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Günstige Bedingungen für Fußkrankheiten

Pilzkrankheiten im Wintergetreide – Was ist zu erwarten?

Aktuell steht das Wintergetreide in allen Regionen ansprechend gut. Im Herbst liefen die Bestände, im Gegensatz zum Winterraps, meistens zügig auf und vor Wintereintritt fand eine ausreichende Jugendentwicklung statt. Im Februar fror an vielen Orten der Blattapparat mehr oder minder zurück, vor allem wenn keine Schneeauflage vorhanden war. Wintergerste, Winterroggen und Triticale befinden sich im Schossen und Winterweizen dürfte nun ebenfalls anfangs Schossen sein. Was ist nun für 2021 zu erwarten? Welche Fungizide soll man vorplanen beziehungsweise einkaufen? Ist es sinnvoll, vorzeitig zu planen?

Die typischen Symptome der Septoria-Blattdürre an Winterweizen sind auf den alten Blättern vor allem bei Stoppelweizen auszumachen. Foto: Nöth

Die aktuelle Vegetation wird wohl kaum den gleichen Verlauf nehmen wie im Vorjahr. Niederschlags- und Temperaturverlauf werden darüber bestimmen, welche Schadpilze begünstigt werden und welche unbedeutend bleiben. Bis vor Winter wies Wintergerste häufig Netzflecken, Rhynchosporium-Blattflecken und in geringem Maß auch Zwergrost auf. An anfälligen Getreidesorten war auf den Blättern Befall von Mehltau festzustellen. Spätestens mit den stärkeren Frösten im Februar sind Mehltau und Rosterkrankungen abgestorben. Die typischen Symptome der Septoria-Blattdürre an Winterweizen sind auf den alten Blättern vor allem bei Stoppelweizen auszumachen.

Womit ist 2021 zu rechnen?

Für die Erreger der Halmbrucherkrankung herrschten aufgrund der leicht überdurchschnittlichen Niederschläge in den Monaten Dezember und Januar in Verbindung mit moderaten Temperaturen günstige Infektionsbedingungen, sodass sie sich an der Halmbasis ansiedeln konnten. Deshalb sollten vor allem Betriebe mit hohem Wintergetreideanteil ein Augenmerk auf die Fußkrankheiten richten. Das Risiko für Halmbruch wird aktuell als relativ hoch beschrieben. Maßgeblichen Anteil am Fortschreiten der Erkrankung haben Niederschläge beziehungsweise anhaltende Blattnässe im April und Mai. Hier hilft ein Blick in das Entscheidungshilfemodell SIMCERC unter www.isip.de, wobei Bekämpfungsmaßnahmen frühestens ab dem Zwei-Knotenstadium sinnvoll sind.

Nach dem sehr wechselhaften Start in den Frühling lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt kaum eine Vorhersage bezüglich Blattkrankheiten treffen. Momentan scheint es so, als könnten die Kulturen die erste Schossphase ohne größeren Krankheitsdruck überstehen. Die weitestgehend durchschnittlichen Niederschlagsmengen im März standen meist in Verbindung mit reichlich Wind, sodass Blattnässezeiten nur von kurzer Dauer waren. Aktuell findet man Wintergerste mit ausgeprägtem Befall durch Rhynchosporium-Blattflecken mit Befallshäufigkeiten von bis zu 100 Prozent. Dies ist besonders bei Vorfrucht Gerste der Fall. Eine Ursache dürfte die mangelhafte Stoppelbearbeitung nach der letztjährigen Getreideernte sein. Dieser Umstand begünstigt auch die Blattdürre Septoria tritici, weshalb das Augenmerk auf Stoppelweizen zu richten ist.

Echter Mehltau und Rosterkrankungen weisen eine sehr dynamische Entwicklung auf, benötigen aber auch die entsprechende Sortenempfindlichkeit. Mehltau ist nur noch selten ertragswirksam, dagegen gefährden die Rostpilze die Ertragsbildung stark. Mit Gelbrost muss bei Weizen als auch Triticale bereits während der Schossphase gerechnet. Das aktuell empfohlene Weizensortiment weist keine hohe Gefährdung auf, bei Triticale gelten Sorten wie KWS Aveo und SU Agendus als anfällig. Allerdings ist man vor Überraschungen beim Gelbrost durch die Anpassung seiner Rassen nicht gefeit.

Der Braunrost des Weizens und der Zwergrost der Gerste nehmen erst ab dem Ährenschieben richtig Fahrt auf. In einer pfluglosen Weizen-Fruchtfolge sollte auch auf den DTR-Blattfleckenerreger geachtet werden, der in 2019 des Öfteren auftrat. Kurze Entwicklungsintervalle erfordern zumindest ab dem Ährenschieben eine konsequente Beobachtung. Von den neueren Empfehlungssorten sind Asory, Elixer, LG Initial und KWS Depot anfälliger eingestuft.

Grundsätzlich sollte man sich bewusst sein, dass im Frühjahr die Kulturen normalerweise den Krankheiten davonwachsen, das heißt die neu gebildeten Blätter sind vorerst befallsfrei. Die April- und Maiwitterung werden darüber im Wesentlichen bestimmen.

Ulrich Nöth, DLR Rheinhessen- Nahe-Hunsrück – LW 15/2021
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