Grünland – immer wieder vielfältig und spannend

Bodenbeschaffenheit nach dem Regen verheerend

Bei leichtem Nieselregen mit wenigen trockenen Phasen fand die diesjährige Grünlandbegehung des Beratungsringes Rindfleischerzeugung und des Rindermastkontrollringes in Zusammenarbeit mit dem DLR statt. Die Teilnehmer besichtigten jeweils einen Betrieb in Kottweiler-Schwanden und Großsteinhausen.

Die erste Station der Grünlandbegehung fand auf einer Fläche des Betriebes Pfeiffer-Unckrich in Kottweiler-Schwanden statt.

Foto: lwk rlp

Die Bodenbeschaffenheit nach den vielen Regenmengen in den letzten Monaten war verheerend. An ein Viehaustrieb in den nächsten Tagen sei nicht zu denken, weil die Böden wenig tragfähig sind, meint der Experte Christoph Steilen vom DLR Bitburg und rät auch zu keiner mechanischen Pflegemaßnahme mehr, da die Grasbestände mittlerweile schon sehr hoch sind und ein Befahren auch extreme Spuren hinterlassen würde.

Die erste Begehung an diesem Tag fand im Betrieb Pfeiffer-Unckrich in Kottweiler-Schwanden statt. Gleich zu Beginn hat Betriebsleiter Klaus Pfeiffer-Unckrich einen schwierigen Bestand zur Besprechung ausgewählt, der sich sehr vielschichtig darstellte. Die Mähweide hat sehr viele verschiedene Bodenarten. Zudem war ein starker Besatz mit wolligem Honiggras, welches als nicht sehr hochwertig in der Futterqualität einzuordnen ist, sehr präsent. Dennoch wird vom Experten Christoph Steilen eine regelmäßige Bestandsergänzung durch Nachsaat und kein Umbruch mit Neuansaat empfohlen. Die Auswahl der Nachsaat sollte sich im Rahmen der Empfehlungen der DLR-Saatgutprüfungen bewegen.

Trockenresistenz wird immer wichtiger

Diese sind am roten Etikett zu erkennen und durch langjährige Versuche der DLRs auf Nachhaltigkeit geprüft. Besonders wichtig wird künftig auch der Anteil an trockenresistenten Mischungskomponenten sein, weil die Trockenphasen in den letzten Jahren immer länger geworden sind und die richtige Gräserauswahl dann den entscheidenden Vorteil bringt.

Auf das Thema Nährstoffversorgung angesprochen, sieht Christoph Steilen in den Betrieben sehr oft eine fehlende Nährstoffbilanzierung als besonders schwierig an. Viele Betriebe führen den Flächen unzureichende oder überhöhte Mengen der Grundnährstoffe zu. Als Faustzahlen gelten für die Entzüge im Grünland je dt Trockenmasseertrag drei kg N, ein kg P205 und drei kg K20. Nicht angepasste Düngemengen, häufig im Zusammenhang mit niedrigen pH-Werten, führen zu erheblichen ökonomischen Verlusten und machen Nachsaaten beziehungsweise Neuanlagen unrentabel. Steilen erläuterte, dass der pH-Wert, welcher regelmäßig spätestens alle sechs Jahre mit der Bodenuntersuchungspflicht ermittelt werden sollte, entscheidend für das Ertragspotenzial verantwortlich ist. Bei mangelhaftem pH-Wert wird beispielsweise die N-Bindung des Weißklees reduziert, der sehr hohe Ansprüche an die Kalkversorgung stellt. Auch die leistungsstarken und qualitativ im Futterwert hochwertigen Gräser wie Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe, Wiesenschwingel und Wiesenlieschgras werden durch niedrige pH-Werte verdrängt und es verbreiten sich Gräser wie beispielsweise weiches Honig-gras oder Schafschwingel mit geringerem Ertragspotenzial und geringeren Futterwerten.

Die zweite Begehung fand im Betrieb von Sylvia und Peter Lauer in Großsteinhausen statt.Der besuchte Weideschlag entsprach in vielen Belangen schon einem sehr guten Bestand. Hochwertige glänzende Gräser wiesen auf einen starken Weidelgras-Anteil hin, der noch auf eine sehr intensive Nutzung vor Umstellung auf Mutterkuhhaltung hindeutete.

Sitzstangen für Greifvögel gegen Mäusepopulation

Auffallend war der starke Besatz an Mäusegängen und einer enormen Mäusepopulation, was der Experte auch von vielen anderen Regionen in Rheinland-Pfalz berichten konnte. Als gute Gegenmaßnahme wird das Aufstellen von Sitzstangen für Greifvögel empfohlen.

Bei sehr starkem Befall bleibt als chemische Bekämpfung nur die Legeflinte mit Präparaten auf Zinkphosphid-Basis (Rodentizide). Besonders wichtig in dem Zusammenhang ist die Nachsaat, da die Fehlstellen in der Grasnarbe, wie auch bei Wild- oder Fahrschäden, den typischen Problemunkräutern wie etwa dem großen Ampfer eine Keimfläche bietet. Der Spezialist empfiehlt bei normalen Verhältnissen eine Nachsaat von fünf bis sechs Kilogramm im Frühjahr und erneut fünf bis sechs Kilogramm im Herbst. Die Splittung verhindert das Risiko von Ausfällen durch Trockenheit.

Trotz des feuchten und regnerischen Wetters wurde die Veranstaltung von den Besuchern gelobt und positiv beurteilt. Besonderer Dank gilt Christoph Steilen vom DLR in Bitburg, der auch bei vielen weiteren Fragen gut und gerne Auskunft geben konnte. Gerhardt Henn, lwk rlp 

Gerhardt Henn, lwk rlp – LW 18/2024