Dass während der turbulenten Wirtschaftswunderjahre aktive Winzer, Landwirte, Gärtner und Hauswirtschafterinnen zusätzlich zur täglichen Arbeit die Ausbildung zum Meister ihres Berufes auf sich nahmen, war nicht selbstverständlich. „Das war die Zeit des rasanten Modernisierens, der technischen Entwicklung und der enormen Leistungssteigerung“, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Ökonomierat Norbert Schindler anlässlich der Goldenen Meisterfeier des Jahrgangs 1966.
„Die Zahl der Absolventen der Meisterkurse verdoppelte sich 1966 gegenüber dem Vorjahr, ein Beleg für die Erkenntnis, dass Professionalität und Nachwuchsausbildung die Fundamente für zukunftsfähige Betriebe sein würden.“ Im Kurhaus von Bad Kreuznach verlieh Präsident Schindler gemeinsam mit dem Speyerer Weihbischof Otto Georgens, der die Festansprache hielt, an Winzer, Landwirte, Gärtner und Hauswirtschafterinnen, die im Jahre 1966 erfolgreich ihre Meisterausbildung abschlossen, den Goldenen Meisterbrief als Auszeichnung für eine Lebensleistung mit hohem Wert für Wirtschaft und Gesellschaft.
Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs
Präsident Schindler betrachtete in einem kurzen Rückblick die Zeit um 1966 als die Zeit des steilen wirtschaftlichen Aufschwungs. Winzer, Landwirte, Gärtner und Hauswirtschafterinnen mussten in dieser Phase neben der eigentlichen Produktion die Entwicklung ihrer Betriebe vorantreiben und die Voraussetzungen für die Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit schaffen.
Die Meisterqualifikation sei dabei für viele eine selbstverständliche Grundlage für ihre berufliche und unternehmerische Existenz geworden. Als Ausbilder hätten sie ihr Wissen vielfach an den beruflichen Nachwuchs weitergegeben und damit entscheidend zur Zukunftssicherung des Berufsstandes im Land beigetragen.
Mit einem Zahlenvergleich von 100 000 landwirtschaftlichen Betrieben damals in Rheinland-Pfalz und 18 000 heute machte der Kammerpräsident den seitdem vollzogenen Strukturwandel in der Landwirtschaft aufmerksam.
Der Speyerer Weihbischof Otto Georgens verriet zu Beginn seiner Festansprache, dass seine Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb besaßen und er demzufolge bereits als Kind eng mit Landwirtschaft und Weinbau verbunden war. Vor 50 Jahren, als die Goldenen Meister von heute ihre Meisterfortbildung erfolgreich abschlossen, stand er vor der Entscheidung, „Winzer in Weisenheim am Berg oder Winzer im Weinberg des Herrn zu werden“.
Er entschied sich damals für die zweite Option, erinnert sich aber noch sehr gut an die Mitarbeit im elterlichen Betrieb während der Schul- und Studienzeit. Die Handarbeit in Weinberg und Keller sei manchmal eine „wahre Schinderei“ gewesen. Die zunehmende Technisierung habe hier bis heute viel Erleichterung gebracht, geblieben sei jedoch die Abhängigkeit von der Natur, besonders von der Fruchtbarkeit der Böden und der Gunst des Wetters. Bischof Georgens gratulierter den Goldenen Meistern für ihr Engagement und die über viele Jahre wahrgenommene Vorbildfunktion. „Sie haben mit Ihrer Arbeit auf dem Feld und im Weinberg am Werk des Schöpfers teilgenommen.“
Stellvertretend für die Goldenen Meister dankte Landwirtschaftsmeister Fritz Steegmüller aus Offenbach an der Queich der Landwirtschaftskammer für die Einladung, die Verleihung des Goldenen Meisterbriefs und die Ausrichtung einer würdigen Feier im Kurhaus in Bad Kreuznach.
Viele Goldene Meisterbriefe konnten übergeben werden
Von den 180 Meistern des Jahrgangs 1966 nahmen in Bad Kreuznach 105 den Goldenen Meisterbrief in Empfang. 43 weitere erhalten ihren Goldenen Meisterbrief mit der Post zugestellt.
lwk rlp – LW 23/2016