Beharrlichkeit und Geduld zeigen Erfolge gegen Herbstzeitlose

Giftige Pflanze im extensiven Grünland beseitigen

Im mittlerweile vierten Projektjahr zur Rückdrängung der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) auf extensiv bewirtschaftetem Grünland, koordiniert durch die Naturschützer der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA), zeigen sich erste Erfolge.

Ende April hervorkommende Herbstzeitlose.

Foto: Schulze

Das Vorkommen der Herbstzeitlose auf Wiesenflächen stellt für betroffene Landwirte ein großes Problem dar. Solch belastetes Heu kann nicht vermarktet werden und führt somit zu teils erheblichen Einnahmeeinbußen. Eine Aufgabe der Bewirtschaftung wegen Unwirtschaftlichkeit hätte allerdings negative Folgen für die Artenvielfalt.

Aus diesem Grund hat sich 2015 unter der Leitung der GNA eine Kooperation aus Kommunen, dem Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichem Raum, dem Kreisbauernverband und vielen landwirtschaftlichen Betrieben gebildet, um Rückdrängungsmaßnahmen unter besonderer Berücksichtigung von Natur- und Artenschutzgesichtspunkten auf rund 600 Hektar Wiesenfläche zu vereinbaren und zu koordinieren. Gefördert wird das Projekt derzeit über das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (HALM) des Landes Hessen.

Feuchte Jahre begünstigen Ausbreitung

Eine Schwierigkeit stellen die Witterungsbedingungen dar. Die Auewiesen sind oft lange sehr nass. So kann es passieren, dass Rückdrängungsmaßnahmen wegen der schlechten Befahrbarkeit der Flächen erst spät oder gar nicht erfolgen können. Aufgrund der langanhaltenden Feuchtigkeit konnten beispielsweise 2016 nur auf wenigen Flächen Maßnahmen durchgeführt werden.

Es kommt bei der Rückdrängung der Herbstzeitlose also immer wieder zu Rückschlägen. Um andauernde Erfolge zu erzielen, muss das frühe Mulchen im April jedoch regelmäßig durchgeführt werden, sonst kann eine Erholung der einzelnen Pflanzen erfolgen. Feuchte Jahre spielen der Herbstzeitlose somit in die Karten.

Mit umso mehr Interesse wird die diesjährige Herbstkartierung erwartet. Spannend sind die kommenden Wochen, in denen sich zeigen wird, wie die Herbstzeitlose, die feuchte Standorte bevorzugt, auf die langanhaltende Dürre seit Mitte April reagiert. Die gemähten Wiesen konnten sich nicht gut von der Mahd erholen, so dass es bislang keinen ausreichenden Aufwuchs für eine lohnende weitere Mahd gibt.

Auch betroffene Landwirte gehen davon aus, dass es für eine erneute Mahd in diesem Jahr nicht reichen wird. Vielleicht wird aber wenigstens auch die Herbstzeitlose so geschwächt, dass sich noch im nächsten Frühjahr Auswirkungen auf ihre Dichte zeigen. Mit Spannung werden die Auswirkungen der Dürreperiode auf deren Erscheinen im Herbst erwartet

Späte Mahd auf Extensiv-Flächen begünstigt die Pflanze

Aufgrund ihres Lebenszyklus begünstigt die aus naturschutzrechtlichen Aspekten eingeführte späte Mahd nach dem 15. Juni eines jeden Jahres die Ausbreitung der Herbstzeitlose. Im Frühjahr schiebt die Knolle mithilfe ihrer Energiereserven Blätter und Samenkapseln an die Oberfläche. Mithilfe der neuen Blätter werden Energiereserven für Verjüngungs- und Vermehrungsspross gebildet. Die etwa 300 Samen pro Kapsel sind bis zum Zeitpunkt der Mahd schon ausgereift und können dann beim Heuen großflächig verteilt werden. Anschließend legt die Herbstzeitlose eine Sommerruhe ein und erscheint erst im Herbst wieder, dann allerdings lediglich mit ihrer Blüte.

Es hat sich gezeigt, dass der ideale Zeitpunkt zur Durchführung von Rückdrängungsmaßnahmen erreicht ist, wenn die Herbstzeitlose Blattlängen zwischen 20 und 25 Zentimeter aufweist. Zu diesem Zeitpunkt hat die Pflanze so viele Energiereserven mobilisiert, dass sie sich von einer Schädigung nicht erholen kann. Andererseits hatte sie aber noch nicht genügend Zeit Photosynthese zu betreiben, um ausreichende Reserven für ihren weiteren Zyklus einzuspeichern. Diese fehlenden Energiereserven führen auch dazu, dass die Ausbildung von Vermehrungssprossen unterbunden wird und somit die vegetative, also ungeschlechtliche, Vermehrung unterbleibt.

Zeigen sich auf den behandelten Wiesen im Herbst außerdem keine Blüten, ist schon ein großer Erfolg erzielt. Durch das Fehlen der Blüte wird die sexuelle Vermehrung gehemmt. Weitere Erfolge zeigen sich in den darauffolgenden Frühjahren mit einer verringerten Blattanzahl und auch mit geringeren Blattbreiten der Herbstzeitlosen.

Ausreißen, mulchen oder Silagemahd?

Als die erfolgreichste Maßnahme hat sich das Ausreißen erwiesen. Es bietet sich aufgrund des erheblichen Aufwandes auf nicht sehr stark belasteten Flächen an. Bei günstigen Bedingungen können beim Ausreißen sämtliche Pflanzenanteile oberhalb der Knolle ausgerissen werden. Es erfolgt somit eine größtmögliche Schädigung der Pflanze. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass das Ausreißen witterungsunabhängig ist. Landwirte, die auch dieses Jahr die Herbstzeitlose wieder ausgerissen haben, sprechen von einer bis zu 90 Prozent reduzierten Anzahl an Herbstzeitlosen gegenüber dem vorigen Jahr.

Auf stark belasteten Flächen hat sich das Mulchen als gut geeignete Maßnahme herausgestellt. Weniger starke Effekte zeigt die Silagemahd. Aus Mengengründen des Aufwuchses wird hierbei meist die ideale Blattlänge zur Bekämpfung überschritten und somit eine geringere Beeinträchtigung der Herbstzeitlose als beim Mulchen erreicht.

Mittlerweile zeigen sich auf den meisten behandelten Flächen zumindest kleine Erfolge in Form verringerter Blattanzahlen und geringerer Blattbreiten der einzelnen Pflanzen. Große Erfolge stellen die verringerte Anzahl an Herbstzeitlosen auf einzelnen Flächen dar. Auch das Ausbleiben von

Blüten im Herbst nach erfolgreicher Frühjahresbehandlung sowie dann ausbleibenden Samenkapseln im darauffolgenden stellen wichtige Erfolge dar.

Wichtig für die Dauerhaftigkeit dieser Erfolge ist in jedem Fall die regelmäßige Behandlung betroffener Flächen. Ein Abbruch der Maßnahmen könnte zu einer schnellen Erholung der Populationen führen. Es ist also ein hohes Maß an Beharrlichkeit und Geduld aller Beteiligten gefragt.

Dr. Corinna Schulze, GNA – LW 40/2018