Mit dem Rückgang der Tierhaltung befindet sich auch die Grünlandnutzung in einem Wandel. Immer mehr Flächen werden extensiv bewirtschaftet, zum Beispiel zur Heugewinnung. Während die Artenvielfalt von derartigen Bewirtschaftungsformen profitiert, können sich auch unerwünschte Giftpflanzen zunehmend ihren Platz in den Wiesen sichern. Eine der giftigsten Pflanzen im Grünland ist die Herbstzeitlose. Philipp Drusenheimer vom DLR R-N-H erläutert, wie die Herbstzeitlose in extensivem Grünland, insbesondere im Vertragsnaturschutz, bekämpft werden kann.
Die Herbstzeitlose ist eine heimische Art, die schon lange auf unseren Wiesen vorkommt, die sehr extensiv genutzt und kaum oder gar nicht gedüngt werden. Durch die Zunahme extensiver Grünlandnutzung verbreitet sich diese giftige Pflanze langsam in unseren Wiesen. Um zu verstehen, warum das so ist, muss man wissen, wie sich die Herbstzeitlose im Jahresverlauf entwickelt und vermehrt.
Wachstumsverhalten der Herbstzeitlose
Generell ist zu sagen, dass sich die Herbstzeitlose anders verhält als die meisten Pflanzen. So ist im Frühjahr beziehungsweise Sommer keine Blüte zu sehen. Lediglich die dicken, dunkelgrünen Blätter sind von April bis in den Sommer zu sehen. Dazu entwickeln sich noch die Samenkapseln, die zwischen den Blättern aus der im Boden sitzenden Zwiebel geschoben werden und im Sommer zur Samenreife kommen. Aus diesen Kapseln fallen dann die reifen Samen aus und können in den Folgejahren keimen.
Die violett farbene Blüte erscheint erst im Spätsommer bis Herbst und erstreckt sich meist über den Zeitraum von August bis Oktober. Dabei blühen nicht alle Individuen zur gleichen Zeit. Einige Exemplare bilden gar keine Blüte, die anderen blühen oft über den genannten Zeitraum ungleichmäßig. In der Regel bilden auch nur die Exemplare eine Samenkapsel, die im Vorjahr zur Blüte kamen. Zusätzlich bildet sich an der Zwiebel (ca. 10 bis 20 cm tief im Boden) eine Tochterzwiebel, aus der im Folgejahr die Pflanze wächst. Die Mutterzwiebel stirbt dann häufig ab.
Die Pflanze ist giftig für Raufutterfresser
Alle Pflanzenteile enthalten das giftige Colchicin, das gefährlich für Raufutterfresser werden kann. Die Konzentrationen unterscheiden sich aber zwischen Blüte, Blättern und Samen, wobei die Samen und die Blüte einen höheren Colchicingehalt aufweisen als die Blätter. Aber auch die Konzentration in den Blättern schwankt jährlich stark.
So wurden bei Proben des DLR im Jahr 2019 Schwankungen zwischen 37 mg Colchicin pro 100 g Blattmasse und 102 mg Colchicin pro 100 g Blattmasse festgestellt. Die Probenahmetermine lagen an zwei Standorten zwischen dem 17. Juni und dem 1. August 2019 im typischen Zeitfenster für die Heumahd. Der geringe Probenumfang (Jahre 2017 bis 2019) erlaubt leider keine abgesicherten Aussagen, zeigt aber auf, dass die erheblichen Schwankungsbreiten eine Vorhersage zum abnehmenden Colchicingehalt im zeitlichen Verlauf in den Blättern nicht ermöglichen.