Jedes menschliche Handeln birgt auch Risiken

„In Deutschland muss sich heute niemand mehr Sorgen wegen BSE machen.“ Diese frohe Botschaft verkündete der Präsident des Friedrich-Loeffler-Institutes, Prof. Thomas Mettenleiter, letzte Woche in Berlin. Dass die­se Nachricht 2010 so unspektakulär daherkommt und kaum ein Medien-Echo erzeugt, hätte man sich vor zehn Jahren, als der erste BSE-Fall in Deutschland festgestellt wurde, kaum träumen lassen.

Alles in Butter könnte man also meinen. In der Rückschau muss man aber auch feststellen, dass durch die regelrechte Hysterie, die sich damals verbreitete, viele Gegenmaßnahmen über das Ziel hinausschossen – und bis heute nicht auf ein wissenschaftlich fundiertes Maß zurückgeführt wurden. Ein Trend, der sich leider wie eine Seuche auf viele andere Bereiche übertragen hat: Eine Null-Risiko-Mentalität hat seitdem um sich gegriffen.

Egal ob bei der Gentechnik, dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder von Klärschlamm, eine risikobasierte Bewertung, die Kosten beziehungsweise Risiken und Nutzen gegeneinander abwägt, findet oft nicht statt. Das beabsichtigte Null-Risiko ist allerdings in vielen Bereichen eine Illusion.

Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Einbußen, die Landwirte durch erhebliche Einschränkun­gen ihres Handelns in Deutschland im Vergleich zu fast allen Wettbewerbern am Weltmarkt erfahren, müssen sie obendrein auch noch einen Großteil der Kosten für dieses übersteigerte Sicherheitsbedürfnis tragen. Und diese sind verglichen mit Maßnahmen, die ein vernachlässigbares Restrisiko zulassen, immens.

Die Milliarden, die hier eingesetzt werden, könnten an anderer Stelle dazu dienen, objektiv deutlich höhere Risi­ken, wie beispielsweise multiresistente Kei­me in der Medizin, zu senken. Mehr dazu in dieser Ausgabe ab Seite 23 und 26.

Karsten Becker