Es wird nicht einfacher

Der Blick in das kommende Jahr bietet keinen Anlass zu übermäßigem Optimismus. Die Welt ist im Aufruhr, die Krisenherde und die Destabilisierung in Nordafrika und dem Nahen Osten nehmen eher noch zu, und verlässliche Partner auf europäischer und globaler Ebene werden weniger. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Land- und Agrarwirtschaft.

Am 20. Januar wird Donald Trump als neuer amerikanischer Präsident vereidigt. Im Wahlkampf hat er angekündigt, Handelsschranken aufzubauen, Strafzölle einzuführen, die Verhandlungen zu TTIP zu stoppen und das bereits ausgehandelte Pazifische Freihandelsabkommen nicht zu unterschreiben, insgesamt also eine protektionistische Politik zu betreiben. Dies wird Handelsströme verändern mit – allerdings schwer einzuschätzenden – Auswirkungen auf die Agrarmärkte.Die Hinwendung Trumps zu den fossilen Brennstoffen könnte dagegen konkret Druck auf Getreidemärkte ausüben, weil weniger Mais und Getreide versprittet werden könnten.

Auf europäischer Ebene steht mittelfristig der Brexit an, der für die deutsche Agrarwirtschaft je nach Verhandlungsausgang mehr oder weniger große Auswirkungen haben wird. 2015 lieferte Deutschland immerhin Agrargüter im Wert von 4,5 Mrd. Euro nach Großbritannien. Schwer wiegt auf jeden Fall der Verlust der Briten als Nettozahler in der EU und als Fürsprecher einer liberalen Wirtschaftspolitik.

Am konkretesten könnten sich allerdings die Bundestagswahlen im September auswirken. Schon der Wahlkampf wird die Bauern und den Berufsstand belasten. Die Grünen haben sich die Agrarwende auf die Fahnen geschrieben und schrecken wie beispielsweise Anton Hofreiter auch vor abstrusen Vorwürfen (Verbindung von Agrarexport und Fluchtursachen) nicht zurück. Im Falle einer Regierungsbeteiligung würden sie auf massive Änderungen in der Tierhaltung, beim Einsatz von Dünge-und Pflanzenschutzmitteln sowie bei der bisherigen Agrarexportpolitik dringen.

Die nächste Bundesregierung wird zudem erheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung der nächsten Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2020 haben.

Cornelius Mohr – LW 52/2016