„Die ländliche Atmosphäre auf dem Erntefest in Frankfurt fördert den Dialog und so das Verständnis zwischen internationaler Metropole und ländlichem Raum. Landwirtschaft und Landleben der städtischen Bevölkerung nahe bringen, das ist das Ziel des Erntefestes.“ Dies sagte der Vorsitzende des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins (FLV), Karlheinz Gritsch, am vergangenen Donnerstag bei der Eröffnung des dreitägigen Erntefestes auf dem Frankfurter Rossmarkt.
Kontakt auch zu Kindern und Jugendlichen halten
Das Erntefest in Frankfurt, so Gritsch bei der Eröffnung biete die Gelegenheit, sich selbst „aus erster Hand“ über heimische Landwirtschaft, deren Strukturen und Produktionsweisen zu informieren. Dabei sei das Erntefest mehr als ein herkömmlicher Bauernmarkt: Das Thema Landwirtschaft werde hier durch zahlreiche Vorführungen, Probierstände und ein attraktives Rahmenprogramm und nicht zuletzt viele Tierausstellungen näher gebracht. Vor diesem Hintergrund bleibe das FLV-Erntefest-Motto „Stadt - Land - Genuss“ eine logische Konsequenz. Besonderes Anliegen sei schon seit Jahren die Kontaktpflege zu Jugendlichen und Kindern, betonte der FLV-Vorsitzende. Deshalb wurden wieder über 450 Frankfurter Schulen und Kindergärten zum Besuch des Erntefestes eingeladen. Für die rund 4 000 Kinder wird von verschiedenen Ausstellern und berufsständischen Organisationen eine ganze Reihe von Attraktionen angeboten.
Landwirtschaftsverbände aus Hessen informieren
Auf dem Erntefest informierten zahlreiche Verbände aus der Landwirtschaft über ihre Arbeit, darunter: der Hessische Bauernverband, die Landesvereinigung Milch, der Landfrauenverband Hessen, das Amt für den ländlichen Raum Bad Homburg, die Hessische Landjugend, die Arbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Lande, der Hessische Waldbesitzerverband und der Regionalpark Rhein-Main.
Kreislandwirt Dr. Matthias Mehl sprach zur Situation der Betriebe im Großraum Frankfurt. Trotz der insgesamt geringen Erntemengen der Getreideernte 2015 müssten wir derzeit einen starken Preisdruck am Getreidemarkt feststellen. Im Sog der Abwärtsbewegungen auf den internationalen Rohstoffmärkten, ausgelöst vor allem durch die Probleme in China und Russland/Ukraine, hätten sich die Getreidepreise seit Ende Mai um rund ein Viertel verringert. "Preisdruck herrscht derzeit bei allen landwirtschaftlichen Produkten von Getreide und Raps bis hin zu Milch und Schweinefleisch", so das Vorstandsmitglied des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins und des Regionalbauernverbandes Frankfurt-Wetterau. Auch bei Zuckerrüben, Kartoffeln und Körnermais seien geringere Ernten zu erwarten. Als problematisch bezeichnete Dr. Mehl infolge der Trockenheit auch die Futterversorgung der hessischen Tierhaltungsbetriebe.
Zahlreiche Ehrengäste würdigten das Engagement
Bei der Eröffnungsveranstaltung begrüßte der FLV-Vorsitzende HBV-Vizepräsident Armin Müller, die stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Landfrauenverbandes Ursula Pöhlig, den Vorsitzenden der Hessischen Landjugend, Lars Höppner, die Hessische Finanzstaatssekretärin Dr. Bernadette Weyland, Frankfurts Stadtrat Wirtschaftsdezernent Markus Frank, die Hessische Milchkönigin Svenja I. und die Hessische Rapsblütenkönigin Nadine I., die auf die Situation der Landwirtschaft und auf die Bedeutung des Erntefestes eingingen. Armin Müller rief auf Grund der Trockenheit und des gegenwärtigen Preisverfalls für die meisten landwirtschaftlichen Produkte die Politik zu Gegenmaßnahmen auf (siehe Folgebericht). Staatssekretärin Dr. Weyland dankte dem FLV für die Durchführung des traditionellen Erntefestes mitten in der Großstadt. Die Landwirte hätten hier Gelegenheit, sich der städtischen Bevölkerung darzustellen und auf die Erzeugung qualitätsvoller Nahrungsmittel hinzuweisen. „Die Frankfurter Landwirtschaft ist ein bedeutender Teil der Wirtschaft Frankfurts. Wir werden dafür sorgen, dass sie hier weiterhin eine Zukunft hat“, sagte Frankfurts Wirtschaftsdezernent Markus Frank. Weitere Ehrengäste hieß Vorsitzender Gritsch zum Rundgang über das Erntefest willkommen sowie Kreisbauernverbandsvorsitzende und FLV-Vorstandsmitglieder.
Rü – LW 38/2015