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Hohe Erträge bei sehr niedrigen Stärkegehalten

Landessortenversuch Speisekartoffeln 2023, mittelfrühes Segment

Im mittelfrühen Segment wurden insgesamt zwölf Sorten auf einem Standort in Rheinland-Pfalz geprüft. Erstmals standen im Versuch die zwei vorwiegend festkochenden Sorten Belami und Taormina und die festkochende Sorte Emiliana. Alle Sorten wurden im Frühjahr in weißen Kunststoffkisten vorgekeimt.

Links die frühen und rechts die mittelfrühen Sorten am LSV-Standort Haßloch. Im Vordergrund links eine Leimtafel zur Überwachung des Zuflugs von Zikaden. Foto: Mohr

Nach den warmen und trockenen Monaten Januar (WS Schifferstadt: und 3,8°C) und Februar (und 2,4°C) verhinderten Regentage in der dritten Märzdekade den üblichen Pflanztermin in den letzten Märztagen. Die Pflanzung konnte dann am 6. April per Handeinlage durchgeführt werden. Die Bodentemperaturen bewegten sich dabei bis Mitte April über und danach unterhalb des Vorjahres. Insgesamt waren dadurch die Temperaturen ausgeglichen beziehungsweise das vieljährige Mittel wurde erreicht.

In den darauffolgenden Wochen blieb es relativ kühl und feucht. Die fehlenden Sonnenstunden ließen an den 14 Regentagen in dieser Phase kein zügiges abtrocknen des Bodens und der Blätter zu. Dadurch konnte bereits am 19. Mai Primärbefall von Phytophthora infestans an Stängeln- und Blättern bonitiert werden.

Die Witterung sorgte für eine deutlich verzögerte Abreife

Vor allem mit wärmeren Nächten erfolgte dann ab der dritten Maidekade der Wetterumschwung. Mit einem starken Plus von 4,1 °C zum vieljährigen Mittel, 358 Sonnenstunden und nur fünf Regentagen folgte der Juni. Diese trockene und sehr sonnige Witterung und der frühzeitige Einsatz von Fungiziden begrenzte die Ausbreitung von Phytophthora infestans. Auf der anderen Seite begünstigte diese Witterung das sehr starke Aufkommen von Kartoffelkäfern und den Zuflug von verschiedenen Zikadenarten.

Die feuchten Sommerwochen ab der 3. Julidekade ließen den Phytophthora Infektionsdruck über eine längere Phase wieder ansteigen (Prognosemodell SIMPHT 3). Zusätzlich wurde durch diese feuchte Witterung mit moderaten Temperaturen und wenigen Sonnenstunden die Abreife deutlich verzögert. Besonders die sehr niedrigen Stärkegehalte und die hohen Erträge sind Anzeichen für diese Wetterlage.

Außergewöhnlich hohe Roherträge

Der durchschnittliche Rohertrag von 739 dt/ha (2022: 631 dt/ha, 2021: 655 dt/ha, 2020: 450 dt/ha) kann als außergewöhnlich hoch bezeichnet werden. Auch liegt er deutlich über dem fünfjährigen Mittel von 569 dt/ha. Das Augenmerk muss aber auf den Relativertrag gerichtet werden, da es um den Vergleich zwischen den Sorten geht.

Insgesamt lagen sechs Sorten statistisch abgesichert über dem Durchschnitt. 2022 noch mit rel. 108 beziehungsweise Rang fünf, konnte Polly mit rel. 126 einen statistisch abgesicherten Höchstertrag erzielen. Es folgte Merle mit rel. 117, nach dem sie 2022 und 2021 mit rel. 117 beziehungsweise rel. 120 an der Spitze lag.

Die neue Sorte Belami belegte mit rel. 116 den dritten Rang. Auch statistisch über dem Mittel lagen Mary Ann mit rel. 113 (2022: rel. 112, 2021: rel. 113), Madeira mit rel. 112 (rel. 110, 2021: rel. 112, 2020: rel. 101) und die neue Sorte Taormina mit rel. 111.

Statistisch nicht mehr absicherbar, aber dennoch über dem Durchschnitt, lagen die Sorten Regina (rel. 102, 2022: rel. 98, 2021: rel. 105, 2020: rel. 93) und Columbia (rel. 101, 2022: rel. 113). Santera konnte mit rel. 99 (2022: rel. 104) nicht mehr die 100-Prozent-Marke erreichen. Wie bereits 2022 konnte bei den Sorten Sandra (88, 2022: rel. 91) und Lilly (rel. 86, 2022: 2022: rel. 92) statistisch abgesicherte Mindererträge gemessen werden. Noch deutlich niedriger lag der Ertrag bei der neuen Sorte Emiliana mit rel. 66.

Manfred Mohr, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Neustadt/Weinstraße – LW 4/2024
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