Für Deutschland nichts Neues

Die Vorschläge, mit denen die EU die Position der Milchbauern stärken will und die vergangene Woche von der Kommission veröffentlicht wurden, bieten für deutsche Verhältnisse nicht viel Neues. Die Standards, die auf europäischer Ebene festgelegt werden sollen, sind hierzulande größtenteils schon umgesetzt. Deutsche Milcherzeuger, die ihre Milch an private Molkerein liefern, sind in der Regel schon per Einzelvertrag oder über Verträge, die eine Milchliefergemeinschaft ausgehandelt hat, an die Molkerei gebunden. Offensichtlich sind aber diese Standards in manchen anderen EU-Ländern nicht vorhanden. Von daher kann man die Vorschläge auch als Bestätigung der deutschen Regelungen sehen. Die Grenzen, die die Kommission für die über eine Erzeugergemeinschaft zu vermarktende Milchmenge aufstellen will, wären aus deutscher Erzeugersicht allerding eher ein Rückschritt.

Die Kommission spricht mit ihren Vorschlägen Milcherzeuger an, die nicht in einer Genossenschaft organisiert sind. In Deutschland aber werden 70 Prozent der verarbeiteten Milch von Molkereigenossenschaften erfasst und verarbeitet. Für die Genossenschaftsmitglieder bieten die Kommissionsvorschläge kaum etwas. Darin ist nur die Rede von der zwar wichtigen Stärkung der Erzeuger gegenüber den Molkereien, interessant wären aber auch Vorschläge zur Stärkung der Molkereien gegenüber den Lebensmitteleinzelhandel gewesen. Mit der Begrenzung der Milchmenge, die laut Vorschlag gebündelt werden darf, wird aber deutlich, dass die Kommission insbesondere der Wettbewerbskommissar, vor zuviel Marktmacht der Produzenten Angst hat.

Cornelius Mohr