Die Landwirtschaft wird digital – auf der Agritechnica wurden viele Lösungen vorgestellt, die dem Landwirt den Weg in das Zeitalter der Landwirtschaft 4.0 erleichtern sollen. Automatische Dokumentation, die Unterstützung bei der Einhaltung der Nährstoffobergrenzen durch die neue Düngeverordnung oder die Einbindung von Satellitenbildern als Unterstützung bei der Bestandesführung sind nur einige Stichworte. Das LW stellt ausgewählte Lösungen vor.
Als Innovationspartner in Sachen Smart Farming präsentierte sich in Hannover die Firma Reichhardt aus dem mittelhessischen Hungen. Neben der neuen integrierten Softwarelösung Holmer Smart Turn für den Zuckerrübenroder Terra Dos T4, die einen vollautomatischen Wendevorgang des Roders am Vorgewende ermöglicht und für die Reichhardt gemeinsam mit Holmer mit einer Agritechnica-Silbermedaille ausgezeichnet wurde, präsentiere das Unternehmen auf der Messe viele Lösungen für Lenksysteme.
Reichhardt mit klarem Bekenntnis zum Isobus
Dabei leistet die Firma Reichhardt ein klares Bekenntnis zum Isobus und stellte verschiedene Neuentwicklungen in ihrer Iso-Familie vor. „Wir bieten auch verschiedene Nachrüstmöglichkeiten für die Landwirte, die kein Isobus am Schlepper haben“, erklärte Andrea Reichhardt. Beispielsweise einen Isobus-Nachrüstkabelsatz als Grundausstattung, eine nachrüstbare elektronische Isobus-Kraftheberregelung mit Druck- und Lageregelung sowie ein virtuelles Isobus-Anbaugerät für leichtere Bedienbarkeit und bessere Dokumentation. Auch bei den Isobus-fähigen PSR-Lenksystemen mit Sensoren hatte Reichhardt eine Innovation dabei. Das Lenksystem mit flexiblem Reihentaster PSR Tac, das bisher vorwiegend in der Maisernte eingesetzt wurde, findet nun auch bei selbstfahrenden Feldspritzen seinen Einsatz. Im Weinbau arbeitet das Lenksystem mit Ultraschall-Sensoren und ermöglicht das exakte automatische Steuern in den Rebzeilen. Sehr zufrieden zeigte sich Andrea Reichhardt mit der Entwicklung bei dem Korrekturdatendienst RTK Clue: „Wir haben ein gutes Servicenetz, das schätzen unsere Kunden ebenso wie die zuverlässigen Korrekturdaten.“
Yara ist neuer Partner von 365 FarmNet
Für die automatische Dokumentation von Arbeiten und Maßnahmen auf dem Feld hat 365FarmNet auf der Agritechnica eine Lösung vorgestellt. Alle Daten, die zu Maßnahmen von verschiedenen Maschinen und Geräten über beispielsweise App, Terminal oder 365ActiveBoxen in unterschiedlichen Datenformaten in die Farmmanagement-Plattform fließen, werden in einen zentralen Eingangsbereich gelegt. Dort können sie vom Landwirt überprüft, gegebenenfalls angepasst und bestätigt werden. „Eine hundertprozentige Maschinenanbindung ist wichtig, damit so ein System Sinn macht“, erklärte Geschäftsführer Maximilian von Löbbecke in Hannover. Dafür hat das Unternehmen die Aktiv-Boxen entwickelt, die an den Maschinen die Daten erheben, die nicht über Terminals angebunden sind. „Wir erheben die Daten direkt, wir wollen keine Routersysteme einsetzen, die als Datenmittler dazwischengeschaltet sind“, so von Löbbecke. Ab Dezember können Landwirte ihre Düngeplanung mit Yara Plan in 365FarmNet umsetzen, denn Yara ist neuer Partner bei 365FarmNet. In der Anwendung wird die Feld-Stall- und die Stoffstrombilanz enthalten sein. Mit dem Baustein können Landwirte den maximalen Stickstoff-Düngebedarf nach Düngeverordnung, sowie den Düngebedarf für die Nährstoffe Phosphor, Kalium, Magnesium und Kalk berechnen. Dabei werden die Vorgaben der regionalen Offizialberatung berücksichtigt.
Claas und 365FarmNet machen Satellitenbilder nutzbar
Mit dem Baustein Crop View von CLAAS steigt 365FarmNet ins Precision Farming ein. Ab Frühjahr 2018 können Landwirte nach Unternehmensangaben Satellitenbilder in 365FarmNet nutzen, um einen Überblick über den Entwicklungsstand der Kulturen zu bekommen. Mit dem Baustein erhält der Landwirt eine übersichtliche und einfache Darstellung der eigenen Schläge und jeweiligen Vegetation und hat die Möglichkeit, daraus Applikationskarten zu erstellen. Marcel Fölsch von Claas erläuterte, dass Schläge nach Frucht gefiltert werden können und Vegetationsunterschiede auf Schlägen auf einen Blick erkennbar sind. Die Rohdaten würden zu aussagekräftigen Informationen verarbeitet, die den Landwirt in seinen Entscheidungen für teilflächenoptimierte Maßnahmen unterstützten.
My Data Plant bietet Bestandeskontrolle per Satellit
Mit Satellitenbildern arbeitet auch My Data Plant, ein Unternehmen der Kleffmann-Group. Mit My Data Plant können Landwirte nach Angaben des Herstellers die Felder auf Basis von aktuellsten Sentinel-Satellitendaten variabel und bedarfsgerecht düngen. Hierfür werden die hochauflösenden Satellitenbilder von Kleffmann weiterverarbeitet. Der Landwirt kann sich über ein Webportal einloggen und seine Flächen einzeichnen. Die erfassten Flächen werden mit den hochaktuellen Satellitendatenkombiniert, darauf aufbauend erstellt My Data Plant Biomasse- und Düngekarten, die per USB-Stick direkt auf ein Schlepper-Terminal oder Tablet übertragen werden können. Die Applikationskarten sollen mit allen gängigen Terminals kompatibel sein. Die Biomassekarten sollen Bestandsunterschiede innerhalb der Bestände erkennen lassen. Durch die regelmäßigen Satellitendaten werden die Felder auf ihre Bestandsentwicklung hin analysiert. Die Kleffmann Group garantiert den Nutzern höchste Datensicherheit. Die Daten werden in Deutschland gespeichert.
App von Bayer erkennt auch physiologische Blattschäden
Bayer bündelt seine Angebote zum Thema Digital Farming unter der Marke xarvio. Auf der Agritechnica hat Bayer zwei Lösungen vorgestellt, mit denen sie starten: die Scouting App und den Fieldmanager. Die kostenlose Scouting App ist besonders interessant: Mit ihr kann der Landwirt Unkräuter und Krankheiten an den Kulturpflanzen erkennen sowie physiologische Blattschäden ausmachen. Außerdem erlaubt eine Einschätzung der Stickstoffaufnahme bei Weizen und Raps. Per Foto lassen sich beispielsweise Art und Anzahl der Käfer in einer Gelbschale im Rapsschlag ermitteln. Außerdem bietet Bayer demnächst den Field Manager an, der kostenpflichtig sein wird und mit Hilfe der Satellitenbilder Hilfestellung beim Fungizideinsatz geben soll. Einmal täglich wird pro Feld ein Luftbild gemacht und der Biomasseindex berechnet. Die Wetterdaten werden zu Hilfe genommen, um anhand des Biomasseindexes eine Empfehlung für den richtigen Zeitpunkt der Fungizidapplikation zu errechnen und Applikationskarten zu erstellen.
ibs – LW 48/2017