Auch ohne Beregnung unerwartet guter Ertrag

LSV mittelfrühe Speisekartoffeln

Im mittelfrühen Segment wurden insgesamt zwölf Sorten auf zwei verschiedenen Standorten in Rheinland-Pfalz geprüft. Erstmals standen im Versuch die festkochenden Sorten Montana, Almonda und Granada. Weiterhin waren noch die vorwiegend festkochende Sorte Otolia und die mehligkochende Sorte Lucilla erstmals in der Prüfung. Manfred Mohr vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Neustadt/Weinstraße, stellt die Ergebnisse vor.

Die Sortenversuche wurden an zwei Standorten, einer mit und einer ohne Beregnung, durchgeführt.

Foto: Mohr

Seit 2015 kooperieren das DLR R-N-H und das Bundessortenamt in Haßloch im Bereich der Sortenprüfung miteinander. Am Standort in Nieder-Hilbersheim, Rheinhessen, konnten ab 2015 keine unabhängigen Sortenversuche mehr durchgeführt werden. Der neue Standort Standort Böhl-Iggelheim, Rhein Pfalz Kreis, verfügt über eine Rohr-Beregnung.

Standort Böhl-Iggelheim mit Beregnung

Gepflanzt wurde am 10. April per Handeinlage, vierreihig ohne Pflanzgutbehandlung in vorgezogene Dämme. Der Dammaufbau mit Fräse erfolgte einige Tage nach der Pflanzung. Die chemische Beikrautregulierung erfolgte im VA- und NA-Verfahren. Durch die sehr hohen Temperaturen im Juli hat die Abreife deutlich früher eingesetzt. Daraus resultierend konnte bereits am 19. August bei neun Sorten eine sehr weit fortgeschrittene Abreife bonitiert werden. So konnte die Ernte bereits am 27. August durchgeführt werden.

Der durchschnittliche Rohertrag von 441 dt/ha (2014: 591 dt/ha) lag auf einem mittleren Niveau. Das Augenmerk muss trotzdem auf den Relativertrag gerichtet werden. Wie schon im Jahr 2014 erreichte die vorwiegend festkochende Sorte Ribera mit relativ 133 den höchsten Ertrag. Ebenfalls mit abgesichertem überdurchschnittlichem Ertrag folgte die neue Sorte Otolia (rel. 130). Mit rel. 109 konnte die zweite neue festkochende Sorte Granada überzeugen. Leicht unterdurchschnittliche Erträge zeigten die neuen Sorten Alomonda (rel. 90) und Lucilla (rel. 91). Bei beiden Sorten lag der Knollenansatz mit 10,7 beziehungsweise 10,3 unter dem Mittel von 11,7 Knollen/Staude. Von den neuen Sorten erzielte Montana mit rel. 82 den niedrigsten Wert. Betrachtet man den Speisewareertrag, zeigte sich wieder Ribera (rel. 133, 2014: rel. 145) an der Spitze. Einen Sprung nach vorne machte die neue

Sorte Granada mit rel. 120. Mit den niedrigsten durchschnitt-

lichen Knollengewichten blieben die Sorten Lilly (rel. 83, 84 g) und Diplomat (rel. 78, 85 g) statistisch abgesichert bei Mindererträgen. Ebenfalls auf diesem niedrigen Niveau lagen Otolia (rel. 79, 200 g), Lucilla (rel. 78, 121 g) und Annalena (rel. 76, 121 g). Die mehlige Sorte Diplomat erreichte im Stärkegehalt mit 17,3 Prozent (2014: 15,8 Prozent) mit deutlichem Abstand den höchsten Gehalt. Ihre Fähigkeit zu überdurchschnittlichen Werten bestätigte Laura mit 15,1 Prozent mehrjährig. Die neue mehligkochende Sorte Lucilla erzielte mit 14,8 Prozent einen überdurchschnittlichen Wert. Die restlichen Sorten bewegten sich in einem relativ engen Korridor zwischen 14,6 Prozent (Otolia) und 13 Prozent (Ribera).

Sortierung: Sehr große Unterschiede zwischen den Sorten konnten bonitiert werden. Nur drei Sorten erreichten überdurchschnittliche Werte. Den höchsten Anteil hatte die Sorte Otolia mit 47 Prozent bei 8,0 Knollen/Staude und mit dem höchsten Knollengewicht von 200 g und einer mittleren Sortierung von 30 bis 60 mm. Dann folgten Lucilla mit 25 Prozent bei 10,3 Knollen/Staude und Annalena mit 20 Prozent bei 10,7 Knollen/Staude und einem durchschnittlichen Knollengewicht von 121 g. Bei der neuen vorwiegend festkochenden Sorte Granada konnte bei dem zweithöchsten Knollengewicht von 135 g, 9,3 Knollen/Staude und aufgrund ihrer relativ langen Form bei 30 bis 60 mm Sortierung nur 3 Prozent Übergrößen bonitiert werden. Regina erreichte mit den Parametern niedrigstes Knollengewicht von 80 g und überdurchschnittlichem Knollenansatz (13,4 Knollen/Staude) mit 0 Prozent den geringsten Anteil an Übergrößen.

Die Ergebnisse der Knollenbonitur sind den Tabellen zu entnehmen.

Standort Haßloch, Bad Dürkheim, ohne Beregnung

Nach Termingerechter Pflanzung (23. März) bei gut abgetrocknetem Boden blieb es bis zur Sikkation am 31. August zu trocken. Moderate Temperaturen bis Anfang Juli sorgten bei steigenden negativen Wasserbilanzen von März bis Juni für eine gezügelte Jungpflanzenentwicklung. Durch die hohen Lufttemperaturen von oftmals über 32°C erreichte im Juli die negative Wasserbilanz mit 110 mm ihren Höhepunkt. Die wenigen Niederschläge im Juli und August und die hohe Wassernachlieferung der Versuchsfläche reichten dennoch aus, um einen überraschend positiven durchschnittlichen Rohertrag von 539 dt/ha zu erzielen. Um die Sorten miteinander vergleichen zu können, sollte aber nur der Relativertrag herangezogen werden. Zwischen der mechanischen Sikkation am 31. August und der Ernte am 14. September lagen nur 14 Tage.

Der mittlere Rohertrag der drei Verrechnungssorten Laura, Allians und Lilly lag trotz des ausgeprägten Niederschlagsdefizit bei 507 dt/ha. Wie schon auf dem beregneten Standort, lagen die zwei Sorten Ribera (rel. 124) und Otolia (rel. 122) statistisch abgesichert über dem Mittel des Versuches. Gleiches kann von den beiden neuen Sorten Granada (rel. 127) und Montana (rel. 116) berichtet werden. Etwas überraschend lag als fünfte Sorte Annalena mit rel. 112 auch statistisch abgesichert über dem Mittel. Als einzige Sorte erzielte Regina mit rel. 79 einen deutlich abgesicherten unterdurchschnittlichen Ertrag. Die neuen Sorten Almonda (rel. 104) und Lucilla (rel. 98) bewegten sich im Mittelfeld.

Im Vergleich zum Rohertrag blieb die Gruppe der fünf führenden Sorten beim Speisewareertrag zusammen. Nur die Reihenfolge innerhalb der Gruppe hat sich durch den unterschiedlichen Anteil an Übergrößen verschoben. Da Otolia mit 54 Prozent Übergrößen den höchsten Wert erzielte, konnte sie mit rel. 111 innerhalb der führenden Sorten den geringsten Ertrag erreichen. Entsprechend erreichte Ribera mit dem geringsten Übergrößenanteil von 16 Prozent den höchsten Relativertrag von 127. Die aus sechs Sorten bestehende Gruppe mit durchschnittlichen Erträgen zeigte nur innerhalb der Gruppe geringe Verschiebungen. Die ertraglichen Unterschiede sind aber statistisch nicht absicherbar.

Trotz eines geringen Anteils an Übergrößen von 8 Prozent, war der Rohertrag der Sorte Regina zu gering, um aus dem Bereich des statisch abgesicherten Minderertrags herauszukommen. Zusätzlich zeigte sich bei der festkochenden Sorte ein relativ hoher Anteil von 6 Prozent an Untergrößen. So lag der Speisewareertrag nur bei rel. 81.

Wie schon auf dem beregneten Standort erreichte die mehlige Sorte Diplomat im Stärkegehalt mit 18,3 Prozent den höchsten Wert. Die zweite mehlige Sorte Lucilla lag mit 14,9 Prozent ebenfalls im höheren Bereich. Lilly erreichte in diesem mehligen Segment mit 13,4 Prozent den niedrigsten Gehalt. Von allen Sorten konnte bei Ribera mit 11,5 Prozent der geringste Wert gemessen werden. Dieses konnte auch beim zweiten Standort beobachtet werden. Die drei neuen Sorten Almonda, festkochend, Otolia und Granada, beide vorwiegend festkochend, erzielten mit 15,8 Prozent, 15,3 Prozent und 15 Prozent überdurchschnittliche Werte. Die Ergebnisse der Knollenbonitur sind den Tabellen zu entnehmen.

 – LW 6/2016