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Fleckviehzucht aus Leidenschaft

Infotag für Milcherzeuger in Wächtersbach-Leisenwald

Kürzlich fand in Wächtersbach Leisenwald die letzte Bezirksversammlung der Zucht- und Besamungsunion Hessen und des Hessischen Verbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht für diesen Winter statt. Die Vorsitzende der Kreisgruppe der Rinderzüchter, Claudia Müller vom Weidenhof in Wächtersbach, begrüßte die Teilnehmer und Referenten.

Fleckviehzüchter Erhard Handke im „Special-Need-Bereich“ mit Stroheinstreu. Foto: Achim Lohrey

Es trafen sich etwa 80 Milcherzeuger aus dem Main-Kinzig-Kreis, um sich neueste Informationen zur Milcherzeugung sowohl aus züchterischer Sicht als auch zu modernen Haltungsverfahren und der Vermarktung zu verschaffen. Die Tiergesundheit und das Tierwohl kamen bei den abgehaltenen Vorträgen nicht zu kurz. Insgesamt konnten die beiden Veranstalter bei den diesjährigen 13 Winterversammlungen weit mehr als 1 000 Betriebe mit aktuellen Informationen erreichen, wurde erläutert.

Nach den Ausführungen von Dr. Jens Baltissen, Geschäftsführer des HVL, setzt sich der Struk­turwandel auch im Main-Kinzig-Kreis weiter fort. Zurzeit gibt es im Kreis 116 Milchviehbetriebe mit 7 300 Milchkühen, welche dem Kontrollverband angeschlossen sind. Das sind acht Betriebe weniger als im Jahr zuvor.

Die Milchviehbetriebe werden immer weniger, die Qualität und die Leistung der verbleibenden Betriebe wird laufend besser.

Der Geschäftsführer der ZBH, Rudi Paul, stellte die derzeitige Vermarktungslage für Zuchtvieh dar. Jost Grünhaupt, Zuchtleiter beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, erläuterte aktuelle züchterische Ziele.

Für Tierwohl wird mit Stroh gesorgt

Im Anschluss an die Vorträge, fand eine Betriebsbesichtigung auf dem über die Grenzen Hessens hinaus bekannten Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Handke/Hohmann GbR in Wächtersbach Leisenwald statt.

Der Betrieb hat den Betriebsschwerpunkt in der Milcherzeugung mit Zucht und erneuerbaren Energiegewinnung mit Biogas aus der Tierhaltung.

Es werden circa 270 Milchkühe gehalten, welche in einem zwei mal 18er GEA Swing-Over-Melkstand gemolken werden. Der Betrieb bewirtschaftet rund 270 ha landwirtschaftliche Nutzfläche mit 90 ha Grünland. Im Betrieb sind sechs Arbeitskräfte tä­tig. Man legt höchsten Wert auf die Tiergesundheit, die Fitness und die Fruchtbarkeit der Tiere. Es werden den Tieren hier optimale Haltungsbedingungen geboten. Neben den eingestreuten Tiefboxen gibt es mehrere Strohbereiche für sogenannte Special-Needs-Tiere, die derzeit einen höheren Betreuungsaufwand benötigen. Tierwohl spielt im Betrieb Handke/Homann eine sehr große Rolle.

Fünf verschiedene Ratio­nen je nach Leistungsstadium

Auch der ausgefeilten Fütterung wird eine große Beachtung geschenkt. Der größte Teil des Futters wird vom Betrieb selbst erzeugt. Die Futtervorlage erfolgt zweimal täglich mit dem Futtermischwagen. Somit ist die Gefahr einer Futtererwärmung am Trog schon vorgebeugt. Es werden fünf verschiedene Ratio­nen verabreicht. Eingesetzt werden Maissilage, Grassilage, gequetschtes Getreide, Sojaschrot, Rapsschrot, Trockenschnitzel, Sodagrain, Stroh und Mineralfutter. Die Futterkomponenten zeigen schon auf, dass hier in dem Betrieb die Fütterung voll auf die unterschiedlichen Leistungsstadien der Tiere abgestimmt ist.

Die Betriebsleiter sind ständig bestrebt, Verbesserungen für die Herde zu erreichen. Das bestätigt sich in den Herdenabschlüssen der letzten Jahre. Der letzte MLP-Abschluss erfolgte mit 276,5 A und B Kühen bei einem mittleren Alter von 4,7 Jahren und einer Laktationsleistung mit 10 389 kg Milch mit 3,82 Prozent Fett und 3,49 Prozent Eiweiß. Daraus folgen 760 kg Fett und Eiweiß. Die Leidenschaft für die Zucht kann man erkennen, wenn Erhard Handke die Kuhlinien vorstellt. Hier werden wenige Anpaarungen dem Zufall überlassen. Das spricht für das gute Züchterauge. Auch dieses Jahr ist der Betrieb Handke auf der Landesschau „Hessens-Zukunft 2015“ vertreten (Bericht auf Seite 48). Neben Elfriede und Erhard Handke, stehen die Tochter Elke mit ihrem Ehemann Bernd Hohmann und nun auch schon die Enkelgeneration mit Johanna, Kerstin und Emelie mit Begeisterung zu dem Betrieb. Klaus Lerch, Zuchtberater bei der ZBH, bedankte sich mit der Überreichung eines Stallschildes bei der Familie für die Betriebsvorstellung.

Lohrey, llh – LW 8/2015
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