Tiefe Ablage ermöglicht mechanische Maßnahmen

Unkrautmanagement in Körnerleguminosen

Im Zuge der letzten Agrarreform und des damit verbundenen Greenings hat der Anbau von Körnerleguminosen in Deutschland, besonders die Erbse, einen Aufschwung im Anbau erfahren. Durch das im Jahr 2017 stark diskutierte Pflanzenschutzmittelverbot auf ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) wird sich ab diesem Jahr im Unkrautmanagement von Körnerleguminosen einiges verändern müssen.

Hackgerät mit Gänsefußscharen in Sojabohnen als Reihenkultur.

Foto: Buß

Die Betriebe, welche die Leguminosen als ÖVF in der Antragsstellung angeben, dürfen auf diesen Flächen seit in Kraft treten der „Zweiten Verordnung zur Änderung der Direktzahlungen-Durchführungsverordnung, der Agrarzahlungen-Verpflichtungsverordnung und der InVekoS-Verordnung“ vom 12. Dezember 2017, keine Pflanzenschutzmittel zu dieser Kultur ausbringen. Werden die Greeninganforderungen im Betrieb durch andere Maßnahmen erfüllt, können Pflanzenschutzmittel weiterhin auf Feldern mit Leguminosen angewandt werden, sofern es nötig ist.

Am Anfang steht qualitativ hochwertiges Saatgut

Für einen geringen Unkrautdruck während der Vegetation spielen wie in jeder anderen Kultur der Fruchtfolge die sorgfältige Auswahl der Schläge, die Stellung in der Fruchtfolge, das angepasste Bodenbearbeitungsverfahren, Strukturschäden des Bodens sowie weitere Faktoren mit dem Hinblick auf den integrierten Pflanzenschutz, die den Unkrautbesatz beeinflussen eine entscheidende Rolle. Egal ob nachfolgend eine mechanische oder chemische Unkrautregulierung stattfinden soll, muss das Saatgut von guter Qualität sein, um einen schnellen und gleichmäßigen Auflauf der Pflanzen zu gewährleisten. Durch ein abgesetztes und feinkrümeliges Saatbeet wird nicht nur die Keimung positiv beeinflusst, sondern der Grundstein für einen gleichmäßigen Herbizidfilm ohne Spritzschatten gelegt.

Anwalzen verbessert Auflauf und Beerntbarkeit

Darüber hinaus kann bei einer mechanischen Unkrautregulierung der Striegel genau eingestellt werden und liefert so ein bestmögliches Ergebnis. Damit keine Schäden am Keimling durch mechansiche Belastungen oder Pflanzenschutzmittel entstehen, sind die unterschiedlichen Ablagetiefen des Saatgutes jeder Kultur anzupassen. Nach der Aussaat ist ein anwalzen des Bodens für die Unkrautbehandlung ebenfalls empfehlenswert. Mit Blick auf die Ernte, werden dadurch ebenfalls die aufliegenden Steine in die Erde gedrückt, was bei einer tiefen Schneidwerksführung der Erntemaschine lästige Schäden vermeiden kann. Ein lückenloser Bestand ist für die Beschattung des Bodens unerlässlich. Fehlstellen, die im Nachhinein beispielsweise durch Mäuse oder Schnecken entstehen, lassen sich über die Vegetationszeit nicht Unkrautfrei halten. Deshalb sollte vorher darauf geachtet werden, entsprechenden Druck von Schädlingen zu minimieren, beispielsweise durch das Aufstellen von Sitzkrücken zur natürlichen Bekämpfung.

Mechanische Unkrautbekämpfung

Die Art der mechanischen Unkrautbekämpfung entscheidet bereits im Vorfeld über die Aussaatmenge- und Technik. Für jeden Bearbeitungsgang, bei dem Kulturpflanzen beschädigt oder ausgerissen werden, müssen Aufschläge bei der Aussaatmenge gemacht werden. Das bedeutet, pro Striegeln sollte die Aussaatmenge um etwa 10 Prozent erhöht werden. Soll die Kultur, wie bei Acker- oder Sojabohne oft praktiziert, gehackt werden, muss der Reihenabstand der nachfolgenden Hacktechnik angepasst werden, sodass möglichst keine Pflanzenverluste entstehen. Durch die tiefe Aussaat der Körnerleguminosen ist in jeder dieser Kulturen ein Blindstriegeln möglich. Wenn dieser Arbeitsgang eingeplant ist, sollte der Aussaatzeitpunkt dem Striegelzeitpunkt angepasst werden. Auf leichteren Standorten ist die Ablage tiefer als auf schwereren mit besserer Wasserführung. Der Abstand zwischen Saat und Striegeln ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich, dieser Zeitraum beträgt etwa drei bis zehn Tage nach der Saat. Hier sind die Keimlinge der Kultur vor dem Striegeln zu kontrollieren, sodass diese nicht geschädigt werden.

Wintererbsen-Triticale-Gemenge ohne Pflanzenschutzmittel.

Der ideale Zeitpunkt für eine Striegelmaßnahme

Zu jeder mechanischen Unkrautregulierung sollte der Boden abgetrocknet und schüttfähig sein. Idealer Zeitpunkt ist ab Mittag eines sonnigen Tages, wenn die Kulturpflanze schlaff wird und dadurch weniger Pflanzenverluste zu erwarten sind. Weiterhin ist darauf zu achten, das idealerweise die Tage nach dem Striegeln trocken, windig und warm sind. Dadurch trocknet das ausgerissene Unkraut schneller aus und ein erneutes anwachsen wird verhindert. Nach dem Auflaufen der Kultur sollten die weiteren Einsätze an das Keimblattstadium der Verunkrautung angepasst werden, sodass diese sicher erfasst werden. Sofern es in Erbsen vor BBCH 13 (Erscheinen des 3dritten Laubblattpaares) nötig ist, muss sehr vorsichtig gestriegelt werden. Danach kann eine intensivere Einstellung gewählt werden. Nach Reihenschluss und Verranken der Pflanzen ineinander ist aufgrund hoher Pflanzenverluste kein weiterer Einsatz sinnvoll.

Acker- und Sojabohnen mit der Hacke bearbeiten

In Acker- und Sojabohnen empfiehlt sich nach dem Blindstriegeln eine Hacktechnik zur Unkrautregulierung. Dadurch leidet die Kultur weniger unter einer mechanischen Unkrautregulierung. Die Bearbeitung mit der Hacke ist abgeschlossen, wenn sich ein geschlossener Bestand etabliert hat, der den Boden abschattet und das Unkraut überwächst. Ist durch die Aussaattechnik das Striegeln Mittel der Wahl, kann der Bestand ab einer Wuchshöhe von etwa 5 cm gestriegelt werden. Die Acker- oder Sojabohnen können in diesem Fall verschüttet werden, was weniger schlimm ist.

Die chemische Unkrautbekämpfung

Sofern die Flächen nicht als Greeningflächen im Antragsverfahren ausgewiesen werden, können diese mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Der Termin im Vorauflauf (VA) ist bei ausreichender Bodenfeuchte die Standartvariante in Körnerleguminosen. Hierfür können die nachfolgenden Beispiele für Herbizidvarianten in Futtererbsen und Ackerbohnen empfohlen werden.

Vorauflauf:

Bandur 4,0 (VA bis eine Woche vor dem Durchstoßen der Erbsen): Breite Wirkung, Standard-Variante, keine Aufwandmengenreduktion empfohlen beziehungsweise nur auf leichten Böden 3,0 bis 3,5 l/ha. Bei Windenknöterich unter trocken Verhältnissen sind Minderwirkungen möglich. Keine Anwendung auf gedrainten Flächen zwischen dem 1. November und dem 15. März. Abstandsauflagen zu angrenzenden Flächen und Gewässern beachten. Bandur 2,5 + Centium 0,2 (VA): Bis fünf Tage nach der Saat. Centium als Verstärkung gegen Windenknöterich und Klettenlabkraut, dafür etwas weniger Gänsefuß-Wirkung als Bandur solo mit vollem Aufwand. Es sind die Clomazone-Auflagen zu beachten, die sich auf die Temperatur und die Abstände zu angrenzenden Flächen (beispielsweise Gärten) und Gewässern beziehen.

Novitron 2,4 (+ evtl. Bandur 1,0 gegen Gänsefuß): VA bis fünf Tage nach der Saat. Clomazone-Auflagen beachten! 2,4 kg Novitron entsprechen 2,0 l Bandur + 0,2 l Centium. Boxer 2,0-2,5 + Stomp Aqua 2,0-2,5 (VA): Breite Wirkung. Nicht empfohlen auf Standorten mit massivem Windenknöterich. Boxer: bis sieben Tage nach der Saat, Saattiefe: Erbsen ≥ 5 cm; Ackerbohnen mindestens 8 cm. Neue Auflagen für Boxer und Stomp beachten: mindestens 300 l Wasser, 90 Prozent Abtriftminderung, Wind maximal 3 km/h, Fahrgeschwindigkeit maximal 7,5 km/h

Nachauflauf: nur in Futtererbsen, nicht in Ackerbohnen

Stomp Aqua 1,5-2,5 + Basagran 1,5 -2,0 (NA): Als Ausweichlösung mit zweiter Priorität bei 5 bis 8 cm Höhe der Erbsen, optimal: in den Auflauf der Unkräuter. Geringere Bodenwirkung als Vorauflauf. Problem: Der Basagran-Wirkstoff wird im Grundwasser gefunden. Zu Basagran: Achtung, die Zulassung ist abgelaufen, Aufbrauch nur noch bis 30. Juni 2018 möglich, Auflagen beachten, beispielsweise keine Anwendung vor dem 15. April, keine Anwendung auf leichten Böden (reiner Sand, schwach schluffiger Sand und schwach toniger Sand), keine Anwendung auf Böden mit einem Humusgehalt kleiner als 1,7 Prozent. Zugelassene Gräsermittel im Nachauflauf: Panarex, Select 240 EC, Fusilade Max, Focus Ultra, Agil S = Zetrola, Gallant Super

Anmerkungen: Die Auswahl gilt für Futtererbsen, nicht für Speiseerbsen.

Weitere Informationen sind unter www.pflanzenschutz.rlp.de oder aktuelle Hinweise auf www.ISIP.de zu finden.

Jochen Buß, DLR Rhein­hessen-Nahe-Hunsrück – LW 9/2018