Wurzel- und Blattapparates vor der Blüte. Es trat dann im weiteren Verlauf der Vegetationsperiode kein Feuchtedefizit mehr auf, was zu einem sehr guten Blüten- und Hülsenansatz beitrug. Die Kornfüllungsperiode und Abreife verliefen gleichmäßig und wurden nicht durch Hitzeperioden unterbrochen.

Trotz der witterungsbedingt viel zu späten Aussaat und der dadurch verkürzten Vegetationszeit erreichten die Körnerleguminosen in den LSV erneut sehr gute Erträge. Bei den Körnererbsen wurde das Ertragsniveau des Vorjahres erreicht und am Standort Bad Hersfeld sogar übertroffen. Die Ackerbohnen lagen ertraglich nur etwas unter dem sehr guten Vorjahresergebnis, was bemerkenswert ist. Denn allgemein gilt, dass die rechtzeitige Aussaat der Erbsen im März, beziehungsweise der Ackerbohnen eventuell schon im Februar, eine wesentliche Voraussetzung für hohe Erträge ist.

Darüber hinaus sind aber auch eine gute Bodenstruktur und die Jahreswitterung, vor allem die gesicherte Wasserversorgung während und nach der Blüte, wesentliche Faktoren, die gute Erträge ermöglichen.

Spitzen-Körnererbsen brachten 15 dt Protein/ha

Am Eichhof wurden bei Körnererbsen im Versuchsmittel 62,8 dt/ha (Vorjahr 61,2 dt/ha) gedroschen, wobei Navarro dort das Sortiment mit 65,9 dt/ha anführte. Auch die letztjährige Spitzensorte Salamanca lag hier erneut über dem Durchschnitt. In Mardorf lagen die Erträge mit nur 42,6 dt/ha deutlich niedriger und unter dem Niveau von 2012. Hier belegten Alvesta, Rocket und Respect die vorderen Plätze.

Für die innerbetriebliche Verwertung der Erbsen als Eiweißträger ist letztlich der Rohproteinertrag das wesentliche Kriterium. In diesem Jahr zeigte sich auch beim Rp-Gehalt ein deutlicher Unterschied zwischen den Standorten, denn am Eichhof wurden rund 3 Prozent höhere Gehalte erreicht als in Mardorf. KWS La Mancha und Navarro zeigten hier die höchsten Werte, dicht gefolgt von Salamanca und Rebel, während Abarth und Rocket das Schlusslicht bildeten.

Die Spitzensorten produzierten am Standort Eichhof gut 15 dt Protein/ha und damit rund 2 dt/ha mehr als im Vorjahr – eine für die Fütterung interessante Größe. Das TKG ist im Hinblick auf die Saatgutkosten von Interesse. Kleinkörnige Sorten wie Rocket, Salamanca, Abarth und tendenziell auch Respect ermöglichen hier Einsparungen.

In der mehrjährigen Auswertung zeigt sich erneut die Ertragstreue der Verrechnungssorte Respect. Die sich durch hervorragende Standfestigkeit auszeichnende langstrohige Sorte erreicht mittlere Rp-Gehalte bei durchschnittlichem TKG. Auch Alvesta, KWS La Mancha, Rocket und Salamanca liefern weitgehend stabile Erträge auf hohem Niveau. Alvesta und vor allem die kleinkörnige Rocket fallen im Rp-Gehalt eher knapp aus, beide Sorten zeigen eine mittlere Standfestigkeit. KWS La Mancha und Salamanca sind recht langstrohige Sorten mit ausreichender Standfestigkeit und erreichen gute Eiweißwerte. Navarro zeigt mehrjährig etwas schwankende Erträge, bringt aber überdurchschnittliche Rp-Gehalte.

Überregionale Auswertung und Sortenempfehlungen

Die beiden hessischen Standorte wurden gemeinsam mit je zwei weiteren Standorten aus Rheinland-Pfalz beziehungsweise Baden Württemberg im Anbaugebiet 7 und 8 „Höhenlagen Mitte, Wärme- und Mittellagen Südwest“ verrechnet. Auch hier zeigt sich, dass die Sorten unterschiedlich auf die gegebenen Standort- und Witterungsverhältnisse reagieren. Ein konstant gutes Ergebnis brachten Alvesta, Salamanca und Respect über nahezu alle Standorte, was auch den mehrjährigen Trend bestätigt. Navarro hat durch das schlechte Abschneiden in Mardorf (Fritzlar) ihren vorderen Rang eingebüßt.

Für Hessen sind aus dem Prüfsor­timent weiterhin die mit sehr guter Standfestigkeit ausgestattete lang-strohige Sorte Respect, aber auch Alvesta und Rocket (geringere Saatgutkosten da kleinkörnig) empfehlenswert. Saatgut dieser Sorten sollte in ausreichender Menge verfügbar sein. KWS La Mancha kommt aufgrund ihres höheren Rp-Gehalts und der soliden Erträge ebenso für den Probeanbau in Frage wie die recht langstrohige Salamanca. Die Standort- und Witterungseffekte des Einzeljahres überlagern regelmäßig die Sortenunterschiede. Daher kann durchaus weiterhin mit im Betrieb bewährten Sorten gearbeitet werden.

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